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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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sollten wir ebenfalls für morgen auf die Liste setzen«, erinnerte sie sich laut.
    »Und jetzt werden wir uns noch ein wenig im Blauen Engel umhören«, verkündete Bergmann.
    »Du willst dich dort umhören ? Nicht umschauen ?« Fröstelnd zog Sandra den Reißverschluss ihres Anoraks bis zum Kinn hinauf und schlüpfte in ihre Handschuhe.
    Bergmann lächelte verschmitzt. »Wir müssen doch die Aussagen aus der Fahndungsakte überprüfen.«
    Sandras Blick verriet, dass sie ihm seinen Diensteifer nicht abnahm.
    »Das geht natürlich nur vor Ort«, zog sie ihn auf.
    »Genau. Außerdem hab ich ja dich als meinen Anstandswauwau dabei.«
    Wenn du wüsstest, wie unanständig ich sein kann, dachte Sandra und folgte ihm in Richtung Stadtzentrum. Hatte Miriam nicht gesagt, dass im Blauen Engel auch halbnackte Männer tanzten? Auf dem Weg dorthin legten sie noch einen Zwischenstopp am fahrbaren Imbissstand im Almhüttenlook ein, um sich mit Käsekrainer und Schwarzbrot zu stärken.
     
    *
     
    Sandra fiel als Erstes die Videokamera über dem Eingang des Showclubs auf, die jeden Besucher registrierte. Den wenigsten war bewusst, dass nicht nur hier, sondern in der ganzen Stadt solche Überwachungskameras installiert waren, die der öffentlichen Sicherheit dienten. Für ihre Ermittlungen brachte das jedoch nichts, zumal die Aufzeichnungen vom letzten Jahr schon gelöscht waren. Vermutlich galt das auch für diese private Anlage.
    Im Blauen Engel war um zehn Uhr abends noch nicht viel los. Dennoch dröhnte die Musik in voller Lautstärke aus den Boxen. Zumindest hörte es sich für Sandra so an. An der Bar fielen ihr zuerst die blauen Neonleuchten auf, ebenso wie an den Frontseiten der Podeste und der Stiegen, die ins Lokal hinunterführten. Auch hier zeichneten einige Kameras an der Decke das Geschehen auf. Gerade mal zwei Nischentische waren besetzt. Einige Männer lehnten an der Bar, auf der ihnen eine Tänzerin in hautengen schwarzen Panties gekonnt einheizte. Die grazile Asiatin, deren kleine, feste Brüste mit herzförmigen Nippelhütchen eher spärlich bedeckt waren, zog sich schlangenartig an der Stange empor, um schließlich die Beine, die in Leoparden-Overknees steckten, zum Spagat zu spreizen. Langsam glitt sie wieder die Stange hinab, um in breitbeiniger Pose zu stehen zu kommen und den Männern ihre knackigen Arschbacken entgegenzustrecken. Das Licht wechselte von Blau auf Rosa.
    Bergmann sah fasziniert zu, während Sandra überlegte, wie viel Kraft und Technik für solch eine akrobatische Leistung nötig waren. Das Mädchen hatte wesentlich mehr drauf, als nur mit dem Hintern und den Quasten auf ihren Brustwarzen zu wackeln und die Stange lasziv zu umtanzen. Möglicherweise war sie sogar aus dem Chinesischen Staatszirkus geflohen, ging die Fantasie kurz mit Sandra durch und brachte sie zum Schmunzeln.
    Bergmann rief ihr etwas zu, was sie bei der lauten Musik nicht verstehen konnte. Fragend hob Sandra die Hände.
    »Süße Quasteln!«, brüllte er ihr ins Ohr.
    »Du meinst doch sicher nur ihren hübschen Nippelschmuck«, ging sie auf seine zweideutige Bemerkung nicht minder laut ein.
    Bergmann lachte und zückte seinen Polizeiausweis, um ihn dem Barkeeper zu präsentieren. Über die Bar hinweg machte er ihm klar, was sie wollten.
    »Kommen Sie mit!«, brüllte der Barmann zurück und führte sie durch einen Korridor, vorbei an den Toiletten, bis zu einer Tür, auf der ›Privat‹ stand. Erst klopfte er an, dann drückte er die Klinke hinunter, ohne eine Antwort abzuwarten. Schließlich verschwand er wieder.
    Das einzig Außergewöhnliche in dem fensterlosen Büro war die Chaiselongue im Zebralook. Ansonsten war es eher schlicht in Grautönen und Schwarz eingerichtet. Ein großer Flachbildfernseher und einige kleinere Monitore, auf denen die Bilder der Überwachungskameras vor und im Lokal übertragen wurden, hingen an der Wand gegenüber dem Schreibtisch.
    Der Lokalbesitzer stand auf, um den LKA-Ermittlern die Hände zu schütteln.
    Sandra erkundigte sich nach den Videoaufzeichnungen vom Dezember, die, wie sie vermutet hatte, längst gelöscht waren. Als Nächstes fragte sie nach dem Personal, das am Abend des 23. Dezember im Club gearbeitet hatte und erhielt prompt einen Ausdruck mit den gewünschten Namen. Dem Chef selbst war in jener Nacht nichts Besonderes aufgefallen. Ja, er habe Roman Wintersberger, Tobias Autischer, Norbert Bachler, Daniel Sturm und Konstantin Thaller begrüßt. »Die Flasche Wodka, die ich

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