Stella Cadente - Niemals darf es sein
Ihr Körper ve rkrampfte sich unruhig. Sie bemerkte eine Bewegung. Ihre Zimmertür ging auf, gerade genug, um hindurch zu schlüpfen, und wurde schließlich geräuschlos wieder geschlossen.
Matteo.
Er war es. Lili wusste es. Er war in ihr Zimmer gekommen.
Obwohl sie ihn jetzt nicht mehr hörte und nur se ine Umrisse in der Dunkelheit erahnen konnte, spürte sie seine Gegenwart. Die Härchen auf ihren Armen stellten sich auf und ihr Körper wurde starr vor Angst und Erwartung. Schmerzhafte Fragen drängten sich ihr auf.
Warum war er hier, bei ihr im Zimmer, obwohl sie ihm erst vor w enigen Stunden gesagt hatte, dass er niemals hier sein durfte?
Und jetzt, da er doch hier war, was würde passi eren?
Obwohl es Lili schwer fiel zu atmen, stellte sie sich schlafend. Vielleicht würde er dann wieder aus ihrem Zimmer verschwinden. Doch wollte sie das?
Jemand – Matteo – setzte sich auf ihr Bett, und die Matratze bewegte sich unter seinem Gewicht. Es füh lte sich an wie eine sinnliche Einladung, ein verführerisches Versprechen auf mehr. Lilis Herz begann zu rasen. Ihre Kehle war zugeschnürt, doch sie blieb bewegungslos auf der Seite liegen, das Gesicht ihm zugewandt. Ihre Augenlider zuckten. Die Matratze bewegte sich erneut und sie spürte, dass Matteo sich zu ihr herunter gebeugt hatte.
» Lili? Ich weiß, dass du wach bist. Du findest keine Ruhe, genau wie ich. Wir finden beide keinen Frieden«, flüsterte er neben ihrem Ohr. Lili nahm seine Nähe wahr, sog seinen Duft ein und öffnete die Augen. Es gab keine Möglichkeit, sich weiter schlafend zu stellen.
Sein Gesicht war nur wenige Zentimeter von ihrem en tfernt, und tiefes Begehren packte Lili. Erschrocken rutschte sie von ihm weg und setzte sich in ihrem Bett auf. Doch es gelang ihr nicht, ihren Blick von ihm abzuwenden. Sie fürchtete, dann nie wieder in der Lage zu sein, dieses Verlangen zu spüren.
Dann wäre alles verflogen, und es blieb lediglich das schlechte Gefühl, etwas Ve rbotenes empfunden zu haben.
Matteo setzte sich in eine aufrechte Position, hielt Lili dabei jedoch mit seinem Blick fest. Sie spürte das Bedürfnis, etwas zu sagen und öffnete den Mund, o hne zu wissen, was dort herauskommen würde. Doch bevor sie es erfahren konnte, hatte Matteo bereits seinen Zeigefinger auf ihre Lippen gelegt. Lili erbebte unter seiner Berührung und schämte sich dafür.
» Sag nichts, hör mir einfach zu«, flüsterte er, ohne seinen Finger von ihren Lippen zu nehmen. Lili wollte diesen Finger küssen, ihn in den Mund nehmen, doch mit ihrer letzten emotionalen Kraft verbot sie es sich.
Matteo betrachte sie eingehend, dann nahm er se inen Finger von ihren Lippen und wisperte: »Ich bin hier, um dir etwas Wichtiges zu sagen. Ich glaube, nein, ich weiß, dass es nicht stimmt. Hörst du? Es stimmt nicht. Wir sind keine Geschwister. Und weißt du, woher ich das weiß?«
Lili konnte nichts sagen, ihr Hals war zugeschnürt, ihr Atem ging flach, und sie glaubte, zu ersticken. Wor tlos schüttelte sie den Kopf.
» Deshalb.« Noch bevor Lili begreifen konnte, was mit ihr geschah, spürte sie seine zärtlichen, warmen Lippen auf ihrem Mund. Er küsste sie wie noch nie zuvor, mit wilder Leidenschaft und Hunger, der ihr den Atem raubte. Sie konnte nicht anders, als seinen Kuss zu erwidern. Sie spürte seine Hand, wie er sie über ihren Schenkel hinweg unter ihr dünnes Nachthemd rutschen ließ und ihren Busen berührte. Sein Daumen liebkoste einen ihrer Knospen, die sich augenblicklich verräterisch aufrichtete.
Das muss ein Traum sein, dachte Lili. Anders war nicht zu erklären, was hier geschah, nicht, nachdem er die Wahrheit kannte. Es musste ein Traum sein, denn zumindest da war alles erlaubt.
Ein Stöhnen drang aus ihrer Kehle, und ein noch nie zuvor verspürtes Ve rlangen überkam Lili. Sie war zu allem bereit, es gab nichts mehr, das sie davon abhalten konnte, diese Nacht mit Matteo zu verbringen.
Doch plötzlich zog Matteo sich zurück. Seine Hand verschwand von ihrem Körper und seine Li ppen von ihrem Mund. Es war, als hätte er ihr alles genommen, was sie jemals besessen hatte. Lili wollte nur noch weinen. Konnte das jetzt wirklich noch ein Traum sein? Dann war Matteo also nur hier, um sie bloßzustellen? Denn er hatte sie als die schwache und willenlose Heuchlerin enttarnt, die sie war.
Plötzlich sagte er jedoch leidenschaftlich und e rregt, mit zitternder Stimme und Glut in den Augen: »Wenn ich dich berühre, wenn ich dich rieche oder
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