Steirerkind
Ewigkeit her«, meinte er grinsend.
Sandra hatte erst im vergangenen Winter die Vier-Berge-Skischaukel mit ihren fast 50 Seilbahnen und über 120 Pistenkilometer zumindest teilweise befahren. Zu diesem Zeitpunkt waren die umfangreichen Um- und Ausbauten anlässlich der bevorstehenden Ski-WM schon weitestgehend abgeschlossen gewesen. Nur das ›Skygate‹, jenes Stahlgebilde, das die Läufer in der Zielarena empfing, war damals noch nicht fertiggestellt gewesen.
Norbert Bachler führte die beiden Ermittler zielstrebig zu einem der Eingänge des hochmodernen Talstationsgebäudes der Planai-Seilbahn. Dort wartete bereits eine WM-Hostess auf ihn. Bachler entschuldigte sich flüchtig für die Verspätung und stellte Sandra und Bergmann als jene LKA-Beamten vor, die im Mordfall Roman Wintersberger ermittelten. Die junge Dame nickte mit ernster Miene.
»Wir sind alle sehr traurig, müssen Sie wissen. Auch wenn das in diesem Trubel ein wenig untergeht«, sagte sie.
»The show must go on«, meinte Bachler, »Roman hätte es nicht anders gewollt.«
Die Hostess nickte diesmal deutlich freudiger und drückte einen Knopf auf ihrem Walkie-Talkie.
»Hallo, Elke … Herr Bachler ist jetzt eingetroffen, wir sind in fünf Minuten bei euch«, sprach sie hinein. Dann bat sie die Besucher, ihr zu folgen.
»Die Fläche der Glasfassade des ›Planet Planai‹ beträgt über 1.000 Quadratmeter«, erklärte sie, nachdem sie die Kontrolle passiert hatten. »Wir haben es hier mit drei miteinander verbundenen Gebäudekomplexen zu tun. Im südlichsten Teil in der Nähe zum Zielhang sind die Betriebe und Tochterfirmen der Planai-Bahnen mit ihren 360 Mitarbeitern untergebracht. Im Mittelteil befinden sich die Büroräumlichkeiten der FIS, des ÖSV, des lokalen Skiverbandes und noch ein paar andere. Für die Gäste gibt’s im Erdgeschoss des nördlichen Teils alles nach dem One-Stop-Shop-Prinzip. Also alles, was zu einem perfekten Urlaub in unserer Region dazugehört: vom Hotelzimmer über den Skiverleih und die Skitickets, bis hin zum Rafting- oder Wanderguide. Außerdem finden Sie hier einen großartig sortierten Sportshop mit Skidepot und einem Bikecenter, in dem sie in der Sommersaison auch Mountainbikes ausleihen und sich im Bikepark Planai austoben können.
Momentan steht aber das gläserne WM-Studio für die Fernsehübertragungen im Mittelpunkt des Interesses. Wir kommen jetzt in den Service Deck unter der Talstation, dem Backstage-Bereich der Ski-WM. Dort vorne ist der Tunnel, der direkt ins Media Center im Congress-Schladming führt«, schnatterte die Hostess ihren Werbetext einwandfrei herunter.
»Tobias, Daniel und ich haben gleich ein live Interview im WM-Studio«, wieder sah Bachler auf seine Breitling, »in genau 15 Minuten. Ich hätte schon vor zwölf Minuten in der Maske sein sollen«, erklärte er.
»Das geht sich alles aus«, versicherte die Hostess, um wenig später vor einer Tür innezuhalten. »Hier hinein, bitte. Meine Kollegin wird sich um Sie kümmern. Ich lasse die Herrschaften vom LKA inzwischen auf die VIP-Gästeliste setzen. Einen schönen Abend wünsche ich noch«, sagte sie und machte sich auf den Weg.
Sandra bezweifelte, dass dies der geeignete Zeitpunkt war, Tobias Autischer oder Albert Kronthaler einzuvernehmen, fand den Blick hinter die Kulissen einer solchen Großveranstaltung jedoch hoch interessant.
Norbert Bachler wurde mit routinierten Handgriffen frisiert und abgepudert. Drei Minuten später wurden sie von der nächsten Hostess ins WM-Studio geleitet, wo sich der Moderator und der Tontechniker des ORF gleich auf den neuen ÖSV-Cheftrainer stürzten. Die beiden Skirennläufer saßen drehfertig auf ihren Plätzen, bereit, auf Sendung zu gehen.
»Die Fragen hat Ihnen die Redaktion gemailt?«, erkundigte sich der Moderator nach einer hastigen Begrüßung, während der Tontechniker mit dem Funkmikrofon bereits an Bachlers Hosenbund herumnestelte.
»Ja. Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern auch ein paar Worte zum Tod meines Freundes Roman Wintersberger sagen.«
»Selbstverständlich. Das haben wir ohnehin kurzfristig eingeplant. Wir werden eine Schweigeminute einlegen. Anschließend werde ich Sie und die Läufer dazu befragen. Mit dem Tobias fang ich an – der muss als Erster wieder weg. Elke, die Herrschaften vom LKA brauchen Sitzplätze«, wies der Moderator die Hostess an.
»Ich kümmer mich gleich darum. Kommen Sie, bitte, mit mir mit«, wandte sich die junge Dame an die Besucher, um
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