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Stella Menzel und der goldene Faden (German Edition)

Stella Menzel und der goldene Faden (German Edition)

Titel: Stella Menzel und der goldene Faden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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an –»
    Sie boxte ihn auf den Arm. «Hör auf!»
    «Hey, hey!», sagte ihr Vater. «Wenn ihr streiten wollt, macht das bei euch im Zimmer.»
    Isabel wandte sich genervt ihrem Mann zu: «Was soll das heißen, wenn sie streiten
wollen
?» Und dann sah sie ihre Tochter an. «Wie oft soll ich dir noch sagen, kei–»
    «Keine Musik am Tisch», äffte Stella ihre Mutter nach und beendete den Satz für sie, bevor sie ihren Ohrstöpsel in die Tasche steckte.
    Am Tisch herrschte Schweigen. War Stella mit dem Nachäffen vielleicht zu weit gegangen? Sie wurde knallrot – so rot wie der Borschtsch vor ihr. Sie drehte sich zu ihrer Mutter. «Entschuldigung. Ich hab’s vergessen.»
    Isabel bedachte ihre Tochter mit einem eisigen Blick und wandte sich wieder an die anderen. «Wo waren wir stehengeblieben?»
    «Die Chuppa», sagte Andrej. Er strahlte und stellte dabei seine schönen Zähne zur Schau. Er war Zahntechniker und besaß ein eigenes Dentallabor. Gruschas Familie hatte wirklich großes Glück, ein so nützliches neues Familienmitglied zu bekommen.
    «Rabbi Blumberg sagt, wir mieten Chuppa für 200 Euro», sagte Gruscha in ihrem charmanten, aber leicht falschen Deutsch. «Aber ich weiß auch nicht. Das ist viele Geld.» Sie zwirbelte ihre Haare oben auf den Kopf und sicherte es mit einer Spange.
    Gruscha konnte gut mit Haaren umgehen. Sie arbeitete als Maskenbildnerin beim Film. Die Menzel-Frauen fanden es natürlich toll, ein so nützliches neues Familienmitglied zu bekommen, besonders Stella, die hoffte, von ihrer künftigen Tante ein paar Schönheitstipps zu erhalten.
    Gruscha merkte, wie Stella sie anstarrte. «Du nicht wissen, was Chuppa ist, Schätzchen?», fragte Gruscha.
    «Doch! Klar!», sagte Stella. «Das ist ein Baldachin, wie ein Dach. Die Braut und der Bräutigam heiraten darunter. Die Chuppa symbolisiert das Zuhause, das sie zusammen aufbauen wollen.»
    «Sehr gut. Du gehst zu viele jüdische Hochzeiten, wenn du weißt so viel?», fragte Gruscha.
    «Nein. Nie, aber –»
    «Wir haben das Musical ‹Fiddler on the Roof› gesehen», sagte Marco. «Da heiraten zwei Leute so.»
    «Du brauchst nicht für mich zu antworten», sagte Stella gereizt.
    Marco beachtete sie nicht. «Man nimmt ein Laken und befestigt es mit den Enden an vier Stangen, die von vier Leuten getragen werden und –»
    «Es war eine Tischdecke», sagte Stella.
    «Ihr habt beide recht», sagte Isabel. «Müsst ihr euch immer wegen allem streiten?»
    Stella gab keine Antwort. Es war ohnehin nur eine rhetorische Frage. Stattdessen schlürfte sie ihre Suppe aus.
    «Ich habe eine Idee», sagte Josephine und schaute Gruscha und Andrej an.
    Der Tisch war ganz Ohr. Wenn Josephine etwas zu sagen hatte, horchten alle auf.
    «Wenn ihr möchtet», fuhr sie fort, «können wir unsere eigene Chuppa machen. Wir kaufen vier hölzerne Besenstiele, die kosten vielleicht zwei Euro pro Stück im Drogeriemarkt, und dann befestigen wir die vier Enden vom Gebetsschal meines Mannes an jedem Stiel.»
    «Sein
Tallit
?», fragte Marco. «Keine Tischdecke?»
    «Ja», sagte Josephine. «Er ist sehr groß … Ich glaube, dass –» Sie brach mitten im Satz ab. Es fiel ihr nicht leicht, über Artur zu reden. Sie schluckte. «Ich glaube, er hätte ihn euch gern gegeben. Das hätte ihm Freude gemacht.» Sie räusperte sich. «Das ist dann so, als ob er hier bei uns wäre, ein Teil der Familie, und der Ehe seinen Segen gibt.» Sie nickte ihnen zu und ließ sie wissen, dass sie fertig war.
    Am Tisch herrschte kurzes Schweigen. Andrej und Gruscha sahen sich an, nickten, und Andrej sagte leise: «Das wäre schön, Josephine … wirklich. Wir fühlen uns geehrt.»
    Isabel legte ihre Hand auf die ihrer Mutter und lächelte ihr zu. Dann griff sie, praktisch veranlagt, wie sie nun mal war, nach Bleistift und Block. «Ich schreibe es auf», sagte sie. «Vier Besenstiele. Die sind bestimmt billiger als Rabbi Blumbergs 200 Euro.»
    «So», sagte Andrej, «und jetzt zur Musik.» Er seufzte tief und sah seine künftige Frau an. «Wollen wir
wirklich
eine Klezmer-Band? Klezmer hat ungefähr genauso viel mit Judentum zu tun wie ein Dudelsack mit Schotten.»
    «Ja», sagte Gruscha, «du hast recht. Aber all meine Freunde, besonders vom Film, glauben, ohne Klezmer ist nicht jüdische Hochzeit.»
    «All deine netten
nicht
jüdischen Filmfreunde», sagte Andrej.
    «Ja», sagte sie, «in diese Punkt du hast auch recht. Sie haben Vorstellung von Juden, die ist sehr altmodisch. Wenn

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