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Stella Cadente - Niemals darf es sein

Stella Cadente - Niemals darf es sein

Titel: Stella Cadente - Niemals darf es sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justine Copper
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ihren Tränen, tropfte von i hrer Nasenspitze. Draußen zuckte ein erster Blitz auf.
    Und dann sprach sie die zerstörerischen Worte. »Sein Name, Matteo, ist Paolo Vincelli. Deshalb bin ich so an deinem Vater interessiert. Er ist auch mein Vater. Verstehst du jetzt, warum wir nicht zusammen gehören? Du darfst mich nicht lieben, Matteo, denn du bist mein Bruder.«

K apitel 8
     
    D raußen regnete es nicht mehr, doch Matteos Haarspitzen tropfen noch immer auf den Boden. Sein Gesicht hatte sich verfinstert, und er blickte Lili aus wilden, zusammengekniffenen Augen an. Er sah aus, als verstünde er nicht im Geringsten den Sinn und die Bedeutung ihrer Worte. Er zog seine dunklen Brauen so dicht zusammen, dass sich ihre Innenseiten beinahe berühren. Seine Stirn lag in tiefen Falten, und Lili konnte nicht einschätzen, was in ihm vorging. Oder was er als nächstes tun oder sagen würde. Sie selbst hatte mittlerweile aufgehört zu schluchzen. Das Gefühl der Erleichterung, endlich die Wahrheit gesagt zu haben, blieb jedoch aus. Es änderte nichts an den bitteren Tatsachen.
    »Matteo, da ist noch mehr«, durchbrach Lili die quälende Stille. Sie musste sich zwingen, die Worte auszusprechen, doch die Wahrheit – die ganze Wah rheit – konnte nicht länger warten.
    Matteo rührte sich nicht von der Stelle. Er hockte vor ihr, während sie auf den Stufen der Treppe saß und ihn mit Angst und Bedauern ansah.
    »Ich bin vielleicht schwanger.«
    Plötzlich sah Matteo auf. Seine Augen funkelten, als er sie nun ansah, und Lili fürchtete, er könne vielleicht nicht begreifen, was diese Offenbarung tatsächlich für sie beide bedeutete. Dass dies kein Grund zur Freude war.
    Doch schlagartig erlosch das Funkeln und Matte o stand auf. Vollkommen ruhig, beinahe gelassen, erhob er sich vom Boden. Und doch zeugte sein steifer Körper von tiefer Unsicherheit. Für einen kurzen Augenblick glaubte Lili, er würde etwas sagen. Er öffnete nur leicht den Mund, blieb aber stumm. Er verharrte einige Sekunden in dieser aufrechten Haltung, mit zusammengezogenen Schultern und um sich geschlungenen Armen, als wäre ihm kalt. Seinen Blick hatte er inzwischen von ihr abgewandt, und mit ruhelosen Augen durchstreifte er den Raum.
    » Ich … ich muss etwas nachdenken«, sagte er dann. Seine Stimme war seltsam hohl, und doch tiefer als sonst. Lili wusste darauf nichts zu erwidern, also nickte sie, stumm und aufgewühlt, doch vermutlich bemerkte Matteo ihren Gemütszustand nicht.
    Schließlich ging er an ihr vorbei, die Treppe hoch und verschwand irgendwo im ersten Stock. Kaum Augenblicke später hörte sie seine Tür, die unnatü rlich dezent ins Schloss fiel. Als würden zu hektische Bewegungen oder laute Geräusche ihn aus einer schützenden Verblendung reißen.
    Lili blieb noch eine ganze Weile auf der Treppe sitzen, vollkommen ohnmächtig und verwirrt von den Geschehnissen der letzten Stunden. Zuerst der en tsetzliche Streit mit Matteo und seine gemeinen Unterstellungen. Dann das Gefühl der Verlorenheit, der tiefen Verzweiflung und Angst, während sie kopflos durch Florenz geirrt war. Und schließlich der Kuss, der verbotene Kuss zwischen Bruder und Schwester, das erste Mal seit jener verhängnisvollen Nacht. Das erste Mal mit dem Wissen, dass es verboten war. Dennoch hatte sich Lili in diesem Moment glücklich und vollständig gefühlt.
    Doch nun zerriss es ihr das Herz, welche Schande sie auf sich und Matteo gelastet hatte. All diese Worte wie Hölle und Sünde hatten mit einmal eine völlig neue, tiefe re Bedeutung für sie. Und konnte es Zufall sein, dass die Ereignisse eines einzigen Tages dazu geführt hatten, dass sie ihm endlich die schreckliche Wahrheit offenbarte? Lili wusste es nicht. Sie wusste gar nichts mehr, betäubende Müdigkeit lag über ihrem Körper.
    Schließlich zwang sie sich, aufzustehen und ihren ermatteten, schmerzenden Körper in ihr dunkles Schlafzi mmer zu tragen. Dort zog sie abwesend ihre nassen Kleider aus und kroch unter die Bettdecke, als wäre sie ein Schutzschild gegen die restliche Welt.
    Der erlösende Schlaf wollte jedoch nicht kommen. Das Licht des Halbmondes brachte eben genug Licht in ihr Zimmer, um nicht das Gefühl zu haben, blind zu sein. Doch es reichte nicht aus, um e twas deutlich erkennen zu können. Immer wieder zwang sie sich, ihre Augen zu schließen, doch die lebendigen Erinnerungen an die vergangenen Tage machten es ihr unmöglich, sich zu entspannen.
    Plötzlich hörte Lili ein Geräusch.

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