Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
AM2-Diebe zur Strecke zu bringen. Poyndex hatte den faulen Fisch, den das Kabinett zu verstecken versuchte, gerochen: Ian Mahoney, der frühere Chef desselben
Geheimdienstes, den Poyndex jetzt befehligte.
Äußerst interessant. War Mahoney nur ein Schurke?
Möglich. Vielleicht auch nicht. Warum hatten seine Kabinettskollegen soviel Angst vor diesem Mann?
Poyndex zweifelte nicht daran, daß er auf die eine oder andere Weise schon recht bald hinter die wahren Hintergründe kommen und daß ihm diese Antwort sehr nützlich sein würde. Bis dahin wollte er sich als jüngstes Mitglied des Kabinetts die größte Mühe geben, seinen Kollegen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Außer Poyndex gab es auch noch ein anderes relativ zufriedenes Kabinettsmitglied.
Kyes konnte seine Langeweile nur schwer
verbergen. Der Ausgang des Gerangels interessierte ihn herzlich wenig, und er bemühte sich redlich, Interesse zu heucheln und hin und wieder seine Meinung kundzutun. Doch an diesem Tag des allgemeinen Zorns hatte er extrem gute Neuigkeiten erhalten.
Die Datenbänke seines Prototyp-Computers waren jetzt, dank der Hilfe von Lagguth, Poyndex und seiner langen Liste historischer Spürnasen, randvoll. Der Computer hatte sämtliche Daten seit Wochen verdaut und wiedergekäut, und nun war er im Besitz sämtlicher Fakten, Gerüchte und Halbwahrheiten, die über den Ewigen Imperator aufzutreiben waren.
Kyes hatte sich fast davor gescheut, die Frage zu stellen. Der Glaube an den Erfolg hatte ihn einigermaßen beruhigt, doch der Glaube allein schafft keine Tatsachen. Als Wissenschaftler und Erfinder wußte Kyes das besser als jeder andere.
War er denn verrückt, wenn er nicht an den Tod des Ewigen Imperators glaubte?
Trotz aller Beweise, Zeugenaussagen und der sogar auf Film festgehaltenen Ermordung?
Diese Frage konnte nur der Computer
beantworten. Man hatte ihn mit jeder Kleinigkeit gefüttert, die im Zusammenhang mit früheren Berichten über Anschläge auf den Imperator stand.
Was sollte jedoch geschehen, wenn Kyes die Frage stellte und die Wahrscheinlichkeit unbefriedigend schwach ausfiel? Kyes war fast sicher, daß ihm eine solche Antwort, wenn er nicht ohnehin schon übergeschnappt war, den Rest geben würde. Wenn er aber nicht fragte, würde er niemals eine Antwort erhalten. Kyes war buchstäblich in der Lage desjenigen, dem man mitgeteilt hatte, daß sein Leben und sein Tod vorherbestimmt waren. Er mußte nur in die Kristallkugel blicken, um es herauszufinden. Der Blick hinein war ebenso schwer wie die Entscheidung, darauf zu verzichten.
Schließlich schaute er doch hin.
Die Prognose belief sich auf 30 Prozent oder mehr, daß der Imperator lebte.
Mit dieser Nachricht war Kyes bereit, den nächsten Zug zu machen.
Sehr weit von der Debatte des Kabinetts entfernt gab es noch ein anderes überaus glückliches Wesen.
Seit der Zusammenkunft mit Mahoney hatte Sr.
Ecu hart gearbeitet. Während seine Assistenten über alten und brandaktuellen juristischen Abhandlungen brüteten, hatte er vorsichtig seine Fühler ausgestreckt, um Stens Vorschlag, ein unparteiisches Tribunal zu bilden, das die Kabinettsmitglieder der Ermordung des Ewigen Imperators anklagte, auf seinen Realisierungsgehalt zu überprüfen.
Selbstverständlich ging er mit einer solchen Frage nicht hausieren. Doch ausgehend von einer Reihe von Systemen, von denen er mit Sicherheit wußte, daß man dort nicht einmal den Hauch eines Zweifels an seiner Treulosigkeit weitermelden, geschweige denn voller Entsetzen und laut schreiend davonrennen würde, hatte er sein Ziel von den Rändern her abgeklopft.
Er wußte jetzt, daß es Wesen gab, die er davon überzeugen konnte, sich dem Ausschuß
anzuschließen, falls es wirklich zu einem Tribunal kommen sollte. Es war keine leichte Aufgabe, aber auch nicht unmöglich. Doch bevor er konkret fragen konnte, brauchte der Manabi eine juristisch unanfechtbare Plattform für eine solche Einrichtung.
Andernfalls war die ganze Übung witzlos.
Sr. Ecu fand seinen Präzedenzfall.
Wie er bereits vermutet hatte, kam die Antwort aus den frühen Tagen des Imperiums, aus einer Zeit vor über 2000 Jahren, als der Großteil des heutigen Imperiums noch nicht existiert hatte. Regionen, die inzwischen dicht besiedelt und als das Herzstück des Imperiums galten, waren damals noch wilde Grenzbezirke gewesen, in denen so gut wie kein Gesetz und noch weniger Ordnung geherrscht hatte.
Es war die Zeit, in der es sechs Jahre oder länger
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