Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
unbeleuchteter Fahrzeuge verlief dann die restliche Fahrt bis nach Luxor recht ruhig.
Es war bereits gegen Mitternacht, als die zwei beim Sheraton Hotel, welches direkt am Nil lag, ankamen. Das Zimmer dort war, so wie Franz es versprochen hatte, für sie bereits reserviert.
Kapitel 19
Die Mastaba der Sechmet
Am nächsten Morgen, als sie beim Frühstück auf der Nilterrasse saßen, meinte Wolf: „Bevor wir ins Tal der Könige fahren, möchte ich noch einen alten Bekannten besuchen, Rassul. Er bewohnt ein Haus am Hang von Qurna, direkt neben den Gräbern der Noblen. Es ist ein reiner Gedankenaustausch, was ich mit ihm zu besprechen habe, und wird nicht lange dauern.“
Silvia machte das nichts aus, sie würden ja ohnehin zwei Nächte hier in Luxor bleiben. Sie holte sich vom Frühstücksbuffet noch Melonenstücke und Trauben.
Als sie kurz danach über die große Brücke südlich von Luxor auf die Westbank fuhren, konnte Silvia viele Kreuzfahrtschiffe sehen, welche flussabwärts rechts am Ufer festgemacht waren. Einige Kilometer später stiegen sie für eine kurze Besichtigung an den Memnonkolossen aus. „In ein paar Minuten sind wir in Qurna“, sagte Wolf dann beim Weiterfahren.
Das Haus von Rassul stand inmitten der höhlenähnlichen Eingänge der Gräber. Viele der Häuser ringsum waren bereits von Baggern im Auftrag der Regierung abgerissen und dem Erdboden gleichgemacht worden. Bei anderen werkten bereits schwere Baumaschinen, um sie ebenfalls zu beseitigen. Große Staubwolken stiegen empor. Rassul musste mächtige Freunde oder einfach nur sehr gute Beziehungen haben, denn sein Haus stand ziemlich alleine und unberührt am Berghang. Ein schöner, neu aussehender Toyota Pick-up war vor dem Haus geparkt.
„Warum werden hier alle Häuser ringsum abgerissen?“, fragte Silvia.
„Weißt du“, antwortete Wolf, „hier befinden sich überall Gräber. Die sogenannten Gräber der Noblen. Einflussreiche Leute haben sich hier in der Nähe der Pharaonengräber schon vor dreitausendfünfhundert Jahren ihre Grabstätten errichten lassen. Und wertvolle Grabbeigaben waren schon zu sehr frühen Zeiten das Ziel von Grabräubern. Das hat sich bis heute nicht geändert. Diese Grabräuber wurden in den letzten hundert Jahren immer dreister und bauten ihre Häuser direkt über die Eingänge der Gräber. So konnten sie ungestört ihrer ruchlosen Tätigkeit nachgehen, und viele brachten es durch den Verkauf der gefundenen Gegenstände sogar zu Wohlstand.“
„Und jetzt hat die Regierung dem einen Riegel vorgeschoben und vertreibt mit diesen Abrissen der Häuser sozusagen die Grabräuber?“ Fragend sah Silvia zu Wolf, der soeben vor Rassuls Haus den Leihwagen abstellte.
„Wahrscheinlich geht das auf eine Intervention von Said Hamam zurück. Der sucht doch fanatisch nach etwas. Und das sind nicht irgendwelche Wertgegenstände, nein, die haben die Grabräuber doch schon längst verkauft. Hamam sucht nach etwas Unscheinbarem, was die Räuber gar nicht interessieren würde und das daher vermutlich noch immer hier sein dürfte.“
„Dann müsste dieser Rassul ja ebenfalls ein Grabräuber sein, denn sein Haus steht ja offenbar auch auf Grabeingängen“, schlussfolgerte Silvia.
„Ist er auch! Nicht nur er, sondern seine ganze Familie. Das ist eine ganze Dynastie von Grabräubern“, erwiderte Wolf.
„Und mit solchen Menschen hast du Kontakt?“
„Warum nicht? Ich kaufe ihm ja schließlich keine Wertgegenstände ab, ich möchte nur Informationen von ihm, sonst nichts.“
„Und du glaubst, dass Hamam diese Informationen nicht schon von ihm bekommen hat?“
„Dann wäre dieses Haus doch schon längst dem Erdboden gleichgemacht worden. Oder meinst du Hamam würde sich dem Grabräuber gegenüber dankbar erweisen und ihn weiterbuddeln lassen? Wenn Hamam einmal erhalten hat, was er will, dann gibt es auch keinen Rassul mehr. Und im Übrigen ist Rassul Hamam bestimmt nicht freundlich gesonnen.“
„Und warum sollte er dir Informationen geben?“, fragte Silvia.
„Weil ich Hamam ebenso wenig mag wie er“, erwiderte Wolf, und sie stiegen aus dem Wagen.
Rassul, ein bärtiger Ägypter, der gar nicht so aussah, wie man sich einen Grabräuber vorstellen würde, kam den beiden bereits entgegen.
„A Salamu, Marhaba!“, begrüßte er Wolf.
Rassul, der sich eigentlich für einen Geschäftsmann ausgab, sprach hervorragend Deutsch. Er bat die beiden auf eine Tasse Tee in sein Haus.
„Mr. Rassul, Sie haben mir bei meinem
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