Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
und schaltete das Bordmikrofon für die Crew ein. Sein Schiff war ein kaum getarntes Einsatzschiff, das für diese Mission nach einem früheren irdischen Nationalökonomen unbenannt worden war. Es war die passende Ergänzung zu der Tarnung, unter der sich Mahoney bewegte.
Auf dem Bildschirm, der jetzt aufleuchtete, waren zehn bewaffnete Wesen in den Tropo-Tarnuniformen der Mantis Teams zu sehen. Es handelte sich dabei nicht nur ausnahmslos um ehemalige Mantis-Angehörige, sondern um
Soldaten, die Mahoney selbst zu seiner Zeit als Kommandant des Mercury Corps eingesetzt hatte.
"Wir landen in ungefähr fünf Minuten, Ellen", sagte er zu der stämmigen ehemaligen
Unteroffizierin der Truppe.
"Haben wir gehört, Chef. Sind Sie sicher, daß wir uns lediglich bereit halten sollen? Wir wären mit dem Kerl in wenigen Minuten fertig."
"Nein, ihr bleibt im Hintergrund. Entweder er ist wirklich mein Mann, dann hat er unter Umständen mehr Feuerkraft als wir, oder er ist es eben nicht.
Könnt ihr mir einen Gefallen tun? Falls ihr Schüsse hört, dann greift sofort ein. Ich bin einfach zu alt, um meinen Körper noch einmal komplett überholen zu lassen."
"Verstanden, Sir. Halten uns bereit, Sir."
Mahoney langte über die Schulter des Piloten und ergriff das Mikro. "November Alpha Uniform, November Alpha Uniform. Hier spricht die John Stuart Mill, wir befinden uns im direkten Landeanflug."
Eine Stimme antwortete: "Mill, hier spricht November Alpha.
Landeplatz ist Beacon Triple Cast, ungefähr zwei Kilometer entfernt, auf der anderen Seite des Platzes. Windstille. Ihr könnt wie besprochen landen. Von Bord dürfen nur der Kunde und zwei andere. Der Rest der Crew bleibt an Bord. Bitte beachtet diese Mindest-Sicherheitsanforderungen.
Ich treffe euch im Hauptgebäude. Ende."
Zum Zeichen, daß er verstanden hatte, schaltete Mahoney zweimal das Mikro an und aus. Er grinste den Piloten an. "Na also, hm? Vielleicht ist er ja doch mein Mann."
Das Raumschiff landete auf einem kleinen, geteerten Flugfeld. Die Außentür des Schiffes öffnete sich, und Mahoney stieg hinaus.
Draußen war es heiß, trocken und staubig. Auf der einen Seite des Flugfeldes erstreckte sich öde Wüste, hinter der sich ein niedriger Bergrücken erhob. Auf der anderen Seite lag weitläufiges, weiß umzäuntes Weideland. Kein Lufthauch regte sich.
Aus einer nahegelegenen Obstplantage vernahm Mahoney Vogelgezwitscher, und von der Weide ertönte das Surren der elektrisch gesicherten Zäune.
Mahoney schritt die Straße entlang, die sich zu den verstreut daliegenden Gebäuden hinwand.
Weiden ... weiße Zäune ... Scheunen. Futtersilos. Ein Zuchtbetrieb? Auf einem Feld sah er einen sehr alten Vierfüßler grasen, den er als Pferd von der Erde identifizierte. Sonst keine Tiere.
Er kam an Schuppen vorbei, deren eine Seite aus Metall bestand und deren Türen verschlossen und mit Bolzen gesichert waren. Ställe. Alle leer. Es gab eine niedrige Mauer und ein offenstehendes Tor.
Er trat durch das Tor und ging durch einen sorgfältig angelegten Garten, der etwas
vernachlässigt wirkte. Drei Robot-Gärtner arbeiteten unter der Aufsicht eines Menschen. "Harte Zeiten", dachte Mahoney Es war alles andere als einfach, eine Pferdefarm zu betreiben.
Dennoch war er beeindruckt. Er hatte weder Sicherheitsvorkehrungen, Wächter oder Waffen ausmachen können. Aber wenn er sich hier nicht hundertprozentig verschätzt hatte, mußten sie irgendwo stecken.
Vor dem Haupteingang stand ein Mann, der offensichtlich wartete. Er war etwas jünger als Mahoney. Kleiner. Untersetzt. Er sah aus, als würde er ziemlich regelmäßig Sport treiben. Weder häßlich noch gutaussehend. Er trug ein Hemd mit weitem Kragen, teure, lässige Hosen und Sandalen.
"Sr. Gideon!" rief er zur Begrüßung. "Mein Name ist Schaemel. Bitte kommen Sie doch näher. Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?"
Das Haus war großzügig angelegt, wenn auch kleiner als ein richtiger Landsitz, und mit Möbeln aus schwerem, echtem Holz und echtem Leder eingerichtet. Die Gemälde waren alt und hatten realistische Motive.
"Jedes Jahr", eröffnete Schaemel das Gespräch,
"gelingt es mir zu vergessen, wie heiß und warm es auf New River im Spätsommer ist. Aber jedes Jahr werde ich ebenso unerbittlich wieder daran erinnert.
Das hier ist ein Mischgetränk aus Wein und Früchten. Sehr erfrischend." Er zeigte dabei auf eine Punsch-Karaffe, die Eiswürfel und eine milchige Flüssigkeit enthielt. Mahoney erwiderte
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