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Steinfest, Heinrich

Steinfest, Heinrich

Titel: Steinfest, Heinrich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo die Löwen weinen
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mittels Signal deren Öffnung veranlaßt - was
eigentlich mehr beeindruckte als diese biometrischen Geschichten mit
Netzhautscan und Fingerabdruck.
    "Here we are", sagte Palatin und bat Mach
einzutreten.
    "Wen besuchen wir eigentlich - Doktor No?"
fragte Mach angesichts der etwas überraschenden Verwandlung einer Betonwand.
Angesichts des Bühnenbildhaften, des Verdachts, alles hier bestehe aus
Pappmache und Styropor.
    Der Aufzug allerdings war echt. Er setzte sich tonlos in
Bewegung und brachte die drei Personen tief unter die Erde, wo man nun in einen
gleichfalls betonierten Stollen hinaustrat.
    "Sie bauen schon?" staunte Mach.
    "Leider nein, zumindest nicht in unserem Sinn",
sagte Palatin und präzisierte, daß vor einiger Zeit an dieser Stelle
Probebohrungen vorgenommen worden waren. Ganz offiziell, um die geologische
Schichtung exakt feststellen zu lassen. Denn die Situation des Geländes sei
nicht ganz einfach, wer hier graben wolle, müsse den Boden kennen.
    "Und? Kennen Sie ihn jetzt?"
    "Das tun wir. Unglücklicherweise ist die Firma, die
mit den Bohrungen betraut war, auf etwas gestoßen. Einen Widerstand. Und zwar
einen massiven. Wobei wir damals nicht ahnen konnten, wie massiv."
    "Sie reden jetzt nicht vom Widerstand der
Demonstranten?"
    "Gott behüte, die würden uns hier unten wirklich noch
fehlen! - Zuerst dachten wir an irgendwelche Objekte, die man während des
Zweiten Weltkriegs an dieser Stelle vergraben hatte. Einen Bunker vielleicht.
Aber davon hätten wir eigentlich wissen müssen. Blieb noch die beunruhigende
Möglichkeit einer Fliegerbombe. Keinesfalls wollten wir eine sichtbare größere
Grabung vornehmen, um was auch immer aus der Erde zu heben. Also wurden die
Probebohrungen offiziell zu Ende geführt und die Löcher geschlossen. Und dann
sind wir diesen Weg gegangen, den Sie hier sehen."
    "Einen teuren Weg."
    "Unter uns gesagt, Herr Mach, die Schwaben sind lange
nicht so sparsam, wie alle meinen. Dieses Gerücht wurde einst in die Welt gesetzt,
um von der Welt in Ruhe gelassen zu werden. Sparsamkeit hat etwas Abweisendes.
Genau das soll sich aber ändern. Wir werden dieses Gerücht aus der Welt
schaffen, damit uns die Welt wieder liebhat. Außerdem beweist unser Handeln,
wie umsichtig und behutsam wir mit einer solchen Schwierigkeit umzugehen
verstehen. Ohne gleich ,Feuer' zu rufen."
    "Na ja, manchmal brennt es aber."
    "Richtig. Wir schreien jedoch nicht, wir löschen."
    Und indem Palatin, der Löschmeister, das sagte, gelangte
man an einen durchsichtigen Plastikvorhang. Die Lamellen zur Seite schiebend,
betraten die drei Personen einen Raum von der Größe zweier Wohnzimmer und mit
einer Höhe von etwa vier Metern. In der Mitte, im Licht mehrerer Scheinwerfer,
befand sich ein kubisches Objekt, umgeben von modernen Apparaturen, die
offenkundig dessen Erforschung dienten. Mehrere Personen in Schutzanzügen
standen im Raum und sahen nun zu den Eingetretenen herüber.
    Mach starrte fassungslos auf den Gegenstand in der Mitte,
welcher den kränklich grünen Farbton oxydierter Bronze besaß. Jetzt begriff er.
Gleich auf den ersten Blick erinnerte diese Konstruktion an den Mechanismus von
Antikythera, nur daß diese Apparatur hier um einiges größer war, etwa die
Ausmaße eines Kleiderschranks besaß, vollständig erhalten schien und noch sehr
viel komplexer wirkte als jener Analogrechner, mit dem sich Mach schon so lange
beschäftigte und dem er mit mehr Liebe zugetan war als irgend etwas anderem.
    Allerdings wurde Mach auch schlagartig bewußt, daß er
mitnichten der Mann war, der vor allen anderen die Reputation besaß, an diesen
Ort geholt zu werden und einen Sensationsfund zu bekunden. Da gab es ganz
andere Koryphäen, die dafür eher in Frage kamen. Und darum sagte er, Ruhe in
seine Stimme zwingend: "Was tue ich hier?"
    "Uns helfen", erklärte Palatin.
    "Inwiefern?"
    "Sie sehen ja, worauf wir gestoßen sind, und ich darf
Ihnen versichern, es ist keine Fälschung und kein Scherz. Dieses Ding, welchem
Zweck es auch dienen mag, ist echt, und es ist alt. So alt wie das Artefakt in
Athen. Ihr Baby."
    "Es ist nicht mehr mein Baby. Man hat mich aus Athen
rausgeworfen", erinnerte Mach. "Wissen Sie das nicht?"
    Palatin ignorierte die Bemerkung und meinte: "Wir
haben hier eine wunderbare Entdeckung gemacht, gar keine Frage, aber ich muß es
so deutlich sagen: Wir können diese Entdeckung an dieser Stelle nicht brauchen.
Wir wollen kein Museum bauen, sondern einen Bahnhof."
    "Was fürchten Sie denn?

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