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Steirerkind

Steirerkind

Titel: Steirerkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Rossbacher
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ihnen nach kurzer Diskussion mit der Studio-Verantwortlichen zwei reservierte Plätze in der ersten Reihe zuzuweisen.
    »Die Leute haben kurzfristig abgesagt«, meinte sie. »Gute Unterhaltung!«
    Keine fünf Minuten später begann die erste Live-Übertragung des ORF aus dem WM-Studio in Schladming. Die spürbare Spannung im Raum ließ allmählich nach. Sandra konnte sich nicht erklären, warum auch sie vorhin ein wenig aufgeregt gewesen war. Offenbar war die Nervosität vor dem offiziellen Startschuss eines so wichtigen Ereignisses, auf das so viele Menschen so lange hingearbeitet hatten, und auf das ganz Österreich und die halbe Welt blickte, ansteckend.
    Nach einleitenden Worten und der Schweigeminute wandte sich der Sportmoderator wie angekündigt zuerst an Tobias Autischer. Dass der Sonnyboy der Nation von Roman Wintersbergers Tod betroffen war, konnte er nicht verbergen. Und er wollte es auch gar nicht, wie er beteuerte. Einer der wichtigsten Menschen in seinem Leben sei von ihm gegangen. Ihm zu Ehren wolle er den Weltmeistertitel im Slalom erkämpfen. Wenn es gut lief, auch noch weitere Titel, versprach er.
    Am Ende der Interviews kündigte der Moderator die Schaltung in den Zielraum an, wo das Eröffnungsspektakel begann. Während die Volksmusikgruppe ›Steirerbluat‹ ihre WM-Hymne ›Live dabei‹ anstimmte, verließ Tobias Autischer unter tosendem Applaus das WM-Studio, um sich für den Fackel- und Flaggenlauf vorzubereiten, der später als stimmungsvoller Abschluss der offiziellen Eröffnung auf dem Programm stand.
    Um Miriam wäre es wahrscheinlich endgültig geschehen gewesen, hätte sie der Szene mit ihrem Ski-Idol eben hautnah beigewohnt, überlegte Sandra. Miriam! Sie hatte sich doch noch einmal wegen der Unterkunft melden wollen, fiel ihr ein. Die Handys hatten sie vorhin ausschalten müssen, um die Tonübertragung nicht zu stören. Inzwischen war es fast halb acht.
    »Ich muss mal telefonieren«, flüsterte sie Bergmann zu und wollte aufstehen.
    Der schüttelte den Kopf und hielt sie am Ärmel zurück.
    »Jetzt doch nicht«, wisperte er zurück.
    »Aber …«, wollte Sandra protestieren.
    Bergmann legte den Zeigefinger an seine Lippen, um sie zum Schweigen zu bringen.
    Sandra fügte sich ihrem Schicksal, erste Reihe fußfrei. Es hätte ja auch schlimmer kommen können. Sie blieben also sitzen, bis der Moderator sich vom Publikum verabschiedet hatte.
    »Und wo hast du vor, heute zu übernachten?«, fragte Sandra, als sie das Studio im Schlepptau einer Hostess verließen, die sie zur Aftershow-Party in den VIP-Club bringen sollte.
    Bergmann zuckte mit den Schultern. »Ich vertraue Miriam voll und ganz«, meinte er zuversichtlich.
    »Ich halte zwar auch große Stücke auf ihre Fähigkeiten«, sagte Sandra und schaltete ihr Handy ein, »aber dass Miriam zwei Hotelzimmer für uns herbeizaubern kann, glaube ich einfach nicht.«
    Kaum hatten sie den Saal betreten, in dem die Eröffnungsfeier für die geladenen Gäste weiterging, checkte Sandra ihr Handy. Inzwischen hatte sie drei Anrufe von Miriam versäumt.
    Sandra rief ihre Mobilbox an und hörte die einzige Nachricht ab, die die Kollegin hinterlassen hatte.
    »Wo steckt ihr beiden denn nur? Ich kann euch nicht erreichen. Ich konnte verdammt nochmal kein einziges Hotelzimmer für euch auftreiben.«
    Niedergeschmetterter hatte die junge Kollegin nur geklungen, als Sandra und Bergmann sie aus den Fängen eines Serienmörders gerettet hatten.
    »In meiner Verzweiflung hab ich jetzt einen Bekannten aufgestellt, bei dem ihr heute Nacht unterkommen könnts«, hörte sie Miriams Stimme, die ihr anschließend die Telefonnummer und die Adresse des Asylgebers durchgab und sich dann in den Feierabend verabschiedete.
    »Und?«, fragte Bergmann. »Müssen wir in der Polizeiinspektion oder im Gemeindekotter übernachten?«
    »Weder noch. Miriam hat einen Freund organisiert, bei dem wir unterkommen können«, berichtete Sandra. »Am besten ruf ich ihn gleich an.«
    »Na, bitte. Wer sagt’s denn? Auf unsere Kleine ist Verlass.«
    Von wegen klein, dachte Sandra, die von Miriam um zehn Zentimeter überragt wurde.
    »Darf ich dich auf ein Mineralwasser einladen?«, scherzte Bergmann und visierte den Stehtisch vor Norbert Bachler an.
    Noch waren sie im Dienst, was den Chefinspektor nicht davon abhielt, beherzt beim Fingerfood zuzugreifen, das auf Tabletts an ihnen vorbeigetragen wurde. Je zwei Porzellan-Schälchen auf seinen Handtellern balancierend, ging der

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