Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
wissen. "Sie müssen wissen, daß ich keine Vorstellung davon habe, wie es ist, durch einen dummen genetischen Zufall ständig an den Boden gefesselt zu sein. Mein Gott, wie sehr sie sich wünschten, fliegen zu können."
"Ja. Für ein bißchen Freiheit sind viele Wesen bereit, sehr viel zu riskieren", sagte Sten.
Der Manabi schwieg eine ganze Weile. Mit einem Flügelschlag glitt Sr. Ecu in einen langen, anmutigen Gleitflug über den See. Sten wußte, daß er die Namen auf der Schiefertafel auf dem Grund überflog, die Namen der jetzt für immer an den Boden gefesselten Bhor. .Mit einem weiteren Flügelschlag segelte er wieder zurück.
"Wo haben Sie das her?" erkundigte sich der Manabi.
"Ich habe es gebastelt", antwortete Sten.
"Eigentlich ist es nur ein Bausatz. Aber es macht Spaß."
"Wann haben Sie das gemacht?"
"Letzte Nacht."
"Dann haben Sie es also wirklich für mich gebaut." Es war die Bestätigung einer Erkenntnis, keine Frage.
"Ja."
Der Manabi blieb ganz ruhig.
"Äh ...", sagte er dann. "Lassen Sie uns anfangen
... Eine sehr gute Eröffnung, Admiral."
"Vielen Dank. Aber Sie haben recht. Lassen Sie uns anfangen.
Zunächst muß ich jedoch noch eine kleine Präambel loswerden. Ich hatte alles auf die beste diplomatische Form, die mir einfiel, ausgearbeitet, doch dann dachte ich: zum Teufel damit! Ich sollte lieber frei heraus sprechen und sagen, wie es steht."
"Fahren Sie fort."
"Zwischen uns stehen eine Menge
Hintergedanken. Nach einer Woche denke ich immer noch darüber nach, wie ich Ihnen meinen Fall schmackhaft machen könnte. Und Sie überlegen sich, wie Sie am besten nein sagen können und mich damit vom Hals hätten. Mit anderen Worten, wir hängen beide am Boden fest. Keiner von uns kommt voran und schon gar nicht aus dem Stadion heraus."
"Sehr zutreffend."
"Die Sache ist die", sagte Sten, "daß Sie fester am Boden kleben als ich."
Der Manabi bewegte sich überrascht.
Sten füllte noch einige weitere Leerstellen.
"Sehen Sie, von meiner Warte aus stecken Sie noch in einer vorhergehenden Aktion fest. Eine, die Sie jetzt nicht mehr für besonders klug halten. Ärgerlich ist nur, daß man sie nicht mehr zurücknehmen kann.
Wahrscheinlich müssen Sie sich sogar fragen, ob wir eine Art Erpressung vorhaben. Werden wir die Keule des Verrats über Ihnen schwingen, um auf diese Weise Ihre fortgesetzte Unterstützung zu erzwingen?"
"Nun? Werden Sie es tun?"
Sten ließ Sr. Ecus besorgte Frage eine Weile in der Luft hängen.
"Nein. Natürlich nicht", sagte er dann mit fester Stimme - ein Versprechen.
"Sprechen Sie damit für alle Beteiligten?"
"Ja."
"Warum sind Sie so ... großmütig? Oder ist das nur vorübergehend?"
"Wenn wir versagen, stecken alle im selben Dreck. Inklusive der Unterstützer des
Privatkabinetts. Wenn das hier vorüber ist, läßt mich der Gedanke daran, daß es einige Manabi gibt, die beim Aufklauben der Scherben helfen, beruhigter in meinem Grab schlafen. Was Ihre andere Frage angeht: Nein, es ist nicht nur vorübergehend. Aus dem gleichen Grund.
Aber mein eigentlicher Grund ist die Loyalität.
Sie haben damals Ihre neutrale Ecke verlassen, um den Imperator zu unterstützen. Deshalb haben Sie Mahoney überhaupt zugehört, als er Kontakt mit Ihnen aufnahm, aus der gleichen Loyalität heraus.
Eigentlich wäre Logik inzwischen ein besseres Wort dafür. Die gleiche Logik, die Sie damals auf die Seite des Ewigen Imperators führte, nämlich eine Prognose von gleich Null für jede Zukunft ohne ihn.
Das brachte Sie dazu, sich von Ian umstimmen zu lassen. Würden Sie mir da beipflichten?"
"Wiederum ...ja."
"Jetzt haben Sie miterleben müssen, wie Mahoneys Plan fehlschlug. Leider. Inzwischen werden im ganzen Imperium Wesen
zusammengetrieben und dem Gehirnscanner
unterworfen - um anschließend in den Schlachthof zu wandern. Kein Wunder, daß Sie uns nicht rückhaltlos vertrauen. Mir erginge es ebenso."
"Sie argumentieren weitaus besser für meine Seite, als ich es könnte", erwiderte Sr. Ecu. "In meiner Branche bedeutet das, daß ich noch einiges an Informationen zu erwarten habe."
"Stimmt genau. Zunächst einmal: was da geschehen ist, war mein Fehler. Nicht der von Mahoney Er hatte zwar das Kommando, doch ich war vor Ort, persönlich, und ich habe einfach nicht rechtzeitig losgeschlagen. Ich habe diese Kiste zu Bruch geflogen, nicht Mahoney"
"Höchst bewundernswert, wie Sie die Verantwortung auf die eigenen Schultern laden, doch das unterstreicht nur meine
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