Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
wie ein Schuß.
Der Imperator riß sich jäh aus seinem Zorn und schenkte Sten ein dünnes, aufgesetztes Lächeln. »Ich will verdammt noch mal sichergehen, daß sowohl meine Feinde als auch meine Freunde wissen, daß mit mir nicht zu spaßen ist.«
»Jawohl, Sir. Ich ... stimme Ihnen zu, Sir ...«
»Höre ich aus deiner Zustimmung ein leises >aber< heraus?«
»Nicht hinsichtlich Ihrer allgemeinen Ansicht, Sir.
Überhaupt nicht. In diesen Zeiten dürfen wir uns keine Zimperlichkeiten erlauben. Aber als Sie mich über diesen Cluster informierten, haben' Sie mich nicht darauf hingewiesen, wie verschieden seine Bewohner sind. Selbst wenn wir alles mit einem großen Hammer zusammennageln wollten, müßten wir meiner Meinung nach immer noch sorgfältig darüber nachdenken, wie es zusammenpaßt.«
Sten zögerte einen Moment und versuchte, im Gesicht des Imperators zu lesen. Es war ausdruckslos. Aber nicht unbedingt verärgert ausdruckslos.
»Weiter«, sagte der Imperator.
»Wie Sie wissen, Sir, habe ich mit den Anführern geredet; jedenfalls mit den Personen, die sich als ihre Anführer bezeichnen. Bis mir eine genauere, auf Agentenberichten basierende Einschätzung der Lage vorliegt, vertraue ich auf meine Instinkte: Diese Geschichte kann in weitaus mehr als nur vier Teile zerbrechen - nein, eigentlich ist das sogar bereits geschehen. Als ich ankam, beschossen sich gerade zwei Jochi-Fraktionen auf dem Raumhafen.«
»Folge deinen Instinkten«, sagte der Imperator.
»Sobald ich auftauchte«, fuhr Sten fort, »drängten sich die Anführer sämtlicher Fraktionen, egal ob menschlich oder nonhumanoid, zur Botschaft, und jeder von ihnen flehte mich an, ihn zum neuen Oberguru zu machen. Ich vertröstete sie auf eine offizielle Einladung und knöpfte sie mir einen nach dem anderen vor.«
»Und damit hast du dir reichlich Zeit gelassen«, sagte der Imperator. »Du hast sie warten lassen und ihnen Zeit gegeben darüber nachzudenken, inwieweit und wie oft sie sich gegen mich versündigt haben. Gefällt mir, wie du die Sache gedeichselt hast.«
»Danke, Sir«, sagte Sten. »Aber offen gesagt hege ich so meine Zweifel darüber, ob man die ganze Sache hier, nachdem alles bereits auseinandergebrochen ist, wieder zusammensetzen kann. Jedenfalls nicht so, wie es vorher war.
Momentan verharren alle in ihren eigenen Stadtvierteln.
Und auf ihren Heimatplaneten ebenfalls, wo sie im eigenen Saft schmoren und sich ihre Wunden lecken. Und sie überlegen, wie man alles ganz anders machen könnte. In diesem Fall, Sir, kann allein der Gedanke daran ausschlaggebend sein. Natürlich schwebt jedem dieser Wesen eine Art persönlicher Vision des Paradieses für die eigene Gruppe vor. Wenn Sie mich fragen, Sir, so sehe ich hier noch sehr lange die reinste Hölle brodeln.«
»Es sei denn, wir bringen alles in Ordnung«, sagte der Imperator.
»Es sei denn, wir bringen alles in Ordnung«, stimmte ihm Sten zu.
»Zunächst schicke ich dir ein Bataillon der Imperialen Garde«, sagte der Imperator. »Damit ist schon einiges gewonnen.«
Sten zuckte zusammen. »Soviel..., Sir? Ich hatte auf, sagen wir, eine Abteilung der Sektion Mantis gehofft. Wenn wir uns nicht ganz so weit aus dem Fenster lehnen, und falls die Dinge sich nicht so wie geplant entwickeln ... dann blamieren wir uns nicht so sehr. Abgesehen davon, Sir, glaube ich wirklich, daß ich besser mit dem Skalpell umgehen kann als mit dem Hammer.«
»Ich kann dieses Risiko nicht eingehen«, widersprach ihm der Imperator, »Du kriegst ein Bataillon. Ich bin schon jetzt zur Zielscheibe des Gespötts geworden. Na schön. Dann werde ich also eine verflucht große Zielscheibe abgeben. Ich habe aber noch einen anderen Grund dafür.«
»Jawohl, Sir«, sagte Sten.
»Hast du zu diesem Thema noch weitere Gedanken entwickelt?« fragte der Imperator.
»Ja, Sir. In diesem ganzen traurigen Haufen habe ich einen Kandidaten gefunden, der die Sache wirklich übernehmen könnte, zumindest zeitweise.«
»Wer?« Das einzelne Wort offenbarte eine unterschwellige Schärfe, doch das wurde Sten erst später klar.
»Menynder, Sir, der Tork. Ein gerissener alter Fuchs. Aber er ist auch eine der wenigen Persönlichkeiten hier, die von allen Parteien respektiert werden. Die Liste seiner Feinde ist relativ kurz. Ich glaube auch, daß ihm die Leute lange genug zuhören werden, bis sich alles ein wenig beruhigt hat. Bis alles wieder in geregelten Bahnen verläuft.«
»Gute Wahl«, sagte der Imperator. »Außer
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