Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Überstunden, goldene Überstunden. Noch eine richtig gute Schießerei, und wir können uns diese Rentnerhütte kaufen, von der wir schon immer geträumt haben.«
»Wie schön für Sie!« sagte Cind.
Dem Wärter entging ihr Ton nicht. »Ich habe nicht dafür gesorgt, daß die alle hierherkommen, Lady«, sagte er. »Dafür sind Sie zuständig. Sie legen sie um, ich leg' sie rein. Das ist mein Motto.«
Er hielt die Fernbedienung in Richtung einer anderen Kältekammer und drückte den Knopf. Die Schublade glitt heraus. Wieder warf er einen Blick hinein. »Ja. Hier ist der Doe, für den Sie Ihr Geld hingeblättert haben. Immer noch tot.
Ha-ha. Freie Durchsicht aufs Rückgrat. Ein Blick in Ihre Zukunft.« Er kicherte hämisch in Cinds Richtung. »Gilt auch für Sie, Lady«
Aber Mahoney war der erste, der hineinsah. Er reagierte schnell. Und heftig.
»Mutter der Gnaden«, rief er aus. »Es ist Venloe!«
Sten zuckte förmlich zurück. »Das kann doch nicht sein.« Er warf selbst einen Blick hinein. »Verdammt! Es ist wirklich Venloe.«
»Ist ja nicht möglich!« sagte Alex und konnte dann auch nur bestätigen, was sie bereits gesehen hatten: »Und doch ist es so.«
Cind verstand zuerst nicht, wovon sie redeten. Dann erinnerte sie sich. Venloe war für den Tod des Imperators verantwortlich gewesen!
»Ich dachte, er wäre -«
»Im absoluten Hochsicherheitsgefängnis«, beendete Sten den Satz für sie. »Als ich das letzte Mal von ihm gehört habe hieß es, er sei so tief unter der Erde, daß sie spezielle Röhren fürs Sonnenlicht graben mußten.«
»Er muß geflohen sein«, sagte Cind.
»Noch eine Unmöglichkeit«, erwiderte Sten. Er warf einen zweiten Blick in die Schublade. »Und doch ... da liegt er.«
»Der obere Teil jedenfalls«, korrigierte Alex.
Mahoney runzelte die Stirn und schaute auf das Gesicht hinab, das wächsern zurückstarrte. Er erinnerte sich an den Tag, als er Venloe gestellt hatte. Und an ihre darauffolgende Unterhaltung. Venloe war jemand, der sich aus jeder Situation herauswinden konnte -
sogar aus dem
Hochsicherheitsgefängnis des Imperators.
»Aber - was hatte er hier zu suchen?« fragte Cind. »Wer hat ihn-«
Der Rest ihrer Frage ging im schrillen Alarmsignal von Mahoneys Notfall-Piepser unter. Er nahm ihn vom Gürtel und drückte die Bereitschaftstaste. »Hier Mahoney«
Die Stimme eines Offiziers krächzte aus dem Lautsprecher:
»Es wäre besser, wenn Sie schnellstens zurückkämen, Sir. Wir haben gerade die Ortungssignale einer Flotte aufgefangen, die sich auf Jochi zubewegt. Und es sieht nicht so aus, als ob sie freundliche Absichten hätte, Sir.«
Mahoney rannte bereits los, noch während er die Verbindung unterbrach. Die anderen hetzten hinter ihm her.
Venloe blieb kalt und starr in seinem Kühlfach zurück. Das Geheimnis, das ihn umgab, war angesichts des drohenden Angriffs plötzlich nebensächlich geworden.
Der Wärter hatte die Neuigkeiten ebenfalls aufgeschnappt.
Er hastete davon, um seine Frau womöglich noch glücklicher zu machen.
Kapitel 39
Admiral Han Langsdorff hatte offensichtlich entweder während des Unterrichts geschlafen oder bei der Lektion
>Grundsätzliche Militärische Fehler< vor fünfzig Jahren gefehlt.
Voller Selbstvertrauen und mit nichts als Verachtung gegenüber dem Feind ließ er die drei Imperialen Kriegsschiff-Flottillen ausschwärmen, um die Invasion der Suzdal und.
Bogazi aufzuhalten. Dies würde eine einfache, allerdings ziemlich blutige Mission werden. Er hatte zunächst damit gerechnet, daß diese primitiven Wesen - Langsdorff war ein Fremdenhasser, was er allerdings recht gut zu kaschieren verstand - bei der ersten Konfrontation mit der gepanzerten Faust des Imperiums sofort vor Schreck erstarren würden.
Wenn sie sich von ihrer Ehrfurcht und ihrem Entsetzen erholt hätten, dann würden sie sich - schlimmstenfalls! - vielleicht in einer Linie formieren und frontal angreifen.
Langsdorff ließ ein Kreuzergeschwader als Lockvogel vorausfliegen und zog den größten Teil seiner Streitmacht in einem Viertelkreis an einer Seite und hinter den Köderschiffen zusammen.
Der Feind würde sicher versuchen, die Imperialen Streitkräfte anzugreifen, und es war ein Einfaches für Langsdorff, sie dann von der Flanke her anzugreifen und aufzurollen.
Kein besonders ausgetüftelter Plan. Aber einfache Lösungen galten im Kampf als Tugend. Und außerdem - wie konnte eine Flotte, die ausschließlich mit übergroßen Flattermännern und
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