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Stelzvogel und Salzleiche

Stelzvogel und Salzleiche

Titel: Stelzvogel und Salzleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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mit meinem eigentlichen Anliegen heraus. Wenig später rief er zurück: »Hör zu, Elmar: Gorgas, Irene.
    Unbeschriebenes Blatt. Da liegt nichts vor.«
    Ich hörte, dass er einen Schluck Kaffee nahm, die
    Gelegenheit war also günstig, ich hakte nach und fragte nach einer männlichen Person mit Namen Gorgas.
    »Auch negativ. Worum geht es denn, Erpressung?«
    »Im Gegenteil, es gibt da einen hartnäckigen weiblichen Fan, der sein Opfer mit Geschenken verfolgt.«
    »O Mann, manche Typen haben das Glück gepachtet, werden mit Süßigkeiten gefüttert und seidener Unterwäsche beworfen.
    Unsereiner dagegen bekommt manchmal schon an der
    Wohnungstür eine volle Babywindel ins Gesicht.«
    »Lass dich zum Umweltdezernat versetzen, da ist alles sauber, jedenfalls von außen besehen. Und Geschenke werden dort auch verteilt, gleich bündelweise und in kleinen Scheinen.«
    Er ging nicht darauf ein. »Gorgas, das ist ein ungewöhnlicher Name. Da fällt mir ein: Im Herbst letzten Jahres hat es einen spektakulären Unfall gegeben. Im Duisburger Süden wurde ein Radfahrer angefahren, Schnittverletzung, der Mann verblutete im Straßengraben. Allem Anschein nach ein Fall von Fahrerflucht, deshalb haben die Kollegen auch in der Sache ermittelt.«
    »Und – hatten die Kollegen Erfolg?«
    »Ja und nein. Es gab eine Festnahme, letztendlich konnten sie dem Verdächtigen aber nichts nachweisen.«
    Ich fragte, wie der Mann hieß, den sich seine Kollegen vorgeknöpft hatten. Kurt wusste es nicht oder wollte es nicht sagen.
    »Aber der Verunglückte hieß Gorgas?«
    »Jedenfalls so ähnlich. Elmar, meine Kaffeepause ist rum.
    Ein bisschen was musst du schon selbst recherchieren.«
    Und das tat ich.
    Recherchieren heißt in den meisten Fällen, jemanden anrufen, der einem weiterhelfen kann. Ich wählte die Nummer der WAZ-Redaktion Duisburg und hatte Tom Becker am Apparat.
    »Gorgas, nein, sagt mir nichts. Ist zwar traurig, aber tödliche Unfälle sind nun mal eine Alltäglichkeit.«
    »So ganz alltäglich war das nicht, denn die Polizei hat damals ermittelt, Fahrerflucht, unterlassene Hilfeleistung, diese Richtung.«
    »Wann war das denn?«
    »Vor knapp einem Jahr.«
    Tom Becker versprach mir, sein Archiv zu befragen. Und mich fragte er noch, warum ich mir nicht endlich einen Computer anschaffte, da könnte ich die Online-Ausgabe der WAZ lesen und auch mal selbst nach Daten stöbern.
    »Dann hätte ich ja keinen Grund mehr, Sie während der Arbeitszeit zu belästigen.«
    »Stimmt auch wieder.« Er schwieg. Auch mir fiel nichts mehr ein. Becker stieß das für ihn typische meckernde Lachen aus und legte auf. In meinen Ohren klang das Gelächter jedes Mal wie eine fröhliche Mahnung: Geben und Nehmen,
    Kumpel. Klar helfe ich Ihnen, aber irgendwann sind Sie an der Reihe, Elmar Mogge, mit einem Tipp für eine gute Story, selbstverständlich exklusiv, nach Möglichkeit über einen bevorstehenden Anschlag auf ein Kernkraftwerk oder ein Attentat auf den Kanzler. Wie bitte, korrupter Bürgermeister?
    Hatten wir schon zuhauf! Nee, dann schon lieber eine interessante Leiche. Oder die Einladung zu einem Essen.
    Richtig, ich sollte Tom Becker mal wieder zu einem Essen einladen.
    Recht hatte er auch mit seinem Hinweis auf das Internet. Die Zeichen mehrten sich. Kelian hatte mich über das Versenden von E-Mails belehrt und bei meinem letzten Bankbesuch hatte mich die Angestellte wie einen Analphabeten an die Hand genommen und zu den Kundenterminals im Vorraum geführt, wo sie mir zeigte, wie man am Bildschirm eine Überweisung vornimmt. Es wurde Zeit, mir einen Computer anzuschaffen.
    10.
    Eine Stunde später stand ich in der Elektronik-Abteilung von Karstadt und ließ einen Schwall von Fachausdrücken über mich ergehen: Megahertz und Modem, Gigabyte und
    Grafikkarte, Desktop, drag and drop und Datensicherheit.
    »Dieser hat zwei USB-Anschlüsse und DVD, der andere eine zweite Festplatte als Backup nach dem Prinzip Master and Slave mit Option für…«
    »Nehme ich.«
    »Welchen bitte, der Herr?«
    »Den mit der blau abgesetzten Front.«
    Als ich mit meinen privaten Ermittlungen anfing, hatte ich ein Telefon, einen Fotoapparat und eine mechanische Schreibmaschine, Olympia, Modell Monica, und ich fühlte mich bestens ausgerüstet. Irgendwann stellte ich dann eine Telefonanlage mit Anrufbeantworter und Fax auf meinen Schreibtisch, und seitdem fällt mein Blick, sobald ich die Tür zu meinem Wohnbüro öffne, immer automatisch auf diese Telefonanlage.
    So

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