Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
der Schale, und die Flammen tauchten das ganze Gewölbe in ein gespenstisches Licht.
Linda sagte zu Wolf:
„Stell dich dort hin, rechts neben den Eingang, wo ich das letzte Mal den General mit dem Schnauzbart gesehen habe. Ich bleibe hier auf der linken Seite stehen. Du bist dann bei Säule Nummer eins, und ich stehe bei der letzten, der zwölften Säule.“
Wolf wunderte sich zwar über Lindas Reaktion, tat aber, wie ihm geheißen, und meinte:
„Und welche Sprüche sollen wir jetzt aufsagen?“
Es herrschte irgendwie eine gespenstische Atmosphäre im Raum.
Linda deutete auf das Schild über dem Eingang: „Wir werden jetzt nur diese drei Worte sagen, sonst nichts.“
Wolf schaute ebenfalls auf die im Feuerschein schwach schimmernde Metallplatte, und sie sprachen beide im Chor: „WIR SIND HIER!“
Es passierte gar nichts.
Wolf, der insgeheim gehofft hatte, sich auf diese Art und Weise mit einer ihm unbekannten Macht in Verbindung zu setzen, war enttäuscht.
Als er noch einige Male diese Worte wiederholte, meinte Linda: „Wir sind zu wenig. Es müssen zwölf Personen sein. Ich glaube, so könnte es funktionieren.“
„So leicht wird das aber nicht sein, noch zehn weitere Leute zu finden, die wir hierherbringen können und die dabei auch mitmachen“, antwortete Wolf.
„Warten wir es ab, vielleicht ist die Zeit dafür jetzt noch nicht reif“, erwiderte Linda und durchschritt bedächtig nochmals den Versammlungsraum.
Die Flammen in der Bronzeschale waren mittlerweile schon am Verlöschen. Es wurde Zeit für die beiden, sich wieder auf den Heimweg zu machen. Draußen war es bereits so finster geworden, dass sie zumindest die kleinen LED-Lampen einschalten mussten, um zum Wagen zu finden.
Kapitel 17
Sheraton Soma Bay
Franz, der General Manager vom Sheraton Soma Bay, hatte Wolf schon vor einiger Zeit versprochen, ein Treffen mit einem interessanten ägyptischen Archäologen, der nicht unbedingt zu den Anhängern von Said Hamam gehörte, zu organisieren. Da die Sommermonate für so eine solche Zusammenkunft in Ägypten schlichtweg zu heiß waren, vereinbarten die beiden ein Treffen im Spätherbst.
Silvia würde Wolf dieses Mal nach Ägypten begleiten. Für sie war es das erste Mal, dass sie ins Land der Pharaonen reiste. Was für Wolf mittlerweile absolute Routine bedeutete, würde für sie bestimmt ein faszinierendes Abenteuer werden. Aber obwohl Silvia bereits mit dem Zeitphänomen bei der Insel San Borondon vertraut war und auch schon den General persönlich kennengelernt hatte, stand sie Wolfs Geschichten von seinen ungewöhnlichen Erlebnissen sehr skeptisch gegenüber. Deshalb verzichtete er auch darauf, ihr Einzelheiten über seine Erfahrungen mit den Zeitphänomenen zu erzählen.
Sie zeigte aber sehr wohl ein reges Interesse an der altägyptischen Kultur. Den mystischen Teil davon wollte sie jedoch lieber weglassen.
Auch dieses Mal würde Wolf wieder einen Mietwagen von Aladin bekommen. Damit würden die beiden viele unbekannte antike Sehenswürdigkeiten besuchen, auch solche, die von den normalen Touristen gar nicht erreicht werden konnten.
Silvias Aversion gegen das Fliegen schien nicht nur endgültig verschwunden zu sein. Nein, sie schien es richtig zu genießen, jetzt, wo in Europa schon kühles, regnerisches Herbstwetter herrschte, in die warmen Gefilde des nördlichen Afrikas zu fliegen. Wolf hatte ihr schon Wochen zuvor einen umfangreichen Reiseführer von Ägypten gegeben, mit dem sie sich ein wenig auf diese Reise vorbereiten konnte.
„Ich bin neugierig, wie dir das Land am Nil gefallen wird“, sagte er zu ihr.
Er deutete nach unten und ergänzte: „Schau hinunter, wir werden gleich Kairo überqueren. Wenn wir Glück haben, kann man von dieser Seite des Flugzeugs sogar die Pyramiden sehen.“
Die größte Stadt Afrikas, mit mehr als zwanzig Millionen Einwohnern, lag nun direkt unter ihnen.
Silvia schaute interessiert aus dem kleinen Flugzeugfenster. Noch nie hatte sie eine so große Stadt gesehen. Der Nil, welcher Kairo in zwei Hälften teilte, wirkte dagegen eher klein und winzig.
„Jetzt werden wir noch bis ans Rote Meer über fast unbewohntes Gebiet fliegen, und in einer halben Stunde erreichen wir Hurghada.“
Kurz darauf erschienen auch schon die Anschnallzeichen im Flugzeug.
Erst während des Landeanflugs konnte Silvia erkennen, dass da unten so gut wie kein Grün zu sehen war. Keine Wiesen und, von den vereinzelten Palmen abgesehen, schien es auch keine Bäume
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