Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
einem
anerkennenden Nicken herab.
"Leider..." Poyndex ließ den Satz absichtlich im Nichts enden. Dann fuhr er fort: "Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen kann. Die Ressourcen meiner Abteilung ..."
Wieder ein Satz, der in der Luft hängenblieb und doch unmißverständlich einen Mangel andeutete.
"Außerdem würde ich damit, wie ich befürchte, meine Kompetenzen überschreiten."
Es war nicht nötig, daß Poyndex die
Verantwortlichkeiten seiner "Firma" im Detail erläuterte, auch nicht die zusätzlichen Lasten, die sie jetzt als Ergebnis von derlei Dingen wie der katastrophalen Voraussage, daß die Honjo ein relativ leichtes Ziel seien, zu tragen hatte.
Lovett hätte Poyndex' Ausage sofort auf den Punkt gebracht. Sollte hier ein Geschäft zustande kommen, dann mußte es seinen Anfang mit einer Aufstockung der Ressourcen und der Befugnisse nehmen. Kyes war ebenfalls nicht schwer von Begriff. Er hatte sich darauf vorbereitet, Poyndex ein Angebot zu machen, und zwar nur dieses eine. Er glaubte, daß der Preis so hoch angesetzt war, daß niemand, schon gar nicht ein Geheimdienstchef, widerstehen konnte.
"Meine Kollegen und ich haben uns schon geraume Zeit über eine Sache den Kopf zerbrochen", sagte Kyes. "Wir alle sind darum besorgt, daß gewisse Ansichten, überaus gewichtige Ansichten, keinen Eingang in unsere Überlegungen finden.
Kurz gesagt, wir empfinden einen Mangel an Durchblick auf sehen des Kabinetts."
Poyndex hob eine Augenbraue. Das erste
Anzeichen einer Regung! Besonders, da der Geheimdienstchef nicht einmal ahnte, worauf Kyes hinauswollte. Er bemühte sich, die Braue wieder an ihren angestammten Ort zu ziehen, wie eine gereizte Katze, die wütend einen störrischen Fellwirbel bearbeitete. Kyes war höchst zufrieden. Poyndex war also zu packen. Kein Problem.
"Was würden Sie dazu sagen", fragte Kyes,
"wenn ich den Vorschlag machte, Sie als sechstes Mitglied ins Kabinett aufzunehmen?"
Kyes war absolut begeistert, als er sah, wie der Geheimdienstchef den Mund wie ein gestrandeter Fisch weit aufsperrte!
Kapitel 16
Sr. Ecu stand über dem Rand des Sees. Die Sonne war warm, und die von der Erinnerungsstätte der Bhor aufsteigende feuchte Luft erlaubte ihm, ohne Anstrengung im Gleichgewicht zu schweben: ein winziger Flügelschlag zur Stabilisierung, eine kaum wahrnehmbare Bewegung des drei Meter langen Schwanzes genügte, um das kleine Wesen, das durch das Gras auf ihn zugelaufen kam, im Auge zu behalten.
Unter den meisten anderen Umständen hätte der Manabi diesen Augenblick genossen. Die warme Luft und die Sonne waren angenehm, die Umgebung perfekt. Er genoß den Kontrast seines dunklen Körpers mit den rotgeränderten Flügeln und den reinweißen Fühlern zu dem spiegelnden See mit seinem schmalen Felsenstrand und dem tiefen Blaugrün der saftigen Wiesen, wie es nur einem Manabi möglich war.
Er hatte dem Treffen nur widerwillig zugestimmt.
Für ihn war jede Verbindung zu den überlebenden Verschwörern nicht nur sinnlos -
wie
Flottenmarschall Ian Mahoneys trauriger Fehlschlag bewies -, sondern extrem gefährlich. Hätte er die Einladung ignoriert, wären jedoch womöglich ebenso große oder noch größere Gefahren auf den Plan getreten.
Ein unvorsichtiges Wort von den Verschwörern, absichtlich geäußert oder nicht, würde die Manabi, ungeachtet ihrer früheren zögerlichen Rolle, mit hineinziehen. Man mußte nicht viel Phantasie aufbringen, um sich auszumalen, zu welcher!
Mitteln das Kabinett greifen würde. Mit Phantasie waren die Manabi mehr als andere Lebewesen gesegnet - oder geschlagen.
Sten bemühte sich, bei seinem Herannahen möglichst lässig zu wirken. Er wollte nicht den Hauch eines Selbstzweifels vermitteln, obwohl er davon jede Menge zu bieten hatte. Eine Woche intensiver Vorgespräche mit Sr. Ecu lag bereits hinter ihm. Diplomatie war eine Kunst, die einen wahnsinnig machen konnte. Trotzdem legte er alles, was er je gelernt hatte, in diese Anstrengung. Dazu gehörten zunächst die Vorgeplänkel, bei denen jedes Wesen das andere beschnupperte, taxierte und allmählich etwas besser kennenlernte. Dann folgte eine ganze Menge vorbereitender Gespräche, bei denen man auf keinen Fall den fraglichen Punkt ansprechen, ja nicht einmal in seine Nähe geraten durfte.
Seinem Selbstvertrauen war auch durch das Wissen darum, daß er es mit einem der erfahrensten Diplomaten zu tun hatte, nicht sehr geholfen, einem Individuum aus einer Rasse ätherischer Wesen, die bereits Experten in
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