Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
haben“, sagte Wolf. „Aber vorher muss ich noch eine Menge Vorbereitungen treffen.“
Kapitel 26
Die Behälter im Stollen
Von Apollo wusste Wolf, dass der alte Gang unterhalb der Felsnadel am Obersalzberg auch Bibliotheksstollen genannt wurde. Genaues konnte zwar niemand mehr dazu sagen, aber das Wort „Bibliothek“ wies bestimmt auf Bücher oder zumindest auf Dokumente hin. Also ein Versteck für geheime Unterlagen? Die Bilder aus dem Stollen, die er bereits von seiner Kamera auf den Computer heruntergeladen hatte, brachten auch nichts Aufschlussreiches zutage. Die Behälter sahen wie große Thermosflaschen aus. Sie waren silberfarben und hatten auf beiden Seiten halbrunde Enden.
Sollte er es wagen, über die doch sehr stark strahlenden Uransteine zu steigen, um an diese Behälter zu gelangen?
Nach einiger Recherche im Internet und Rücksprache mit einem befreundeten Physiklehrer entschloss sich Wolf dann doch, zumindest ganz kurz in diesen Stollen hineinzugehen. Er wollte wenigstens ein paar dieser Metallbehälter herausholen. Wer konnte schon wissen, wie lange dieser Eingang noch offen war? Schon der nächste Sturzregen konnte einen Hangrutsch verursachen, der das Loch wieder auf Jahre hinaus verschütten würde. Durch die extremen Wetterbedingungen, die seit einigen Jahren herrschten, war dieser Stollen erst vor Kurzem freigelegt worden, ebenso konnte er also auch bald wieder unter meterhohem Geröll verborgen sein.
Außer der Atemschutzmaske, dem Armband-Geigerzähler und seiner starken Lampe hatte Wolf nichts dabei, als er an einem arbeitsfreien Tag wieder zur Enzianhütte hinauffuhr. Diesmal begegneten ihm auf dem Forstweg einige Wanderer, welche aber kaum Notiz von ihm nahmen.
Er konnte ungehindert in den Felsgang hinuntersteigen. So rasch es möglich war, ging er zu den Urankisten und stieg über die kleinen Steine, die wie Schotter auf dem Boden lagen. Es war feucht im Stollen, ein kleines Rinnsal floss am Boden dahin. Wolf spürte bereits, wie die Nässe durch sein Schuhwerk drang.
Wo viel Feuchtigkeit ist, wird es kaum Staub geben, dachte er. Und vor den feinen, radioaktiven Partikeln, die beim Durchschreiten dieses Uranschotters entstehen konnten, hatte er Angst. Mit der linken Hand presste Wolf die Schutzmaske fester an sein Gesicht. Von den Holzkisten, in denen das Urangestein ursprünglich verpackt gewesen war, waren nur noch einige morsche Bretter zu sehen. Es knirschte unter seinen Schuhen, als er über den radioaktiven Schotter ging. Etwas unruhig sah Wolf immer wieder auf das Strahlenmessgerät an seinem linken Arm. Dann war er auch schon bei den ersten Behältern angelangt. Es mussten wirklich sehr viele sein, wie er jetzt sehen konnte. Sie waren nicht sonderlich schwer. Wolf hob zwei solcher Metallbehälter auf und verstaute sie in seinem Rucksack. Rasch verließ er wieder den strahlenden Gang und fuhr mit seinen beiden Fundstücken nach Hause. Dort wollte er dann sofort nachsehen, was da in diesen Behältern verborgen war.
Radioaktivität ging keine von ihnen aus, stellte Wolf fest, und das war zumindest positiv. Flüssigkeit konnte sich auch keine darin befinden, denn dazu waren die Dinger viel zu leicht. Um sie zu öffnen, musste er in seiner Firma zu einer Werkbank mit einem großen Schraubstock gehen. Mit einer Rohrzange ließ sich die Verschlusskappe dann öffnen.
Wolf staunte, als er den Inhalt sah. Das waren keine Schriftstücke, welche dort, fein säuberlich zusammengelegt, im ersten Behälter waren. Nein, das waren Pläne. Konstruktionspläne von irgendwelchen technischen Apparaturen.
Hastig machte Wolf jetzt den zweiten Behälter auf, aber auch hier drinnen waren nur technische Zeichnungen. Möglicherweise hatte General Kammler diese Pläne in dem geheimen Stollen am Berg verstecken lassen. Und zwar schon zu einer Zeit, als für ihn bereits absehbar war, dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden konnte. Es musste sich jedoch um sehr wichtiges Material gehandelt haben, denn die Edelstahlbehälter, in denen sich die Pläne befunden hatten, waren absolut wasserdicht verschlossen und präzise verarbeitet.
Kammler war sich offenbar sehr sicher gewesen, dass niemand jemals in diesen Stollen gelangen würde.
Als Wolf die Pläne am Tisch in seiner Wohnung ausbreitete und studierte, sah er, dass es sich dabei nur um Darstellungen von einzelnen Komponenten einer Maschine handeln musste. Um sich aber ein Bild von dem kompletten Gerät zu machen, würde er alle Pläne
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