Stella Cadente - Niemals darf es sein
endlich so weit war, zögerte Lili. Wollte sie das Ergebnis wirklich wissen? Was würde sie tun, sollte sie wirklich schwanger sein? Eine Abtreibung wäre die vernünftigste Entscheidung, aber würde sie so etwas wirklich über sich bringen? Immerhin war es nicht die Schuld dieses kleinen Menschen in ihrem Bauch, dass seine Eltern leichtsinnige Idioten waren.
Doch dann schüttelte Lili den Kopf. Es nützte nichts, sich mit was-wäre-wenn Fragen das Gehirn zu zermartern. Sie musste sie Wahrheit wissen. Jetzt. Also warf sie schließlich einen Blick auf den Test zwischen ihren bebenden Fingern …
Negativ.
Lili wäre vor Erleichterung fast jubelnd aufgesprungen, doch noch im selben Moment wurde ihr klar, dass sie keinen Grund zur Freude hatte. Das war gerade mal die Spitze des Eisberges gewesen, der ihre Probleme darstellte. Es hatte sich nichts geändert.
Sie nahm erst eine ausführliche Dusche. Anschließend ließ sie sich noch mehr Zeit als sonst, ihre Kleidung für den Tag auszuwählen. Da sie die meisten ihrer Sachen bereits getragen hatte, blieb ihr allerdings keine große Auswahl. Sie entschied sich für eine weiße Leinenhose und ein trägerloses braunes Top, das ihre helle Haut hervorhob und ihren heilenden Sonnenbrand offenbarte. Sie musste ihre Schultern unbedingt eincremen, wenn sie sich nicht wieder verbrennen wollte, doch mit Sicherheit würde sie nicht noch einmal zulassen, dass Matteo dies tat.
Matteo.
Es gab keine Möglichkeit, ihm an diesem Morgen aus dem Weg zu gehen. Und eigentlich wollte Lili das auch gar nicht. Sie musste dringend einige Dinge mit ihm besprechen. Dennoch bereitete ihr der bloße Gedanke an ihr Zusammentreffen weiche Knie und einen flatternden Magen. Als sie in ihrem Zimmer schließlich keinen Grund mehr fand, es weiter hinauszuschieben, machte sie sich auf den Weg nach unten.
Sie fand Matteo schließlich im Wohnzimmer, wo er auf der Couch saß und eine Zeitung las. Als sie n äher trat, konnte sie jedoch erkennen, dass seine Augen gedankenverloren an einer Stelle geheftet waren. Als er sie bemerkte, kam wieder Leben in seinen Körpern, und er blickte unruhig auf.
» Lili«, sagte er, während er die Zeitung zur Seite legte und aufstand.
» Hallo«, wisperte Lili unruhig.
Matteo kam einen Schritt auf sie zu, hielt dann j edoch inne, als befürchtete er, seine Nähe könne ihr vielleicht nicht recht sein.
»Der Test, er ist negativ. Ich bin nicht schwanger. Ich finde, du solltest das wissen.«
Matteo nickte, doch ein seltsamer Glanz in seinen Augen ließ Lili erahnen, dass er enttäuscht darüber war.
» Ich wollte mich entschuldigen. Für letzte Nacht. Ich hätte nicht einfach in dein Zimmer kommen dürfen. Mein Verhalten war unentschuldbar und es tut mir leid.«
Mit zitternden Händen strich Lili sich eine Haa rsträhne aus den Augen. »Es ist ja nichts passiert«, sagte sie mit belegter Stimme. Es waren nur Worte, bedeutungslos, denn ihre Erinnerung sagte ihr etwas anderes. Es war etwas passiert, nicht alles, dennoch zu viel, um es zu vergessen. Und es würde sie für den Rest ihres Lebens verfolgen.
» Aber es wäre nicht schlimm gewesen, wenn etwas passiert wäre«, meinte Matteo energisch.
» Was meinst du damit?«
Jetzt kam er auf sie zu und blieb nur wenige Ze ntimeter vor ihr stehen. Obwohl sich ihre Körper nicht berührten, konnte Lili ihn spüren. Seine Wärme, seine Stärke. Und es war, als würde alles andere um sie herum verschwinden.
» Ich entschuldige mich für mein Verhalten, aber nicht für das, was ich gesagt habe. Ich meinte alles ernst, daran hat sich nichts geändert.«
Lili senkte den Blick. Sie wollte es nicht hören, nicht noch einmal. Es machte ihr nur Hoffnungen, die sie sich nicht erlauben durfte.
»Matteo, es passt alles zusammen. Es gibt so gut wie keinen Zweifel«, unterbrach sie ihn.
Matteo ergriff ihre Hand. »Du sagst es doch selbst, Lili: so gut wie keinen Zweifel. Du bist dir nicht sicher. Aber ich bin es. Ich weiß, dass es nicht stimmt.«
Lili spürte, wie sich erneut Tränen in ihren Augen sammelten. Sie wollte ihm so sehr glauben, gleichze itig wusste sie, dass es vergebene Liebesmüh war.
» Ich denke, du bist nicht ganz ehrlich zu dir selbst, Matteo. Warum bist du letzte Nacht wieder gegangen? Du hättest mich haben können, das weißt du. Und doch bist du verschwunden. Ich kann dir sagen, warum: Du hattest Angst. Weil tief in deinem Herzen ahnst du, dass es stimmen könnte. Es gibt keine Sensoren, die einen Menschen
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