Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
Nein.« Iskra wandte sich an Colonel Jerety »Ich will sechs schwere A-Grav-Gleiter. Ich fahre im zweiten. Der erste soll zur Tarnung beflaggt sein. Eine Kompanie Ihres Bataillons soll die Route sichern. Ich erwarte eine zweite Kompanie zur Sicherung des Areals bei meiner Ankunft auf dem Platz der Khaqans. Eine dritte Kompanie wird den Palast selbst sichern.
Als Privaträume benutze ich natürlich diejenigen, die der verstorbene Usurpator bewohnt hat. Sehen Sie zu, daß sie gesäubert sind. Und ich will pro Diener einen Gardisten, bis ich die Möglichkeit hatte, jeden einzelnen Diener zu durchleuchten.«
Colonel Jerety salutierte und brüllte seine Befehle; offensichtlich war ihm nicht klar, daß die meisten Staatsmänner entweder nichts von Sicherheit verstanden oder nur den allernötigsten Puffer zwischen sich und ihrer sie anbetenden Bevölkerung haben wollten. Vielleicht war Jerety inzwischen ja auch nur an Iskras Wünsche gewöhnt. Sten fragte sich, ob Iskra auch einen Vorkoster in seiner Truppe mitbrachte.
Iskra wandte sich wieder an Sten. »Wie ich schon sagte, vor uns liegt viel Arbeit. Bitte begleiten Sie mich zum Palast, damit wir über die richtige Methode diskutieren können, mit der wir meinen Anspruch auf Autorität einfordern werden, so daß nicht mehr als ein Minimum an Ordnung verlorengeht.«
Sten verbeugte sich noch einmal. Sein Gesicht war ebenso nichtssagend wie die von Alex, Otho und Cind.
Auf dem Platz der Khaqans erwartete sie eine Menge von Claqueuren. Da sie ausschließlich aus Menschen bestand, mußte sie entweder von Douw oder von Menynder ausgesucht worden sein. Wenn man in Betracht zog, wie lange der Verteidigungsminister brauchte, um etwas in die Wege zu leiten, handelte es sich höchstwahrscheinlich um eine von Menynders jubelnden Abteilungen.
Iskra schritt langsam die weit ausladenden Treppen zum Haupteingang des Palastes empor; er wußte genau, daß er von den Livie-Teams aufgenommen wurde. Vor dem Eingang drehte er sich um und wandte sich der jubelnden Mini-Menge zu. Sten fragte sich, ob er eine Rede halten wollte. Doch Iskra nickte nur ruckend, als nehme er lediglich das entgegen, was ihm zustand, dann drehte er sich wieder zu den wartenden Offiziellen um, zu denen die versammelte Mannschaft der Jochi-Anführer gehörte, außerdem die Repräsentanten der Bogazi und der Suzdal.
Sein Blick schwenkte unbestechlich wie eine Kamera über sie. Und genauso emotionslos. Wieder nickte er.
»Vielen Dank für den Empfang zu Hause«, sagte er. »Wir werden uns morgen zusammensetzen und besprechen, wie diejenigen von Ihnen, die dazu qualifiziert sind, mir dabei helfen können, die Neue Ordnung im Cluster durchzusetzen.
Jetzt bin ich müde. Ich möchte essen, mich ausruhen und dann meine Aufzeichnungen durchgehen. Jemand aus meinem Stab wird Sie darüber informieren, wo und wann genau unsere Konferenz stattfinden wird.«
Ohne auf eine Antwort zu warten, rauschte er durch die offenen, zwei Stockwerke hohen Torflügel, die ins Innere des Palastes führten. Sten folgte ihm.
Drinnen standen mehrere Gardeoffiziere und ein verschreckter jochianischer Höfling.
»Ich bin -«, setzte der Höfling an.
»Sie sind Nullimer«, unterbrach ihn Iskra. »Sie waren Haushofmeister des Khaqans. Wie schon Ihr Vater vor Ihnen.
Und der Vater Ihres Vaters diente dem Schwein, das den Khaqan ausbrütete.«
Nullimer sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen.
»Sie haben außerdem meinen Vater einmal davor gewarnt«, fuhr Iskra fort, »daß der Khaqan schlecht von ihm sprach.«
Nullimer schaute ihn verständnislos an und hüllte sich weiterhin in Schweigen; augenscheinlich erinnerte er sich an diesen Zwischenfall nicht.
»Jawohl«, fuhr Iskra fort. »Dafür werden Sie belohnt werden, auch wenn Ihrer Warnung nicht die nötige Bedeutung beigemessen wurde. Ich hoffe nur, daß Sie mir so ergeben dienen wie jenem schlimmen Herrscher.«
Nullimer sank auf die Knie. Sofort war Iskra neben ihm und zog ihn wieder hoch. »Nein, Mann. In der Neuen Ordnung muß keiner mehr knien.«
Iskra drehte sich um, als wende er sich den Applaudierenden draußen zu oder den Würdenträgern, die noch immer auf der Terrasse herumhuschten. »Seht ihr? Alles ist bekannt. Und alles wird seinen gerechten Lohn bekommen.« Seine Stimme senkte sich. »Oder die gerechte Strafe.«
Und dann, mit mehr Nachdruck: »Alles!«
Er wirbelte wieder zu dem verdutzten Haushofmeister herum. »Sie haben mich gehört. Jetzt bestellen Sie der
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