Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
geht hervor, daß wir die Einrichtung vor mehr als fünf Jahren installiert haben. In einem Raum, wo Leute Getränke umstoßen, und wahrscheinlich rauchen und essen? Da würden wir dumm dastehen, von unserem guten Ruf gar nicht zu reden, wenn Sr.
Lovett einen unserer Computer benutzte, der dann versagt. Wir sind stolz auf unseren Ruf."
Der Manager war wirklich nachhaltig
beeindruckt. Eine Dienstleistungsfirma, die zur Stelle war, noch bevor der Kunde ein Dutzend hysterischer Telefonate geführt und mit
gerichtlichen Schritten gedroht hatte? Besonders in diesem Fall, wo es ihm unmöglich gewesen war, den Originalvertrag mit APEX zu finden?
Alles, was piepte oder surrte, wurde von den Männern aus der Privatloge hinausgeschafft. Sten übersah beinahe den Konferenztisch, erkannte dann aber, daß er einen simplen Computer/Viewer enthielt, mit dem Dokumente gelesen, überprüft oder abgeändert werden konnten. Alles wurde auf A-Grav-Lifter gepackt und anschließend in den Lastgleiter umgeladen.
Es dauerte über einen Monat, bis der Manager dahinterkam, daß er das Opfer einer
außergewöhnlich gerissenen Bande von High-Tech-Dieben geworden war.
Die Maschinen wurden sorgfältig auf eines von Wilds Schiffen geschafft, vor herumschwirrenden elektromagnetischen Impulsen durch Versiegelung geschützt und nach Newton transportiert.
Anschließend machten sich die Techniker an die Arbeit. Sten und Alex warteten ungeduldig im Hintergrund. Zwar waren sie in dieser Hinsicht ebenfalls nicht ganz unbedarft, insbesondere Alex, doch das hier ging doch weit über ihre Fähigkeiten hinaus.
Es war fast unmöglich, etwas aus einem
Computer zu löschen. Wurde die Datei vernichtet, so existierte immer noch eine Sicherheitskopie davon, und selbst wenn diese gelöscht wurde, gab es immer noch einen geisterhaften Abdruck, zumindest, bis etwas Neues darüber gespeichert wurde. Selbst dann war es noch möglich, an die ursprüngliche Datei heranzukommen.
Zuerst nahmen sie sich die Computer vor. Diese lieferten ein erstaunliches Durcheinander verschiedener Verträge, aus denen hervorging, daß man Lovett und seine Freunde kaum als ehrenwerte Geschäftsleute bezeichnen konnte. Diese
Information wurde festgehalten, um sie später vor dem Zivilgericht auszubreiten, sollte das Kabinett jemals gestürzt werden. Es gab keine Anrufe, die auf Computer festgehalten worden waren.
Als das Filetstück der ganzen Geschichte stellte sich der Konferenztisch heraus.
Hier hatte Sullamora Vorjahren den anderen Verschwörern die Leviten gelesen. Damals war Sullamora der einzige gewesen, der sich aus dem Fenster gelehnt hatte und nachweislich mit den Vorgängen in Verbindung gebracht werden konnte.
Er war es, der die Mörder des Pressemoguls gedungen und Leute für Venloe angeheuert hatte.
Sullamora machte Nägel mit Köpfen: sie alle mußten eine Art "Beichte" unterschreiben. Die Karte war aus unzerstörbarem Kunststoff. Darauf stand ein standardisiertes Schuldbekenntnis, die
Vorbedingung für das Attentat. Kyes war der erste, der die Karte in den Tischbildschirm geschoben und unterschrieben hatte; die anderen waren seinem Beispiel gefolgt. Jedes Mitglied der Verschwörung erhielt eine Karte ausgehändigt, auf der alle anderen Mitglieder unterschrieben hatten.
Einer der Techniker hatte die Karte gefunden.
Ihr Zustand war alles andere als makellos, und der Empfang wurde immer wieder durch Bilder von einem lächelnden älteren Ehepaar unterbrochen.
Vielleicht die Eltern von irgend jemand, die unlöschbar durch eine völlig unbekannte Landschaft spazierten. Ein Homevid.
Trotz alledem war die Karte immer noch
leserlich.
WIR, DIE ... DES PRIVATKABINETTS, SIND
NACH LANGEN UND... ÜBERLEGUNGEN ...
ZU DEM SCHLUSS ... EWIGE IMPERATOR...
ZUNEHMEND UND AUF GEFÄHRLICHE
WEISE UNBERECHENBAR... ENTSCHLOSSEN
... TRADITION ... ZU FOLGEN ... GEGEN ...
TYRANNEN... AUFZUBEGEHREN...
GESCHICHTLICH VERBRIEFTES RECHT...
ENTFERNUNG... HIERMIT WERDEN
AUSSERORDENTLICHE MASSNAHMEN...
GENEHMIGT... ZERSTÖRUNG...
TYRANNENHERRSCHAFT... FREIHEIT ZU
GEWÄHRLEISTEN.
Das Dokument war nicht mehr hundertprozentig, doch es konnte kein Mißverständnis geben.
Unversehrt waren die persönlichen Zeichen, die
"Unterschriften", am Ende zu erkennen: Kyes. Die Kraas. Tanz Sullamora. Lovett. Malperin.
"Ich kann wahrscheinlich noch mehr
Informationen wiederbeschaffen, Sir. Da gibt's mehr Geister, die ich noch nicht identifiziert und von der Hardware abgerufen habe."
Sten
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