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Stella Menzel und der goldene Faden (German Edition)

Stella Menzel und der goldene Faden (German Edition)

Titel: Stella Menzel und der goldene Faden (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly-Jane Rahlens
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ich sage, ich komme aus Ukraine, denken sie, ich aufgewachsen in
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und komme nach Berlin auf Eselkarren.»
    Sie lachten.
    «Kann der Große Gatzki auch auf der Hochzeit singen?», fragte Stella. «Das wäre so toll.»
    «Du hast auch nur eins im Kopf», sagte Marco.
    «Hab ich nicht!», protestierte Stella.
    «Gatzki ist sich nicht sicher, ob er kommen kann, Liebes», sagte Andrej. «Aber wenn er kommt, erfährst du es als Erste.»
    «Danke», sagte Stella respektvoll. Sie stand auf. «Darf ich bitte jetzt gehen? Ich bin fertig.»
    «Nicht so schnell, junge Dame», sagte Isabel. Sie sah auch Marco an. «Ich habe noch ein paar Aufgaben für euch beide.»
    Stella und Marco schauten sich an und verdrehten die Augen. Wenn es um ihre Mutter ging, waren sie die engsten Verbündeten.
    «Ich möchte, dass ihr zwei euch eine Schnitzeljagd für die auswärtigen Kinder überlegt», fuhr Isabel fort. «Sie sollen unser Viertel kennenlernen. Scheucht sie ein bisschen draußen herum. In Ordnung?»
    Marco und Stella schauten sich wieder an und verdrehten die Augen.
    «Hallo?», sagte Isabel.
    «Jaaaaa», sagten die Kinder.
    «Und ihr müsstet beide eure Zimmer aufräumen.» Sie fixierte Stella. «Vor allem du. Tante Galina wohnt in deinem Zimmer.»
    «Jaaaaa», sagte Stella.
    «Und du musst in deinem Schrank Platz machen.»
    «Jaaaaa.»
    Isabel bedachte Stella mit einem warnenden Blick. «Ziehst du die blaue Seidenweste zur Hochzeit an? Mit dem neuen Kleid?»
    «Jaaaaa.»
    «Stella», sagte ihr Vater, «deine Jas werden langsam langweilig.»
    «Jaaaaa», sagte Stella.
    «Вот хулиганы!», sagte Mikhail knapp auf Russisch, was so viel bedeutet wie: «Hilfe! Ich liebe meine Kinder, ich liebe sie über alles, sie sind die besten, tollsten, großartigsten Kinder, die sich ein Vater wünschen kann, aber manchmal, ja immer wieder, da nerven sie nicht nur ein bisschen, sondern absolut total bis zum Gehtnichtmehr!»
    «Ich habe die Weste nicht in deinem Schrank gefunden», sagte Isabel zu Stella.
    «Sie ist aber da», sagte Stella.
    «Dann hol sie bitte. Vielleicht muss sie noch gewaschen werden. Jetzt.»
    Stella stand auf und verbeugte sich. «Ist das alles, Eure Hoheit?»
    «Verabschiede dich von Oma, sie geht bald.»
    Stella gab Josephine einen Kuss. «Darf ich
jetzt
gehen?», fragte sie Isabel.
    «Ja. Geh mit Gott, aber geh!»
    Stella holte ihre Stöpsel aus der Tasche, steckte sie wieder in die Ohren und ging aus der Küche.
    Isabel schüttelte den Kopf. «Ich sag’s euch, wenn die Welt irgendwann untergeht, war es bestimmt ein 11 -jähriges Mädchen, das auf den roten Knopf gedrückt hat.»
    Einen Augenblick lang fragten sich alle, ob das vielleicht stimmen könnte … dann lachten sie alle.
     
    Sie hat recht, dachte Stella, als sie die Tür zu ihrem Zimmer öffnete. Es
war
ein Chaos. Seit einer Woche waren sie nun aus dem Urlaub zurück, und ihr Koffer lag immer noch offen auf dem Fußboden, nur halb ausgepackt. In gut zwei Wochen fing die Schule wieder an, und ihre Hefte vom letzten Schuljahr lagen immer noch auf dem Boden verstreut, mit ihren dreckigen Socken, mit Unterwäsche, Kakaobechern, schmutzigen Tellern, Schuhen, ihrem Tanztrikot. Sie zog ihren iPod aus der Tasche, nahm die Ohrstöpsel ab und warf dann die Socken, die Unterwäsche und das Trikot in den Wäschekorb und öffnete die Schranktür. Also, wo war die Weste? Sie schob alle Sachen auf Kleiderbügeln nach rechts, nahm sich jeden Bügel einzeln vor und schob ihn nach links. Die Weste war verschwunden! Ob sie heruntergefallen war? Sie kniete sich hin, entdeckte sie aber auch nicht auf dem Schrankboden – nicht dass sie den Boden gesehen hätte. Sie zerrte den ganzen Krempel heraus: eine alte Barbie-Puppe, ein paar Brettspiele, ihre Puppenküche, ein schrottiges Lügendetektorset, das nie funktionierte, Schneestiefel … Endlich! Da war sie, direkt unter ihrem kaputten Roller. Wie war sie nur dort hingekommen? Stella hob die Weste auf und trat ans Fenster, um sie zu begutachten. Igitt! Sie war völlig verstaubt. Stella zupfte ein paar Staubmäuse ab und nieste … Hu! Was war das? Woher kam das Loch unter der Taschenklappe? Sie würde Oma Josephine die Weste zum Nähen geben müssen … War da noch ein Loch? Sie kniff die Augen zusammen. Zappelte da etwa ein … Insekt unter dem oberen Knopf? Es war winzig und weißlich, wie eine Miniraupe. Und ein weiteres tanzte auf einer Schneeflocke herum, als hörte es einen Song vom Großen Gatzki. Sie

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