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Stelzvogel und Salzleiche

Stelzvogel und Salzleiche

Titel: Stelzvogel und Salzleiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklaus Schmid
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der Frau einen Rat gegeben habe.«
    »Schöner Ratschlag! Denn Irene Gorgas schickt Ihnen weiter Mails. Sie ist nicht nur ratlos, sie ist verzweifelt, weil ihr virtueller Liebespartner den Kontakt abgebrochen hat, obwohl doch zuvor von Zukunftsplänen die Rede gewesen war. Sie fragt, ob es noch weitere Feinde gibt, die den
    Gemeinsamkeiten im Wege stehen. Tja, Herr Kelian, wer könnte das wohl sein? Ihre Ehefrau, die von allem wohl nichts ahnt, aber ein Haus am Kaiserberg, eine Villa, mit in die Ehe gebracht hat? Der Programmdirektor? Irgendein Typ, dem Sie Geld schulden? Oder bin ich, der böse Ermittler, das nächste Opfer? Die Frau steht bereit, sie wetzt schon das Messer. Sie brauchen nur mit den Fingern zu schnippen.«
    Ich hielt Kelian den Ausdruck hin. »Sie können es
    nachlesen.«
    Er schaute nicht mal auf das Papier. Er lachte nur. »Sie vergessen wohl, lieber Herr Mogge, dass ich mich bei Ihnen gemeldet und Sie um Hilfe gebeten habe.«
    »Ja, vielleicht war Irene Gorgas Ihnen zu dem Zeitpunkt wirklich lästig. Die Idee, diese Radioklette zu Ihrem Werkzeug zu machen, kam Ihnen womöglich erst später. Vielleicht aber war die Sache auch schon lange geplant. Diese Hinweise auf Tristan und Isolde, auf Erlösung, diese erotischen Anspielungen, all das deutet auf planmäßiges Handeln. So oder so, jedenfalls brauchten Sie mich, um Druck auf Irene auszuüben. Denn als geschulter Psychologe wissen Sie natürlich, wie labile Menschen auf Druck reagieren.«
    »Nur mal angenommen, das würde stimmen, dann könnte ich ja auf die Idee kommen, Ihnen, lieber Herr Mogge…«
    »Sagte ich bereits, und genau deswegen bin ich hier. Das Spielchen ist ja schon im Gange. Drohbriefe in meiner Mailbox, ein Paket mit einem Messer vor meiner Bürotür.
    Möglich, dass Irene Spaß am Töten gefunden hat, Blut stimuliert, möglich, dass ihr dieses Spiel einen Reiz verschafft, Psychopathen ticken wohl so; möglich aber auch, dass Sie hinter dieser Sache stecken. Vielleicht ist es für Sie ja so etwas wie Käfer beobachten. Oder Gott spielen. Ich jedenfalls will diesen Spuk beenden. Eine Begegnung mit Irene hat mir genügt.«
    »Tatsächlich? Oh, hat sie Ihnen Böses angetan?«
    An seinem schmierigen Lächeln erkannte ich, dass er Bescheid wusste.
    »Das Grinsen wird Ihnen vergehen. Anstifter sind
    Teilnehmer und können nach deutschem Recht wie Täter bestraft werden. Ich werde dafür sorgen, dass Irene Gorgas, die bei der Polizei recht geschickt das Unschuldslamm mimt, ins Gefängnis wandert. Und Sie selbst, auch dafür werde ich sorgen, werden diese Irene Gorgas anzeigen.«
    Ich betonte meine Drohung durch ein Nicken.
    »Und wie wollen Sie das bewerkstelligen?« Kelian zündete sich eine neue Zigarette an, inhalierte tief und blies den Rauch zu mir herüber. »Diese Papierfetzen nimmt doch kein Staatsanwalt ernst, mein Rechtsbeistand würde Sie in der Luft zerreißen und Ihnen obendrein noch den Strafbestand des Datenmissbrauchs anhängen; das müssten Sie doch eigentlich wissen, Sie abgehalfterter Ordnungshüter.«
    »Zu gewählt der Ausdruck! Bulle, ich war mal Bulle. Und als ich aus dem Polizeidienst schied, habe ich mir zwei Dinge geschworen: nie mehr eine Schusswaffe tragen, nie eine Frau schlagen.« Ich ging zu dem Wandlautsprecher und schob den Regler hoch, anfangs auf Zimmerlautstärke, dann ein gutes Stück darüber; Schläger signalisierten auf diese Weise, dass es ernst wurde. Dann machte ich einen Schritt zur Tür, drehte den Schlüssel herum und lehnte mich gegen die gepolsterte Füllung. »Haben Sie gehört? Nie eine Frau schlagen – für einen Anstifter und Kotzbrocken wie Sie gilt das nicht.«
    »Was denn jetzt, Sie Prolet! Erwacht jetzt der Neandertaler?«
    Prolet, das passende Stichwort, um noch etwas Wut und Wildheit zu tanken. In dem Alter, als der studierte Psychologe Kelian mit seinem Diplom in der Tasche von der Uni abging, hatte ich schon zehn, fünfzehn Jahre malocht; während er im warmen Senderstudio saß, hatte ich mir im Wagen auf dem Parkplatz den Arsch abgefroren; während er die Jubelbriefe seiner weiblichen Fans las, war ich zur Schnecke gemacht worden, von einer Frau. Er hatte die betörende Stimme und konnte, wenn es darauf ankam, sicher besser argumentieren –
    doch dafür war ich stärker als er, rücksichtsloser und entschlossener. Und ich war sauer, stinksauer, auch weil er vor meinen Augen mit meiner Nachbarin Paula rumgemacht hatte, deswegen sogar besonders…
    »Neandertaler? Gutes

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