Steine der Macht: Das Isais-Ritual am Untersberg (German Edition)
Luxor-Tempel mit seiner Moschee in der Mitte. Wolf blickte auf seine Uhr.
Es war wieder an der Zeit, umzukehren. Obwohl sie nun nilabwärts fuhren, spürten sie jetzt den Wind, der stets von Norden kam und schon seit frühesten Zeiten die Segelschifffahrt am Nil überhaupt erst ermöglichte.
„Ich habe jetzt schon einiges mit dir erlebt“, meinte Silvia, „und nun bin ich neugierig, was uns dieser Rassul zu sagen hat.“
„Und ich bin gespannt auf die blauen Kristalle. In einer Stunde kommt er zu uns ins Hotel, so hat er es jedenfalls gesagt“, erwiderte Wolf.
Die Rückfahrt auf dem Fluss ging erheblich schneller vonstatten, da das Boot nun von der Strömung getrieben wurde.
Als die beiden in die Lobby kamen, wartete der Ägypter bereits auf sie. Sie gingen mit ihm auf die Nilterrasse und setzten sich etwas abseits an einen kleinen Tisch. Der Kellner brachte frischen Pfefferminztee. Rassul zog ein Tüchlein hervor, platzierte es auf dem Tisch und öffnete es. Da lagen nun die drei blauen Kristalle. Wolf erkannte sofort, dass es ebensolche sein mussten wie die in den Bleizylindern aus Fuerteventura.
„Edelsteine sind es keine“, begann Rassul, „aber auch kein Glas. Ich glaube, dass es sich um blauen Quarz handeln dürfte.“
„Ja“, erwiderte Wolf, „auch ich habe mir darüber schon den Kopf zerbrochen, und mithilfe eines Geologen bin ich zu derselben Ansicht gelangt. Aber fragen Sie mich nicht, welchen Zweck diese Kristall-Prismen erfüllen.“
Silvia nahm interessiert einen der Kristalle in die Hand und drehte ihn herum. „Das ist absolut gerade geschliffen, und alle drei Seiten sind gleich. Mit welcher Technik die alten Ägypter das wohl bewerkstelligt haben?“
Wolf schüttelte den Kopf. „Nein, das waren bestimmt keine Ägypter. Die Dinger sind wesentlich älter, denke nur an die Insel San Borondon. Was glaubst du, zu welcher Zeit es diese Insel gegeben hat? Das war vor zig tausend Jahren. Das kann jeder Geologe bestätigen.“
„Soll das heißen, wir haben es jetzt wieder mit so einem Zeitphänomen zu tun?“, fragte sie und schaute etwas ratlos.
„Nein, das ist kein Zeitphänomen, die Kristalle wurden eben hier in Ägypten vor sehr, sehr langer Zeit deponiert, offenbar von denselben Leuten, die auch schon die Kristalle in den Bauwerken auf San Borondon hinterlassen haben“, antwortete Wolf.
„Sie können die Kristalle behalten“, sagte Rassul, „ich möchte dafür nur, dass Sie mich auf dem Laufenden halten, was die Aktivitäten von Dr. Hamam betrifft.“
Wolf bedankte sich bei dem Grabräuber. Rassul verabschiedete sich und fuhr nach Hause.
Er war überrascht. Jetzt hatte ihm Rassul doch tatsächlich die blauen Kristalle geschenkt. Kristalle, die der General vor ein paar Jahren doch so dringend gebraucht hatte, dass er Wolf um diesen Flug nach Fuerteventura zur Villa Winter gebeten hatte. Jetzt konnte er selbst auch damit experimentieren.
„Interessant ist eines: Die Kristalle auf der Insel San Borondon sollen doch ebenfalls in Form eines Dreiecks angeordnet gewesen sein, Rassul hat das auch gesagt. Roland, der Apotheker und Rosenkreuzermeister, hat mich vor vielen Jahren schon das Gesetz des Dreiecks gelehrt. Dabei hat er mir gezeigt, wie man mithilfe dieses Gesetzes Dinge bewegen kann. Wir haben damals experimentiert, und Roland wusste sehr viel über diese Sachen. Ich war noch nicht in den höheren Graden und konnte von ihm recht viel lernen. Bei einem dieser Experimente wurden drei Dinge in Dreiecksformation hingelegt, genau wie diese Kristalle auch angebracht waren. Wir haben damals, weil wir gerade nichts anderes zur Hand hatten, einen Salz- und einen Pfefferstreuer sowie ein Weinglas verwendet, um einen Versuch zu machen. Damit ließ sich dann einiges bewerkstelligen, was anderen Leuten wie ein Wunder vorkam. Aber es war in Wirklichkeit nur die praktische Anwendung dieses uralten Gesetzes. Kann es sein, dass so ein Versuch mit diesen Kristallen ebenso funktioniert oder sogar noch besser?“
Silvia, die sonst eher eine nüchterne Frau war, meinte sicherheitshalber: „Aber diese Experimente machst du besser alleine zu Hause. Wer weiß, was wir hier sonst noch alles erleben. Und ich möchte ganz gerne wieder meine Kinder in Salzburg sehen.“
Wolf verpackte die blauen Kristalle sorgfältig in Toilettenpapier und verstaute sie im Reisekoffer.
An den restlichen Tagen zeigte er Silvia sämtliche Sehenswürdigkeiten und Museen von Luxor. Ein interessantes Ziel in der
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