Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
war einigermaßen zufrieden.
Vielleicht lag noch einiges im Verborgenen, aber allein damit hatten Mahoney und das Tribunal einen unwiderlegbaren Beweis, fast so gut wie den rauchenden Revolver.
Kapitel 31
Sten brauchte dringend Erholung. Unbedingt. Er hatte allen Grund, sich geistig, körperlich und nervlich überstrapaziert zu fühlen, aber es gelang ihm nicht, seine Schuldgefühle zu unterdrücken. Er müßte eigentlich hinten im Gerichtssaal sitzen und zuhören, wie sich das Tribunal sorgfältig zu seinem Urteil voranarbeitete.
Es war ein Moment von historischer Bedeutung.
Was sollte er seinen Enkeln erzählen? "Ja, ich hatte damit zu tun. Aber dann bin ich schnell mal abgehauen, ich mußte unbedingt einen Schluck trinken gehen und eine Nummer durchziehen, deswegen kann ich nicht viel darüber berichten."
Kilgour versuchte, ihm bei seiner Entscheidung zu helfen. "Zum Teufel mit den Enkeln, die du sowieso nicht hast und wahrscheinlich auch nie haben wirst. Hau lieber ab. Später gibt's noch verdammt viel Arbeit. Laß dich lieber jetzt in aller Ruhe vollaufen."
Mahoney dachte genauso. Seiner Ansicht nach war es mehr als unwahrscheinlich, daß das Tribunal irgendwelche detaillierten Aussagen darüber wollte, wie die Verschwörung aufgedeckt worden war.
"Los, Admiral. Mir wäre es lieber, du wärst nicht in der Stadt, wenn die Zeugen aufgerufen werden.
Zisch los. Mach einen drauf. Ich finde dich, wenn ich dich brauche.
Was sowieso ziemlich bald sein wird. Das Privatkabinett wird auf die Vorgänge reagieren, ist ja logisch. Sie haben mit aller Mühe eine Flotte mit ihren Oberschurken zusammenbekommen. Loyal, ergeben, der ganze Quatsch eben. Im Klartext: diejenigen, die am tiefsten mit drinhängen, versuchen ihre Loyalität zu beweisen, während wir versuchen, alles aufzuklären.
Wir sollten für sie einen passenden Empfang vorbereiten. Otho stellt aus seinen Schiffen einen entsprechenden Verband zusammen. Seiner
Meinung nach gibt es nichts Schöneres, als dich wieder auf der Kommandobrücke zu sehen."
Mahoney lachte. "Da sieht man mal wieder, welche faszinierenden Möglichkeiten eine Karriere beim Militär bietet, habe ich recht? Heute Polizeispitzel, morgen schon wieder Admiral."
Sten behielt seine Ansichten über das Militär im allgemeinen und besonderen für sich, zog sich in sein Quartier zurück und dachte darüber nach, was er mit seiner freien Zeit anfangen sollte. In ein Touristenstädtchen gehen und sich auf der Suche nach Gesellschaft ein wenig herumtreiben? Nein, nicht sehr verlockend. Obwohl er überhaupt nicht an Liebeskummer litt - jedenfalls seiner Ansicht nach.
Aber nein, der Gedanke gefiel ihm trotzdem nicht.
Städte? Auch nicht. Der Lärm der widerlichen Menschenmassen von der Erstwelt hämmerte noch in seinem Hinterkopf, und jetzt wurde er in jeder Stadt daran erinnert.
Schluß mit der Grübelei. Schau auf das Fiche. Da findest du genau das Richtige.
Und so war es auch.
Bergsteigen, auf die harte Tour.
Man konnte mit künstlichen Hilfsmitteln -
Kletterfaden, Hakenpistolen, Klammern und Jumars überall hinaufklettern. Die "echten" Bergsteiger lehnten das natürlich ab und kletterten ohne jedes Hilfsmittel.
Sten fand das leicht selbstmörderisch. So schlecht ging es ihm nun auch wieder nicht. Aber die verrückte Seite des Unternehmens übte ihre Faszination auch auf ihn aus.
Er suchte sich einen steil aufragenden Felsen in einer von Newtons naturbelassenen Landschaften und stattete sich mit einer minimalen Ausrüstung aus, die es ihm erlaubte, sich beim Aufstieg ein wenig zu sichern. Er kaufte ein Zelt und einige Nahrungsmittel und fluchte, als er feststellte, daß er Com und Miniwillygun ebenfalls mitschleppen mußte. Schließlich stand er auf der Fahndungsliste.
Er stöberte Alex irgendwo auf, um ihm zu sagen, daß er jetzt seinen Urlaub antrete. Kilgour war so intensiv mit den Sicherheitsvorkehrungen für das Tribunal beschäftigt, daß er kaum Zeit für ihn hatte, nur schnell einen Gruß vor sich hinbrummelte und ihm kurz den Arm um die Schulter legte.
Sten ging zu seinem gemieteten A-Grav-Gleiter und fand darin noch eine kleine Überraschung. Er hatte völlig vergessen, daß er das Wörtchen "alleine"
besser aus seinem Wortschatz verbannte, zumindest so lange, bis der gegenwärtige Ausnahmezustand beendet war und sich das Privatkabinett wohlbehütet hinter Schloß und Riegel befand. Auf ihn warteten seine sieben Bhor-Leibwächter und Cind. Alle waren mit der gleichen
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