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Steinfest, Heinrich

Steinfest, Heinrich

Titel: Steinfest, Heinrich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo die Löwen weinen
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Auf noch mehr von diesen
Maschinen zu stoßen? So in der Art einer Tonkriegerarmee?"
    "Das wollen wir nicht hoffen. Diese eine Kiste
bereitet uns schon genug Kopfzerbrechen. Sie werden nämlich feststellen, daß
das Objekt nicht einfach nur schwer ist, wie man sich das bei einer derartigen
Menge von Metall gut vorstellen kann, sondern wir stehen vor dem Problem, daß
dieser Bronzeklotz sich nicht bewegen läßt. Ich meine es genau so, wie ich es
sage. Keinen Millimeter. Wir haben es mehrmals versucht, mit verschiedenen
Gerätschaften, auf die sanfte und auf die harte Tour, doch alles umsonst. Wir
kriegen - Sie verzeihen, daß ich mich so ausdrücke - das Scheißding einfach
nicht in die Höhe."
    "Das ist nicht wahr", schmunzelte Mach.
    "Das ist so wahr, daß wir Sie hergerufen haben."
    "Ich bin nicht der Beste."
    "Aber der Geeignetste. Wir geben Ihnen eine Chance,
die Chance Ihres Lebens. Dieses Ding mag ja ein Wunderwerk antiker Wissenschaft
und verblüffender Feinmechanik sein, und keine Frage, daß die Mathematiker und
Archäologen in aller Welt sich vor Glück in die Hose machen werden, wenn sie es
zu Gesicht bekommen. Aber bitte woanders. Was wir an diesem Ort benötigen, sind
Baumaschinen und keine astronomischen Rechner. Wir haben so viele neue
Computer, wir brauchen keinen alten. Was ich sagen will, ist also: Wenn es
Ihnen gelingt, das Ding von der Stelle zu kriegen, überlassen wir es Ihnen, ich
meine, die Maschine ist dann Ihre Maschine, egal, wo Sie sie wieder aufstellen
möchten. Wir können sie ein paar hundert Meter weiter nordwestlich erneut
vergraben, das wäre dann eine wirklich sehr, sehr kleine Lüge und würde so gut
wie nichts am Fundort ändern. Aber es wäre Ihre Entscheidung. Wenn es sein muß,
dürfen Sie das Ding auch nach Kassel mitnehmen und dort finden. Wir würden das
arrangieren. Auf jeden Fall wären Sie der Entdecker. Sie könnten auf diese
Weise Ihren Freunden bei Sunssun einen schönen Denkzettel verpassen und
nebenbei in die Wissenschaftsgeschichte eingehen."
    "Sunssun also! Daher weht der Wind. Sie haben mich
geholt, weil Sie meinen, mit einer gekränkten Seele wäre es leichter, einen
Schwindel zu treiben."
    "Schwindel? Ich bitte Sie, Herr Doktor Mach, ich
biete Ihnen die Exklusivrechte für eine Sensation an, und Sie machen jetzt ein
Theater wegen der paar Meter, um die wir den Kasten verschieben wollen! Wir
leiten auch das Grundwasser um, wir fällen Bäume und pflanzen dafür woanders
neue. Hören Sie auf, pingelig zu sein, wenn Sie die Möglichkeit haben, sich dem
ganz Großen anzunähern. Und tun Sie nicht so, als hätten Sie Skrupel. Wir
wissen, daß Sie damals in Athen Unterlagen haben mitgehen lassen."
    "Es waren meine eigenen Aufzeichnungen."
    "Welche abzugeben Sie sich vertraglich verpflichtet
hatten. Aber keine Angst, das interessiert uns nur insofern, als wir Ihren Ehrgeiz
schätzen. Niemand von den Verantwortlichen in dieser Stadt sitzt im Vorstand
von Sunssun. Wenn Sie verstehen, was ich meine. - Also, nehmen Sie an?"
    "Und wenn nicht?"
    "Dann fahren Sie eben wieder nach Hause, und wir
fragen jemand anderen, der vielleicht mehr Interesse hat, berühmt zu werden."
    "Haben Sie nicht Angst, ich könnte alles ausplaudern?"
    "Nein, die Angst habe ich nicht."
    Mehr sagte Palatin nicht. Er lächelte nur. Aus diesem
Lächeln resultierte eine Pause. Eine unangenehme Pause. Für Mach unangenehm.
Das Ungesagte war überdeutlich zu sehen und zu hören und zu riechen. Es roch
wie feuchte Zündhölzer. Mit denen kann man zwar keinen Brand legen, aber nach
einiger Zeit bringt einen der Gestank um. Mach begriff, daß man mit Palatin
nicht spielen konnte, er war kein kuscheliger kleiner Hund und auch kein
freundlicher Delphin, der durch Ringe sprang und sich mit autistischen Kindern
unterhielt. Nein, Palatin war ein Elitesoldat. Wenn es etwas zu eliminieren
gab, eliminierte er es.
    Mach folgerte darum, daß es nur ein Ja oder ein Nein für
ihn gab und daß er, gleich wofür er sich entschied, anschließend den Namen
Stuttgart und die Zahl 21 für immer aus seinem Gedächtnis würde verbannen
müssen. Was ja manchen Leuten aus viel nichtigeren Gründen schon gelungen war.
    Ja oder nein!
    "Sei nicht blöd!" riet ihm seine innere Stimme.
Er nickte. Nein, blöd wollte er wirklich nicht sein.
     
    Teil II
     
    Wir müssen nämlich böse sein, hihi, haha, hoho,
    bis jemand kommt, uns zu befrei'n
    vom Hi-Haha-Hoho.
    Die Drachen mit dem Lied "In der Stadt der Drachen"
Film der Augsburger

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