Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
Brückenwache, bis dem Kapitän die schwere Uniformjacke mit der Pistole zu schwer wurde und er sie an einen Haken hängte. Als Jarvis beim nächsten Mal vorbeikam, traf ihn ein Stück Seife in einem Socken mit der angebrachten Wucht voll am verlängerten Mark. Der Kapitän wurde in seine Kabine getragen und dort eingesperrt, nachdem sein Quartier nach weiteren Waffen durchsucht worden war und man auch die Transportanweisungen für die versiegelte Fracht gefunden hatte.
Für Moran mußte man schon etwas mehr
Geschick aufwenden. Eine Raumfahrerin, die man aufgrund ihrer Schlankheit ausgesucht hatte, drapierte sich vor Morans Kabinentür auf einem Kabelschacht unter der Decke. Der Summer rief Moran zu seiner Wache. Er kam heraus, die Raumfahrerin schickte ein Stoßgebet zum Himmel und ließ sich fallen.
Das Durcheinander, bevor Moran sie durch den gesamten Korridor schleudern konnte, gab Raschid, Pitcairn und T'Orsten Zeit genug, ihn in die Mangel zu nehmen.
Sie wußten, daß er in seinem Quartier Waffen versteckt haben mußte, weshalb sie ihn in einen leeren, unbenutzten Raum sperrten. Die Naßzelle funktionierte immerhin, und durch einen eigens dafür ausgeschnittenen Schlitz unter der Tür konnten sie ihm Essen durchschieben.
Raschid betastete seine aufgeplatzte Lippe, machte sich dann jedoch auf den Weg zu den Maschinenräumen und D'veen. Allein der leeren Drohung wegen nahm er Morans Pistole mit. D'veen ließ sich nicht im geringsten einschüchtern. Alles, was sie verlangte, war, daß die Meuterer, wenn sie geschnappt und vor Gericht gestellt wurden, aussagten, daß sie ihnen höllisch Gegenwehr geleistet habe.
"Wir haben nicht vor, uns vor den Richter zu stellen", sagte Raschid. "Falls es doch soweit kommen sollte, retten wir Ihren Arsch."
Nachdem Raschid und Pitcairn sich im
Lagerraum mit den Leckereien nach den Zutaten für ein Siegesmahl umgesehen hatten, hielten die Meuterer in der Offiziersmesse Kriegsrat. Sie gestanden jedem Raumfahrer eine halbe Flasche Alk zu, wobei Raschid das schon zuviel fand.
Er hatte recht, doch Pitcairn hatte dafür gesorgt, daß sie und der Koch als einzige Waffen trugen.
T'Orsten schnaubte vor Wut, als jemand sagte, er sei nicht in der Lage, Moran aus der Schleuse zu stoßen.
Daß er mit dieser Luxusfracht keine vernünftige Orgie zustande brächte. Und daß er sich nicht an D'veen rächen könne.
Raschid ließ ihn toben. Als er jedoch sah, daß T'Orsten nicht Dampf abließ, sondjern sich vielmehr wie ein Hochdruckkessel zum Berserker aufblies, schlug er ihn ohnmächtig. Sie sperrten ihn in den Raum neben Moran und kehrten zur Offiziersmesse zurück.
Raschid eröffnete die Versammlung, verlas die Transportanweisungen der versiegelten Ladung und reichte Pitcairn die Blätter rüber.
"Schätze mal, damit ist klar, was als nächstes passiert", sagte sie. Sie war etwas blaß geworden.
"Wir halten nach Schmugglern Ausschau, verscherbeln Fracht und Schiff und sehen zu, daß wir uns aus dem Staub machen."
Sie zitierte aus den Anweisungen: ""Landen in Sektion blahblah, Anmeldung per Signal blahblah.
Ladung wird von Personal mit persönlicher Autorisation von Tyrenne Yelad gelöscht, Duplikat der Unterschrift siehe unten."
Der Kerl ist kein anderer als der allerhöchste Obermotz des ganzen Systems. Und wir haben ihm gerade seine Spielsachen weggenommen. So was nenn' ich Glück."
Wieder rührte sich etwas in Raschids Hinterkopf.
Yelad ... Yelad...
"Arbeiter der Santana, bewegt eure Ärsche! Ihr habt alles zu verlieren, inklusive eurer Ketten", schloß Pitcairn.
"Nein", sagte Raschid. Und noch einmal: "Nein.
Ich halte es für besser, wenn wir liefern."
Ohne auf das allgemeine Staunen ringsum zu achten, köpfte er eine Flasche und goß sich zur Feier des Tages einen Drink ein. Es lief tatsächlich alles wie geschmiert.
Kapitel 21
Die Kabinettsmitglieder reagierten mit blinder Wut auf den Überfall auf den AM2-Konvoi. Der verbrecherische Anschlag auf das Imperium - ihr Imperium - erschien ihnen angesichts der Tatsache, daß sie die Güter selbst gestohlen hatten, geradezu als Kapitalverbrechen. Dazu kamen die enormen Opfer an Blut und Credits, die gewaltigen Hoffnungen, die sie auf die gewonnenen
zusätzlichen Monate durch den AM2-Transport gesetzt hatten, und nicht zuletzt die Erniedrigung, die eine wilde Piratenhorde den Imperialen Kräften zugefügt hatte.
Man erging sich in nicht enden wollenden Spekulationen darüber, wer hinter diesem Überfall steckte. Waren
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