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Steinfest, Heinrich

Steinfest, Heinrich

Titel: Steinfest, Heinrich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo die Löwen weinen
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tiefstehende Sonne sprühte
den Park ein, und es war eine Geschmacksfrage, ob man dieses Einsprühen mit
Insektenbekämpfung oder der Herstellung einer formschönen Dauerwelle
assoziierte. Die Teilnehmer verabschiedeten sich nacheinander, jeder wollte
nun ein wenig Ruhe haben, ob als einzelner oder Paar. Doch machte bereits am
nächsten Morgen eine erste Meldung die Runde. Die frisch gekürte Sprecherin der
Vergißmeinnichtler, eine französisch anmutende Person mit dem unfranzösischen,
aber zum Aktionsobjekt bestens passenden Namen Hogarten, bat sämtliche Mitglieder
der Gruppe, Terminvorschläge zu machen, auf daß man sich im kleinen Kreis
treffen könne. Nicht zuletzt, um das Wesen jener Pflanze zu erkunden, deren
Namen man sich geliehen hatte. Ein arabisches Sprichwort sagt ja, der Mensch
sei zusammengesetzt aus Vergessenheit. Das ist ganz sicher richtig. Und genau
darum braucht man wiederum Namen, um sich zu erinnern, wer man selbst ist und
wer die anderen sind. So gesehen war es ein Glück, daß eine resolute Person wie
Frau Hogarten es nicht zuließ, daß die eben gegründete Gruppe gleich wieder dem
Vergessen anheimfiel.
     
    Allerdings wäre wohl selbst Frau Hogarten in Ohnmacht
gefallen, hätte sie gewußt, welche Rolle einer ihrer Vergißmeinnichtler in Wirklichkeit
zu spielen gedachte. Zu Hause angekommen, stand dieser nämlich vor dem in seine
Teile zerlegten Präzisionsgewehr und fühlte sich ein wenig aufgeregt. Nicht
wegen der vergangenen Stunden, nicht wegen Frau Hogarten, die ihm durchaus
gefallen hatte. Die Aufregung galt dem folgenden Tag. Hans Tobik plante, ein
erstes Zeichen zu setzen. Sozusagen aus dem Off zu sprechen, ungesehen, jedoch
gleichzeitig eine Kugel in die Mitte eines Bildes befördernd.
    Kaum ein Objekt konnte so viel Aufmerksamkeit verursachen
wie ein Projektil.
     
    Teil III
     
    Als ich John mit der Maschine sah, war es auf einmal ganz
klar. Der Terminator würde niemals aufhören, er würde ihn niemals verlassen,
und er würde ihm niemals weh tun, ihn niemals anbrüllen oder sich betrinken und
ihn schlagen oder behaupten, er wäre zu beschäftigt und hätte keine Zeit für
ihn. Er würde immer für ihn da sein, und er würde sterben, um ihn zu
beschützen. Von all den möglichen Vätern, e während all der Jahre gekommen und
gegangen waren, war diese Maschine, dieses Ding, der einzige, der den
Ansprüchen gewachsen war. In einer wahnsinnig gewordenen Welt war er die
vernünftigste Alternative.
    Linda Hamilton in James Camerons Film Terminator2 - Tag
der Abrechnung
     
    Und würden Sie nicht zustimmen, daß, wenn man ein Monster
sieht, man es aufhalten sollte?
    Max von Sydow in Martin Scorseses Film Shutter Island
     
    Koralle und Gewalt
     
    Die Vernunft kann sich mit größerer Wucht dem Bösen
entgegenstellen, wenn der Zorn ihr dienstbar zur Hand geht.
    Papst Gregor der Große (540-604)
     
    Wieder Montag. Eigentlich ein unnötiger Tag, wie
Qualtinger einmal gesagt hat: Am Montag is' schwer wieder
starten. - Der Montag ist somit ein Tag, der nicht wirklich einer
ist, sondern vielmehr ein Startblock, aus dem die Leute nicht richtig
herauskommen. Der Eindruck dauernder Fehlstarts an einem Montag resultiert nun
aber nicht daraus, daß ein einzelner Läufer zu früh losrennt, sondern er
vielmehr der einzige ist, der exakt zum Startschuß hochschnellt, während die
anderen in ihren Startvorrichtungen verbleiben: dösend, narkotisiert,
überdrüssig und auf einen Schuß wartend, der längst gefallen ist.
    Für die Stuttgarter jedoch hatte der Montag den stillen
Schrecken irrtümlicher Fehlstartinterpretationen verloren, zumindest für jene,
die sich vor dem zum Symbol gewordenen Nordflügel des Scholerbaus, den alle
Bonatzbau nannten, Woche für Woche versammelten. Entgegen der Annahme einer
genervten Politik und eines genervten Einzelhandels, die renitente Bürgerschaft
- diese Fragenstellerbande - würde nach und nach resignieren, schien diese
eher an einer Montagserweckung zu arbeiten, am Versuch, einen ungeborenen Tag
auf die Welt zu bringen und im Zuge eines kollektiven Hochkommens einen jeden
Montag in einen korrekten Rennbeginn zu verwandeln. Und genau das war ja der
Fall, wenn alle gleichzeitig losspurteten, fairer ging es gar nicht. Während
freilich die Politik gerne auf ihrem Privileg bestanden hätte, die Kontrolle
über die Startschüsse und das Startverhalten der Bürger zu behalten.
    Selbige Politik gab sich zwar selbstzufrieden und
siegesgewiß und reagierte auf

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