Sten 6 - Morituri-Die Todgeweihten
Individualismus gewesen waren, bevor sie ihre Kindheit zusammen mit ihrem Stachel hinter sich gelassen hatten.
Er hatte sich vor Sr. Ecus Ankunft ausführlich mit Kilgour und Mahoney beraten. Sogar jetzt noch waren seine beiden Freunde von dem eigentlichen Hauptteil seines Plans hellauf begeistert. Waffen, Munition, Treibstoff und Versorgungsgüter wurden zusammengestellt. Die Bhor trainierten bereits, und Othos Geduld wurde immer dünner. Als Sten gesagt hatte "Mach deine Schiffe flott", hatte er das eher symbolisch gemeint. Bis er das dem Häuptling der Bhor, der ihn beim Wort genommen hatte, erklären konnte, war Otho bereit, mit einer verwegenen Mannschaft und einem zweifelhaften Schiff abzuheben. Selbstmord war garantiert nicht schmerzlos, beteuerte Sten Otho immer wieder, bis er sich endlich verständlich machen konnte.
Sten war unglaublich erleichtert, als es ihm und Kilgour endlich gelang, mit Mahoney Kontakt aufzunehmen. Nach fünfundsiebzig Jahren als Chef des Mercury Corps war es Ian nicht sonderlich schwergefallen, seinen Verfolgern immer ein paar Schritte voraus zu sein.
Mahoney war immer in Bewegung geblieben.
Manchmal tauchte er für einige Tage in einem umsichtig ausgewählten Versteck unter, tauchte dann wieder auf, um zu sehen, was um ihn herum vorging, und machte sich wieder auf den Weg, bevor irgendwelche Verdächtigungen aufkommen
konnten. Zu der Zeit, als Sten und Alex über Jon Wild, ihren alten Schmugglerfreund, Kontakt mit ihm bekamen, hatte er sich schon an einem Dutzend illustrer Orte versteckt und dabei ebenso viele falsche Identitäten angenommen. Je schneller und öfter man umzog, sagte Ian immer, um so weniger Perfektion war erforderlich, wenn es um gefälschte Papiere ging. Die Rolle war die eigentliche Sache, meinte er. Das ein und alles. Das, und daß man dazu fähig war, in dieser Rolle zu denken und sie wie eine altvertraute, etwas kratzende Haut überzustreifen.
Stens ehemaliger Commander hatte sofort
erkannt, wie wertvoll dieser Plan war, und so hatten sie ihn in Angriff genommen. Der Schlüssel waren die Manabi und ihre unbefleckte Reputation. Ohne ihre Zustimmung war dem Plan nicht viel Aussicht auf Erfolg beschieden. Wie auch immer, im Gedenken an ihren jüngsten, spektakulären Fehlschlag drängte Mahoney Sten dazu, die Diskussion in Gang zu bringen. Er würde sich, falls nötig, später einschalten. Sten stimmte zu, war jedoch alles andere als sicher. Eine Sache war allerdings sicher: was auch immer dabei herauskam, Sten war entschlossen, weiterzumachen. Trotzdem brauchte er Sr. Ecu. Er brauchte ihn sogar dringend.
Heute war der Tag gekommen. Es hieß alles oder nichts. Sein Ziel war einfach, es bedurfte keines Sieges auf der ganzen Linie. Er mußte nur einen ausreichend großen Keil eintreiben, um wenigstens einen Schimmer von Sonnenlicht zu erhaschen.
Sten sah nur eine Möglichkeit, seine Aufgabe zu erfüllen. Er mußte dem Manabi ordentlich auf den Zahn fühlen. Doch zunächst, wie sein Vater immer zu sagen pflegte, war es angebracht, die Aufmerksamkeit des Gegenübers zu erregen. Doch in diesem Fall würde es nicht mit dem ebenfalls von seinem Vater propagierten Fausthieb getan sein.
Als er noch ein paar Meter entfernt war, winkte er zur Begrüßung. Dann kniete er sich ins Gras und stellte einen kleinen, schwarzen, an den Seiten sanft nach innen gewölbten Würfel auf den Boden. Der Würfel klappte auf. Sofort spürte Sten ein leichtes Flirren in der Luft. Sr. Ecu trieb näher heran. Auch er kannte also so etwas wie Neugier. Sten drehte sich nicht um. Er konzentrierte sich auf den Würfel.
Die Vorstellung hatte begonnen.
Der Würfel verwandelte sich in die Bodenplatte eines kleinen holographischen Displays: eine bewegliche, Beinahe lebendige Kunstform, mit der Sten sich über viele Jahre hinweg die Zeit vertrieben hatte. Der Würfel, den er als Geschenk für den Manabi-Diplomaten ausgesucht hatte, war nicht so komplex wie einige andere Ensembles. Sten hatte schon Nachbildungen ganzer altertümlicher Sägewerke und Fabriken und Städtchen
zusammengebastelt, in denen unzählige aktive Arbeiter und Bewohner ihrem programmierten Tagewerk nachgingen. Dieses Hologramm war ein einfacher Bausatz, den er in weniger als sechs Stunden fertiggestellt hatte. Allerdings hatte er es in seinem Hobby inzwischen zu großer
Geschicklichkeit gebracht.
Doch es war nicht unbedingt der
Schwierigkeitsgrad eines Displays, der seine Aufmerksamkeit erregte. Manchmal war es die
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