Sten 7 - Vortex - Zone der Verraeter
fünfzig Prozent Verluste erlitten, bevor der eigentliche Kampf überhaupt angefangen hatte.
»Natürlich«, fuhr Sarsfield fort, »handelt es sich hier noch nicht um totale Verluste. Irgendwelche Einheiten der vernichteten Divisionen sind sicher gelandet. Aber als Nachzügler, Verletzte und so weiter - nicht weiter ernst zu nehmen.«
>Sarsfield ist ein echter Gardist<, dachte Sten. Er schien sich überhaupt keine Sorgen darüber zu machen, daß sich nun zumindest 150.000 feindliche Soldaten auf Jochi befanden und die Armee der Tork, die wahrscheinlich um die einhunderttausend Mann betrug, verstärkten; zuzüglich der halben Million, die in der Jochi-Armee diente. Eine Dreiviertelmillion Soldaten gegen achtzehntausend.
»Ich bin nur froh, daß sie bis jetzt offenbar keine schweren Waffen oder Artillerie gelandet haben«, fügte Sarsfield hinzu.
Aber Sten wußte, daß das gar nicht nötig war. Douw und den Jochianern standen auch so genug davon zur Verfügung.
Jetzt fragte er sich, wie lange es dauern würde, bis sie sich neu formierten, um dann die Stadt anzugreifen.
Aber er wußte auch diese Antwort im voraus. Nicht mehr als drei E-Tage.
Die Imperialen Verluste hielten sich in Grenzen - nur fünf Einsatzschiffe waren zerstört worden. Diese waren allerdings unersetzlich.
Sten, Sarsfield und Mason berieten sich auf einem dreifach abgeschirmten Funkkanal über ihr weiteres Vorgehen.
Eigentlich war ganz klar, was als nächstes hätte geschehen müssen: Das Imperiale Personal hätte sich an Bord der verbliebenen Raumschiffe begeben und ins All beziehungsweise Richtung Heimat abhauen sollen.
Leider gab es dabei zwei kleine Probleme: Die Suzdal/Bogazi-Flotte, die Jochi eingekreist hatte - und die heranmarschierenden alliierten Raumlandedivisionen.
Fast ein Dutzend Frick-&-Frack-Teams waren ausgesandt worden, bis Kilgour endlich einen seriösen Bericht darüber bekam, daß sich die Konföderation der Altaianer in Bewegung gesetzt hatte.
Sten hatte zwei Vorteile: erstens Masons Schiffe im Bereich der Monde Jochis; eine Bedrohung, die den Admirälen der Flotte der Suzdal und Bogazi ausreichend Kopfzerbrechen bereiten dürfte. Zweitens hatte er innerhalb der Atmosphäre Luftüberlegenheit, oder zumindest ausreichend viele Einheiten, um den Luftraum über ihren Köpfen verteidigen zu können.
Es war unwahrscheinlich, daß die schweren Kampfschiffe der Suzdal und Bogazi dort draußen im Weltraum die Imperialen Streitkräfte in Rurik mit Raketen beschießen würden. Denn keiner der Alliierten - und auch die beiden nonhumanoiden Rassen machten hier keine Ausnahme - würde es als einen noblen Sieg bezeichnen, wenn dabei die langjährige Hauptstadt des Clusters zerstört werden würde.
Selbst für diese Wesen wäre das einem Pyrrhus-Sieg zu nahe gekommen.
Die Flotte würde sich ebenfalls davor hüten, ihre Manövrierfähigkeit aufs Spiel zu setzen, nur um ein paar Einsatzschiffe zu vernichten - Einsatzschiffe, die womöglich mehr als nur einen Angreifer mit in den Untergang rissen, wenn man sie angriff. Und niemand setzte ein Schlachtschiff oder einen Kreuzer gegen eine Seifenkiste mit fünfzehn Mann Besatzung aufs Spiel.
Andererseits lieferte Douws sich langsam voranbewegende Armee so etwas wie einen einwandfreien Schutzschirm, der den Imperialen Schiffen den Luftraum allmählich streitig machen würde. Es handelte sich hier also nur um ein zeitlich begrenztes Unentschieden.
Plötzlich entdeckte Sten noch zwei weitere Sonnenstrahlen an seinem gedanklichen Firmament. Zum einen stand ihm eine gut ausgebildete, disziplinierte Streitmacht zur Verfügung: die 1. Gardedivision, die obendrein ausgeruht und bis jetzt noch nicht im Kampf eingesetzt war. Zum anderen war es so gut wie sicher, daß man seine Imperialen Bürger, hatte er sie erst einmal aus Rurik evakuiert, nur in begrenztem Umfang verfolgen würde.
Das Imperium einfach aus dem Altai-Cluster zu vertreiben, würde sicherlich als ausreichend großer Sieg definiert werden.
Jedenfalls aus Sicht der Altaianer.
Er hörte schweigend zu, wie Sarsfield und Mason die verschiedenen Möglichkeiten durchgingen und verwarfen, während sie einen Fluchtweg aus diesem altaianischen Sandwich zu finden versuchten, in dem die Imperialen Streitkräfte festsaßen. Eine vage Idee glomm in ihm auf. Er betrachtete sie von allen Seiten. Die Sache schien einen Versuch wert zu sein. Obwohl es wahrscheinlich nicht funktionieren würde. Aber selbst wenn, schlimmer konnte es ohnehin
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