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Stelzvogel und Salzleiche

Stelzvogel und Salzleiche

Titel: Stelzvogel und Salzleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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erkennen Ihre Wohnung nicht wieder.« Ich deutete zu einer halb offenen Tür. »Ihr schönes Bett, der verspiegelte Schrank, nichts wird heil geblieben sein, und falls die durchgeknallten Drogentypen beim ersten Mal nichts finden, dann kommen sie wieder, um mit einem Brecheisen die Fußbodenbretter aufzuhebeln. Ja, so hartnäckig sind die.«
    Ich haute mächtig auf den Putz, so mächtig, wie man es von einem Rabauken, den sie in mir sehen sollte, erwarten konnte.
    Mit meiner Schadensschilderung hatte ich ihre Fantasie angeregt, ich sah es ihr an. Sie nagte an der Unterlippe.
    Wahrscheinlich gehörte sie zu jenen Frauen, die sich mehr um den Glanz auf ihren Möbeln als um ihre Gesundheit
    kümmerten. Mehr auch als um ihre Körperpflege. Sie roch ein wenig, nicht direkt unsauber, eher etwas männlich streng. Das schwarze wallende Kleid war für ihre Figur geschickt gewählt und stand ihr nicht schlecht. Für Puder und Schminke hatte sie wohl keine Zeit gehabt, es war auch noch recht früh am Tag.
    »Was sind Sie nur für ein grober Mensch!«, beschimpfte sie mich. »Hat seine Frau Sie beauftragt, mich zu ängstigen?
    Geben Sie es doch zu, bestimmt steckt sie dahinter, sie hat den bösen Blick, sie will uns auseinander bringen, ich weiß es, er würde nie zu solchen Methoden greifen, so ein feiner Herr, so einfühlsam, zwischen uns besteht eine Seelenverwandtschaft.
    Nichts kann uns trennen.«
    »Glauben Sie nur nicht, dass Sie mich mit diesem
    Gequatsche einwickeln können. Erst Wichsvorlagen
    verschicken und dann von Seelenverwandtschaft faseln.« Ich hatte mich ein wenig in Wut geredet und konnte nur hoffen, dass es glaubhaft wirkte.
    Es sah ganz, danach aus. Mit der Gelassenheit, die sie anfangs ausgestrahlt hatte, war es jedenfalls vorbei. Sie atmete schwer und ihre Hände zuckten. Hass blinkte in ihren dunklen Augen. Ich war froh, dass die Sprühdose mit Reizgas, die ich in ihrer Handtasche gesehen hatte, nicht in ihrer Reichweite war, sonst hätte es um meine Augen bestimmt schlecht gestanden.
    Ich warf noch einen bedeutungsvollen Blick in die Runde.
    Zwei der drei Türen, die vom Flur abzweigten, waren verschlossen, doch durch den Spalt der halb offenen Tür konnte ich einen Schrank und ein Bett erkennen. Das Schlafzimmer, tatsächlich. Plötzlich war es mir, als ob sich der Türspalt verringert hätte. Doch immer noch konnte ich einen Teil des verspiegelten Kleiderschranks erkennen.
    Und in dem Spiegel sah ich etwas Dunkles, etwas, das sich bewegte, langsam, Millimeter für Millimeter.
    Ich sah den Rücken einer Person und nicht nur den Rücken, sondern auch ihren ausgestreckten Arm und den Lauf einer Pistole. Ich war, abgesehen von einem Messer, mit dem ich ganz gut umgehen konnte, unbewaffnet. Hätte ich mich mit einer Knarre in der Tasche besser gefühlt? Ich bezweifelte es.
    Hier war ein Rückzug angebracht.
    Ich bedachte Irene mit einem harten Blick aus
    zusammengekniffenen Augen und zog die Haustür ins Schloss.
    12.
    Ein filmreifer Auftritt. Ob er wirksam war, musste sich noch zeigen. Ich kannte den Namen der Stelztante, ich wusste, wo sie wohnte. Und dass sie die Videokassette tatsächlich in ihrem Schlafzimmer gedreht hatte, davon war ich auch überzeugt. Ob mein Auftrag damit erledigt war, sollte mein Klient selbst entscheiden.
    Ich ging zurück zu meinem Wagen und fuhr in Richtung Duisburg. Auf freier Strecke schaute ich in den Rückspiegel, sah nichts Verdächtiges, nur mein eigenes ratloses Gesicht. Da besuchte ich eine Frau, die den Anschein erweckte, als hätte sie gerade einen Heftchenroman der Machart Auch bei dir klopft das Glück an die Tür zur Seite gelegt – und dann stand da ein Mann mit einem Schießeisen bei ihr im Schlafzimmer.
    Passte irgendwie nicht zusammen. Noch unpassender fand ich, dass der Kerl hinter dem Schießeisen sich nicht gezeigt hatte.
    Und weil so gar nichts passte, würde ich diesen Vorfall in meinem Bericht an Kelian auch weglassen. Sollte ich etwa eingestehen, dass mir die Pistole einen ziemlichen Schrecken eingejagt hatte? Besser nicht! Von privaten Ermittlern wird schließlich erwartet, dass sie den Tag mit einem Glas Whisky beginnen und mit einer Schusswunde in der Schulter beenden.
    Um zumindest vom Ton her diesem Bild zu entsprechen, sagte ich wenig später, als ich in meinem Büro zum Telefon griff: »Wenn ich Druck sage, Herr Kelian, dann meine ich Druck. Der nächste Schritt wäre Körperverletzung gewesen.
    Wenn Sie das wollen…« Ich ließ den Satz

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