Steirerkind
ihnen spendieren wollte, hat Bachler dankend abgelehnt. Der Toby hat aber trotzdem auf Wodka Red Bull bestanden. Als Einziger von den Jungs. Der Roman war darüber weniger begeistert …«, beantwortete er Sandras nächste Frage. Er habe den Männern, die allesamt aus der Region beziehungsweise aus dem nahen Lungau stammten, noch fröhliche Weihnachten gewünscht und sei dann in sein Büro zurückgekehrt, wo er vor den Feiertagen noch eine Menge Papierkram zu erledigen gehabt hätte. »Ich betreibe noch eine zweite, kleinere Bar in Schladming«, erklärte der Clubbesitzer.
»Und welche?«, fragte Bergmann.
»Die Polar-Bar am Hauptplatz«, antwortete der Mann.
»Arbeitet dort nicht Lukas Wintersberger?«, hakte Sandra nach.
»Ja, warum?«
»Hat er heute Dienst?«, wollte sie wissen
»Freilich. Heute ist doch überall die Hölle los. In spätestens einer halben Stunde sind wir auch hier bummvoll. Ist alles ausreserviert.«
»Hat Lukas Wintersberger am 23. Dezember gearbeitet?«
»Warten Sie mal …« Der Clubchef sah in seinem Laptop nach. »Nein, der Lukas hatte frei. Vom 23. bis 26. Dezember.«
»Okay. Zurück zum Blauen Engel«, sagte Sandra, »Ihnen ist in dieser Nacht also nichts Besonderes aufgefallen?«
»Das habe ich schon Ihren Kollegen gesagt, die mich nach Romans Verschwinden befragt haben.«
Sandra nickte.
»Wissen wir. Trotzdem müssen wir alles noch einmal überprüfen – jetzt, wo wir wissen, dass Herr Wintersberger tot ist.«
»Dann fragen Sie am besten noch mal das Personal. Ein paar Tänzerinnen haben mit den Sportlern gefeiert.«
Sandra blickte auf den Dienstplan des 23. Dezember, den der Clubbesitzer ihr ausgehändigt hatte. In der Fahndungsakte war ihr ein solcher nicht untergekommen. Dort waren lediglich drei Tänzerinnen erwähnt, deren Namen sie jetzt auf der Liste suchte: Jitka Fischer, Elena Novacek und Lucy Zhang.
»Beschäftigen Sie denn nur Ausländerinnen?«, fragte sie.
»Die Tänzerinnen und Tänzer sind fast alle aus dem Osten. Zwei Mädchen aus China. Aber sie sind wie alle meine Leute offiziell angemeldet«, beeilte sich der Geschäftsmann, den Ermittlern zu versichern, obgleich diese nicht von der Fremdenpolizei waren.
»Männliche Tänzer habe ich draußen aber keine gesehen«, sagte Sandra. Täuschte sie sich, oder hatten sich die beiden Männer eben für den Bruchteil einer Sekunde angegrinst?
»Die kommen erst, wenn alle Stangen besetzt sind«, antwortete der Clubbesitzer. »Nur eine ist für männliche Tänzer. Außer an unseren speziellen Ladies’ Nights. Die meisten Gäste wollen doch lieber Frauen tanzen sehen.«
»Roman Wintersberger auch?«, fragte Sandra.
»Wie? Ich denke doch.«
»Und die anderen Herren, die mit ihm gefeiert haben?«
»Die auch. Warum?«
»Sie hatten also nicht den Eindruck, dass Roman Wintersberger homosexuell war?«, wurde Sandra konkret.
»Was? Nein! Sicher nicht! Wer behauptet denn so was?« Das schallende Lachen des Clubchefs schien echt zu sein.
Wahrscheinlich war Irene Wintersberger noch verbitterter, als Sandra angenommen hatte. Oder die Witwe hatte ihre Andeutung nicht so ernst gemeint, wie sie geklungen hatte. Merkwürdig fand Sandra sie allemal.
»Wann haben Sie in jener Nacht das Lokal verlassen?«, fragte sie weiter.
»Gegen halb sechs Uhr morgens, wie fast jeden Tag.«
Sandra bat den Clubbesitzer, die Mädchen einzeln befragen zu dürfen.
»Gibt es hier irgendeinen Raum, den wir benützen können?«
»In der Garderobe der Mädels geht es zu wie in einem Taubenschlag«, sagte der Mann, »am besten, Sie bleiben hier in meinem Büro. Ich muss mich eh um die Gäste kümmern. Welche soll ich Ihnen denn zuerst schicken?«
»Die, die als Letzte den Tisch der Männer verlassen hat. Einen Moment …« Sandra sah noch einmal in der Liste nach und versuchte sich an Miriams Zusammenfassung der Fahndungsakte zu erinnern. »Elena Novacek«, sagte sie schließlich, »spricht Frau Novacek Deutsch?«
»Ja. Sehr gut sogar. Elena arbeitet schon die dritte Saison hier.«
Elena Novacek war ähnlich gekleidet wie die Asiatin, die sie zuvor beim Tanzen beobachtet hatten, wobei ihre hohen Schnürstiefel und die Hotpants aus schwarzem Leder waren. Das gertenschlanke Mädchen hatte die langen, blondierten Haare zu einem strengen, hoch angesetzten Pferdeschwanz zusammengebunden, was ihre slawischen Gesichtszüge zur Geltung brachte. Soweit Sandra das beurteilen konnte, waren ihre perfekt geformten Brüste mit Silikonimplantaten
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