Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
dauern konnte, bis ein Imperialer Richter diese Regionen besuchte, um örtliche Dispute zu schlichten.
Dem Ewigen Imperator war es durchaus bewußt gewesen, daß viele Dinge sehr schnell aus dem Ruder gehen konnten, wenn man sie zu lange anstehen ließ. Deshalb regte er die Bildung örtlicher Magistratsausschüsse an, in deren Befugnis die Regelung fast aller zivilen Klagen lag. Ihre Entscheidungen konnten angezweifelt und dem Imperialen Gouverneur der Region vorgelegt werden, doch dauerte es in der Regel so lange, bis eine Anhörung oder gar eine Verhandlung der Sache erfolgte, daß nur sehr wenige von dieser Möglichkeit Gebrauch machten.
Ging es jedoch um kapitalere, lebensbedrohende Verbrechen, ließ der Imperator größere Vorsicht walten. Sr. Ecu konnte seine Bedenken zwischen den Zeilen herauslesen. Festnahmen und
Hinrichtungen verwandelten sich allzuschnell in unkontrollierte Rachewerkzeuge. Es war
unwahrscheinlich, daß sich der Ewige Imperator um die moralische Seite derartiger Aktionen sorgte, sondern weit eher darum, daß ungesühnte
Verbrechen weitere Instabilitäten, Blutrache und sogar Kriege nach sich zogen.
Deshalb war die Befugnis der
Magistratsausschüsse in solchen Fällen
eingeschränkt. Wurde ein verdächtiger Gewalttäter vor sie gebracht, durften die Ausschüsse lediglich über die Wahrscheinlichkeit befinden, ob tatsächlich eine Straftat vorlag, welche Art von Straftat begangen worden war, und ob der oder die Wesen vor ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach dafür verantwortlich gemacht werden konnten. Um die Beweislast besser beurteilen zu können, waren sie dazu ermächtigt, Zeugen unter Eid zu verhören, und sie, wenn nötig, mit Gewalt vor das Gericht zu bringen, alle Verdächtigen festzunehmen und jedes Wesen, das sich ihnen widersetzte, wegen Nichtachtung des Gerichts in Gewahrsam zu nehmen.
Wenn die Beweislage auf den Verdächtigen wies, konnten sie ihn dieses Verbrechens anklagen. Wurde er als extrem gefährlich eingeschätzt, konnten sie die Anklage durch seine vorläufige Einweisung in ein Gefängnis untermauern, bis ein Imperialer Richter zur Verhandlung eintraf.
Dieses System funktionierte so gut, daß der Imperator es Hunderte von Jahren beibehielt. Auf diese Weise hatte Sr. Ecu nicht nur einen Präzedenzfall, mit dem er sein Anliegen begründen konnte, sondern gleich viele Millionen davon.
Er hatte ein legales Mittel gefunden. Jetzt fehlten ihm nur noch die Richter.
Kapitel 22
Die massige Polizistin ging wütend auf dem Dock auf und ab. Die klobige Santana hing still an ihrem Liegeplatz. Trotz wiederholter Versuche, jemanden, irgend jemanden, zu einer Reaktion zu zwingen, blieben die Luken fest verschlossen.
Lieutenant Skinner fluchte leise vor sich hin und warf den untätigen Arbeitern, die sich über ihre Schwierigkeiten amüsierten, finstere Blicke zu. Ihre Streikbrechertruppe verhielt sich leise. Falls die Stimmung in der Menge in offene Gewalttätigkeiten umschlug, waren sie viel zu weit von ihrer Basis entfernt, um auf Verstärkung hoffen zu dürfen. Es würden keine Vergeltungsmaßnahmen erfolgen. Die Gewerkschaft SDT war zu mächtig, ihre Taschen zu tief, selbst in diesen Zeiten schlimmster Arbeitslosigkeit.
Skinner konnte sich nicht erklären, was eigentlich schiefgelaufen war. Ihr Bezirkshauptmann hatte ihr gesagt, bei diesem Job handele es sich um einen Leckerbissen. Ein kleiner Gefallen für Tyrenne Yelad, mit dem sich Skinner ohne viel Aufwand ein paar Pluspunkte verschaffen konnte.
Sie mußte nichts weiter tun, als die Ladung der Santana in Empfang zu nehmen. Einige persönliche und private Dinge für den Tyrenne. Ein Job, den Skinner mit gewohnter Diskretion erledigen sollte.
Skinners Einsatz von unorganisierten
Streikbrechern war weder ungewöhnlich noch besonders provozierend. In solchen Fällen ging man auf den verantwortlichen Gewerkschaftssekretär zu, der die Anzahl der Leute, die für diese Arbeit benötigt wurden, abschätzte. Die Mordida wurde auf das Doppelte ihrer voraussichtlichen Löhne heraufgesetzt, dann war es den Unorganisierten erlaubt, die Ladung zu löschen, während der Sekretär das Geld unter denen verteilte, die sich normalerweise abgeplagt hätten; selbstverständlich behielt er einen beträchtlichen Anteil für sich selbst zurück. Das war nicht mehr als gerecht. Auch Skinner hatte als Offizier, der auf Dusable das Recht vertrat, auf diese Weise schon das eine oder andere Schnäppchen gemacht.
So weit, so gut. Aber was
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