Sten 8 Tod eines Unsterblichen
müssen, daß es nichts zu berichten gibt, Sir. Alle Dateien bezüglich Sten und Kilgour sind gelöscht worden."
"Was sagen Sie da?"
"Es ist so, als ob sie nie existiert hätten, Sir."
Poyndex' Herz hämmerte, als er die Nachricht aussprach.
"Das ist unmöglich", sagte der Imperator.
"Aber es ist leider wahr, Euer Majestät", meinte Poyndex. "Sogar die Mantis-Computer sind durchkämmt worden. Es gibt keine Aufzeichnungen über Sten oder Alex Kilgour - nicht bei Mantis und auch sonst in keinem Aufzeichnungssystem des Imperiums. Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Ich habe jeden IS-Tech rund um die Uhr arbeiten lassen. Das einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, daß diese Aktion von einem ziemlich weit oben angesiedelten Insider ausgeführt worden sein muß."
Der Imperator starrte Poyndex einige
unangenehme Sekunden lang an. Er drehte sich um und betätigte einen Schalter. Sein persönlicher Computer erwachte zum Leben.
"Zum Glück", meinte der Imperator, "verfüge ich aus genau diesem Grund über meine eigenen Dateien." Er lachte humorlos. "Wenn alles verloren ist", sagte er, "bist du auf dich selbst angewiesen."
Seine Hände zuckten über die Tastatur, starteten die Suche.
"Ich hatte mal einen Stab, auf den ich mich verlassen konnte", sagte der Imperator. "Mahoney zum Beispiel. Manchmal tut es mir leid, daß ich ihn töten mußte. Ian war ein starker rechter Arm, soviel ist sicher." Der Imperator, der normalerweise wie ein Mann Mitte Dreißig wirkte, kam dem IS-Chef auf einmal sehr alt vor. Seine ebenmäßigen
Gesichtszüge schienen verzerrt. Seine Stimme klang eigenartig hoch ... und schwach.
Der Imperator sah zu Poyndex auf. "Genauso wie Sten. Ich sage Ihnen, Poyndex, das Problem bei Verrätern ist, daß es sich meist um deine allerbesten Leute handelt." Ein weiteres humorloses Lachen.
"Vielleicht war es das, was der alte Julius dem Brutus mitzuteilen versuchte."
"Wie bitte, Euer Majestät? Ich habe keine Kenntnisse über diese Personen. Soll ich die IS
veranlassen, diesen Julius und diesen Brutus auf die Liste Ihrer persönlichen Feinde zu setzen?"
Der Imperator schnaubte höhnisch. "Schon gut."
Er murmelte etwas vor sich hin. Gerade laut genug, daß Poyndex es hören konnte. "Das ist die andere Sache ... Man kann mit niemandem mehr reden -"
Er unterbrach sich abrupt. "Herrgott, was ist denn
... ?"
"Etwas nicht in Ordnung, Sir?"
Der Imperator hämmerte auf der Tastatur herum.
"Nein. Ich hätte wahrscheinlich - verdammter Mist!"
Der Imperator schaute mit verschleiertem Blick zu Poyndex auf. "Meine Dateien ...", keuchte er, "sie sind ..."
Poyndex überflog den Bildschirm. Sah die Anzeige "STEN, O. L, KILGOUR, ALEX. KEINE
DATEIEN VERZEICHNET. FÜR WEITERE
NACHFRAGEN AUF BELIEBIGE TASTE
DRÜCKEN."
Der Chef der IS wankte nach hinten, nicht weniger verblüfft als sein Boß. Die persönlichen Dateien des Ewigen Imperators, die sich auf Sten und Kilgour bezogen, waren restlos gelöscht worden.
Die schwere Faust des Imperators schmetterte auf den Schreibtisch. "Ich will Sten, verdammt noch mal! Kriegen Sie ihn, Poyndex. Wenn Sie's nicht tun, muß ich es erledigen. Und ich werde seinen Kopf persönlich auf eine Stange spießen, direkt neben Ihren."
Poyndex floh geradezu aus dem Zimmer. Als er aus der Tür ging, hätte er schwören können, ein Knurren zu vernehmen, als fletschte ein großer Hund hinter ihm die Zähne.
Kapitel 4
"Guten Abend, meine Damen und Herren, verehrte Zuschauer. Mein Name ist Pyt'r Jynnings.
Ich begrüße Sie zur allwöchentlichen Ausgabe von
>Nightscan<, dem Nachrichtenprogramm, das die entscheidenden Themen unserer Zeit unter die Lupe nimmt.
Heute abend werden wir uns in unserer Sendung ausschließlich mit dem Ereignis beschäftigen, das das Imperium gelähmt hat. Im Mittelpunkt dieser Übertragung steht eine entwaffnend einfache Frage
...
Sten: Verräter oder verkanntes Genie?
Zu meiner Rechten, Professor Knovack. Ein anerkannter Historiker des Imperiums und Kenner des parlamentarischen Machtpokers. Zu meiner Linken, Sr. Wiker. Ehemaliger Redenschreiber des Ewigen Imperators und zur Zeit Botschafter auf den Tahn-Welten.
Herr Professor, fangen wir bei Ihnen an. Wie würden Sie diese Frage beantworten?"
"Oh, er ist ein Verräter. Keine Frage."
"Was meinen Sie, Sr. Wiker?"
"Ich hätte es selbst nicht besser ausdrücken können, Pyt'r. Sten ist definitiv ein Verräter."
"Aha! Also Übereinstimmung! Und das ... äh ...
so schnell. Meine Güte.
Weitere Kostenlose Bücher