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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
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Hauptverdächtige war Admiral Sten, der Mann, der einst die Imperiale Leibgarde, die Gurkhas, befehligt hatte, eine Truppe, die nach dem Tod des Imperators eigenartigerweise sofort ausnahmslos ihre Entlassung beantragt hatte und in ihre Heimat Nepal auf der Erde zurückgekehrt war.
    Bei den Auseinandersetzungen mit den Tahn hatte Sten eine wichtige, aber sehr nebulöse Rolle gespielt. Kyes hatte sich auch Stens Akten persönlich angesehen. In seinem Werdegang klafften große Lücken. Sehr verdächtig. Besonders deshalb, da diese Auslassungen vom Imperator selbst angeordnet zu sein schienen. Was Kyes' Verdacht noch verstärkte war die Tatsache, daß der Mann plötzlich enorm reich geworden war, ebenso wie sein Kumpan, Kilgour, der ohne ersichtlichen Grund über fast ebenso gewaltige Reichtümer verfügte.
    Woher kam dieses ganze Geld? Ausstehende Lohnzahlungen? Vielleicht vom Imperator selbst?
    Zu welchem Zweck?
    Kyes zählte eins und eins zusammen und erhielt sofort sechs: Sten mußte zum elitären Kreis derjenigen gehören, denen der Imperator vertraut hatte. Sobald man den Admiral in seinem entlegenen Exil aufgespürt hatte, hatte Kyes verlangt, daß sofort ein Eingreifteam zu seiner Festnahme losgeschickt wurde. Man hatte ihm hoch und heilig versprochen, daß nur die besten Leute ausgesandt werden würden.
    Offensichtlich war er von einem Spitzel gewarnt worden. Wie gut war wohl ein Team, das sich von einem einzigen Mann ausschalten ließ? Verdammt!
    Kyes hatte zu diesem Treffen seine Stahlzähne im Gepäck. Es war dringend nötig, daß er dem einen oder anderen kräftig in den Arsch biß.
    Draußen auf der Straße erblickte Kyes drei barfüßige Gestalten in schmutzig-orangen Roben.
    Sie bahnten sich ihren Weg durch die bunt zusammengewürfelte Menge, verteilten Flugblätter und verkündeten ihre Heilslehre. Was sie sagten, konnte er durch die schalldichten Fenster seines Gleiters nicht verstehen, aber das war nicht nötig. Er wußte, wer diese Leute waren: Mitglieder des Kults des Ewigen Imperators.
    Überall im Imperium gab es zahllose Wesen, die fest daran glaubten, daß der Imperator nicht gestorben war. Einige hielten es für eine Lügengeschichte seiner Feinde und waren davon überzeugt, daß der Imperator gekidnappt worden war und unter schwerer Bewachung irgendwo gefangengehalten wurde. Andere meinten, es sei ein geschickter Trick des Imperators selbst gewesen: er hatte seinen Tod eigenhändig inszeniert und hielt sich jetzt so lange versteckt, bis seine Untertanen bemerkten, wie sehr sie ihn wirklich brauchten.
    Dann würde er zurückkehren und wieder für Recht und Ordnung sorgen.
    Die Sektierer stellten die Extremform dieser Bewegung dar. Sie glaubten felsenfest an die Unsterblichkeit des Imperators und daran, daß er ein Abgesandter der Heiligen Sphären sei, der ganz nach Belieben einen Körper annahm, als Behältnis für seine strahlende Seele. Sein Tod, behaupteten sie, sei ein freiwilliges Martyrium. Ein Angebot an den Obersten Äther für all die Sünden seiner sterblichen Untertanen. Auch sie glaubten fest an seine Wiederauferstehung. Sie predigten, daß der Ewige Imperator schon bald zu seiner gütigen
    Staatsführung zurückkehren und alles wieder ins Lot bringen würde.
    Kyes war ein verwandter Geist dieser Sektierer.
    Denn auch er glaubte, daß der Imperator noch lebte und irgendwann zurückkehren würde. Kyes war ein Geschäftswesen, das vor langer Zeit alles Denken, das sich anstelle von Vernunft auf Wünsche gründete, als minderwertiges Hilfsmittel für die ihm geistig und wirtschaftlich Unterlegenen verworfen hatte. Aber das hatte sich geändert. Wenn der Ewige Imperator wirklich tot war, dann war auch Kyes verloren. Deshalb glaubte er daran. Anders darüber zu denken bedeutete, sich dem Wahnsinn
    auszusetzen.
    In seinem eigenen Volk gab es uralte
    Geschichten, die sich direkt mit dem Thema Unsterblichkeit auseinandersetzten, zumindest mit der Aussicht auf ein extrem langes Leben. Sie waren ein Teil der Methusalem-Sage, die auf dem tödlichen Makel seiner Spezies beruhte.
    Kyes - und mit ihm alle Grb'chev - waren das Resultat des Zusammenschlusses zweier völlig unterschiedlicher Lebensformen. Die eine stellte den Körper, in dem Kyes umherging. Es war ein großes, schlankes, ansehnliches, silbrig glänzendes Wesen, dessen Haupteigenschaften Kraft, eine fast unverwüstliche Gesundheit sowie die Fähigkeit, sich jeder sie bedrohenden Lebensform anzupassen und sie zu absorbieren, waren.

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