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Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten

Titel: Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
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besonders dann, wenn sie es bei seinen flauesten Witzen ausstieß. Selbst dann lag keine Falschheit darin. Trotz ihres Alters, das die Investigatoren auf 155 schätzten, waren ihr Körper und ihre Figur noch sehr gut in Schuß; sie füllte ihre orangefarbenen Gewänder auf recht ansehnliche Weise aus. Soweit Kyes sich in dieser Hinsicht auskannte, so hätte er, wäre er ein Mensch gewesen, diese Frau noch immer attraktiv gefunden. Ihr Name war Zoran. Sie war die gewählte Anführerin des Kults des Ewigen Imperators, insofern diese Bewegung überhaupt einen richtigen Anführer hatte.
    Zoran und ihre Gruppe waren von Kyes'
    Investigatoren schon eine ganze Weile beschattet worden. Es war ein seltsamer Haufen. Die meisten von ihnen führten ganz gewöhnliche Leben mit ganz gewöhnlichen Berufen. An ihrem Arbeitsplatz kleideten und benahmen sie sich meistens wie alle anderen auch. Der einzige große Unterschied lag in ihrer Haltung. Es waren rundum freundliche und gutgelaunte Wesen. Kein Rückschlag und keine Enttäuschung schienen sie aus der Bahn zu werfen.
    Kyes' Oberdetektiv schwor, daß sie auch bei der Verkündung des sofortigen Endes der Erstwelt fröhlich lachen und ihren Pflichten nachgehen würden. Wahrscheinlich würden sie eine "Letzte Chance für das Wort" hinzufügen, ihre Roben anlegen, die Schuhe abstreifen und durch die Straßen ziehen, um ihren Glauben zu verkünden.
    Zoran klärte unter permanentem Kichern einige falsche Annahmen, die sich Kyes über ihre Denkungsart gemacht hatte.
    "Nein, ganz gewiß halten wir den Ewigen Imperator nicht für einen Gott." Kichern. "Jedenfalls nicht für einen Gott perse." Mehr Kichern. "Er ist eher so etwas wie ein Gesandter, müssen Sie wissen, ein Repräsentant der Heiligen Sphären." Noch mehr Kichern.
    Kyes wollte wissen, wie er sich eine Heilige Sphäre vorzustellen hatte.
    "Sehr gute Frage", sagte sie. "Sie sind, tja, rund, glaube ich. (Kichern.) Und heilig. (Dreißig Sekunden ununterbrochenes Kichern.) Eigentlich ist das nur ein Konzept. Eins, das man akzeptieren kann oder auch nicht. Wenn man es akzeptiert, dann sieht man es auch. Im Geiste. Wenn man es jedoch nicht akzeptiert (sehr starkes Kichern)... dann, tja, dann sieht man natürlich überhaupt nichts."
    Jetzt mußte auch Kyes lachen - sein erstes richtiges Lachen seit ewigen Zeiten. "Vermutlich bin ich einer der Blinden", sagte er.
    "Aber nein. Überhaupt nicht. Jedenfalls nicht völlig blind", widersprach ihm Zoran. "Sonst würde ich mich nicht einmal mit Ihnen unterhalten."
    Kyes dachte verwirrt über diese Bemerkung nach.
    Wie konnte sie so sicher sein? Seine Motive waren alles andere als rein. In einem verrückten Augenblick - dieses Kichern konnte einem nach einer gewissen Zeit ziemlich auf den Nerv gehen hätte er das beinahe gebeichtet. Aber er tat es nicht.
    "Sicherlich gibt es bestimmt den einen oder anderen, der behaupten würde, daß Sie uns bloß ausnutzen wollen", sagte die alte Frau. Als das Kichern diesmal ertönte, schreckte Kyes förmlich auf. "Aber wie wollen Sie das tun? Alles, was ich besitze, ist diese ärmliche Hülle." Sie strich mit einer dramatischen Geste über das Gewand, unter dem sich ihr Körper abzeichnete. "Und diese Hülle ist erfüllt von der Freude der Heiligen Sphären (kurzes Kichern). Benutzen sie uns, wie es Ihnen gefällt (lauteres Kichern). Es gibt mehr als genug Freude für jeden."
    "Wäre die Freude denn nicht noch größer", gab Kyes zurück, der unter keinen Umständen zu glatt wirken wollte, "wenn mehr Wesen daran glaubten, nicht nur Sie?"
    Diesmal kam kein Kichern von Zoran. Sie
    musterte ihn mit scharfen und klaren Augen. Kyes spürte, wie sie ihn taxierte.
    "Sie haben sich mit Ihrer Vermutung nicht getäuscht, daß meine Gefühle den Ihren nicht sehr fern liegen", fuhr er fort. "Ich weiß nichts von Heiligen Sphären. Oder von Göttern. Oder göttlichen Botschaftern. Ich glaube jedoch an eine Sache, und zwar ganz fest. Ich glaube daran, daß der Ewige Imperator noch immer unter uns weilt."
    Zoran schwieg. Dann stieß sie rasch hervor:
    "Warum ist es Ihnen wichtig, daran zu glauben?"
    Kyes antwortete nicht; jedenfalls nicht direkt.
    Jetzt war er mit der Frau in einen intellektuellen Clinch gerutscht.
    "Sie lachen ja nicht mehr", war alles, was er sagte.
    "Woran dachten Sie hinsichtlich der Tatsache, daß auch viele andere unserer Gedanken teilhaftig werden sollen?" fragte die alte Frau. "Geld?" Kyes sagte, daß ihr Orden Geld bekommen

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