Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Analyse zufolge eine Ms. Analiza Ochio, war die Bibliothekarin des Anwesens. Sie wußte wahrscheinlich nichts von alledem und glaubte die Geschichte der Shahryars wirklich; sie war aufgrund ihrer fachlichen Fähigkeiten und ihrem Hang zum Leben in relativer Einsamkeit - und womöglich einer gewissen Naivität wegen - für ihre derzeitige Anstellung ausgesucht worden.
Sie war mit dem Plath-Institut und seinen Dokumentationen vertraut.
"Würden Sie - äh ... wie lautet die korrekte Anrede in Ihrem Falle, Milady?"
"Einfach Brett", erwiderte Cind lächelnd. "Titel sind nur dazu da, um im Restaurant einen besseren Platz zu bekommen, sonst nichts. Meistens jedenfalls."
Ms. Ochio bat sie herein. Erfrischungen?
Natürlich. Wir haben fast alles. Es mag hier zwar einsam sein, aber sehr komfortabel.
Einen Kaffee vielleicht? Nein, danke, gegessen habe ich schon vorhin im Hotel. Sie plauderten noch eine Weile, dann:
"Wenn Sie mich jetzt genauer über Ihr Anliegen unterrichten möchten, Brett? Ich bin sehr neugierig, was genau Sie an diesem Anwesen interessiert."
Cind erklärte es ihr; die neueste Reihe, die bei Plath veröffentlicht werden sollte, drehte sich um die Wohnungen der Superreichen. Nicht nur um das Blendwerk, die Stuckarbeiten, wie groß der Speisesaal war, von wie vielen Planeten der Kristallüster stammte oder mit welchen seltenen Mineralien der Swimmingpool abgedeckt wurde selbstverständlich wird auch darüber geschrieben, denn deswegen kaufen Krethi und Plethi solche Sachen -, es geht auch darum, wie praktisch diese großzügigen Paläste eigentlich sind. Jedes Fiche sollte nicht nur einen kompletten Grundriß enthalten, sondern Livie-Porträts von jedem Zimmer. Auf einer B-Spur sollten die Bewohner oder das Personal der Häuser darüber diskutieren, wie gut oder überlegt der Entwurf des Gebäudes sei; auf einer C-Spur lieferte dann einer von Plaths exklusiven Architekten eine eingehende Analyse.
Ms. Ochios Lächeln war wie weggeblasen.
"Sie meinen jedes Zimmer?"
"Na ja", meinte Cind, "ich glaube nicht, daß wir uns für jedes Badezimmer interessieren, es sei denn, es hat etwas Einzigartiges vorzuweisen."
"Das tut mir leid", sagte die Frau. "Aber das ist nicht möglich. Das Grundstück... einige der Nebengebäude... das erste und der Großteil des zweiten Stockwerks sowie die Bibliothek stehen Ihnen mehr oder weniger offen. Erst vor drei Wochen hat eine der hiesigen Gartengesellschaften einen Teil des Hauses besichtigt. Diese Räume können Sie selbstverständlich gerne aufnehmen.
Aber der Rest des Gebäudes, insbesondere die oberen Wohnräume? Nein. Die Familie Shahryar legt sehr viel Wert auf Privatsphäre, das hat man mir dargelegt, als ich meinen Vertrag unterzeichnete, und mir ausdrückliche Instruktionen gegeben. Also
... wenn Sie das wirklich auf diese Weise geplant haben, so fürchte ich, daß Sie die Reise umsonst gemacht haben."
"Können Sie nicht mit der Familie in Verbindung treten? Um sicherzugehen?" fragte Cind. "Ach ja.
Hätte ich beinahe vergessen. Sehr zurückgezogen.
Da kann man nichts machen. Zum Glück werde ich nicht nach Quantität bezahlt."
Sie erhob sich.
"Dürfte ich mich noch rasch frisch machen? Und wenn Sie mir dann, nur um meine persönliche Neugier zu befriedigen, den Teil des Hauses zeigen würden, der für die Öffentlichkeit zugelassen ist?"
"Aber gerne. Die Erfrischungsräume befinden sich gleich hinter den Türen zur Bibliothek", sagte Ms. Ochio.
Cind öffnete die Tür und ging nach draußen. Im gleichen Moment schleuderte sie ein kleines Objekt hinter sich, direkt auf den Tisch und vor die Bibliothekarin, schloß die Augen, duckte sich und schützte ihr Gesicht vor dem blauen Blitz.
Ochio blieb kaum Zeit, sich über das kleine eiförmige Ding zu wundern, schon explodierte die Bestergranate. Die Frau sank in sich zusammen. Erst in zwei E-Stunden würde sie wieder zu sich kommen und nichts von ihrem Zeitverlust bemerken.
Cind durchsuchte die Frau. Kein Lebenszeichen-Indikator, der einen Alarm auslöste - sie war schon beim Betreten des Zimmers einige Male gegen Ochio gestoßen und war sich ziemlich sicher, daß sie sauber war. Kein Funkgerät, kein Panikknopf, nichts. Cind zog sie hinter eines der beiden kleinen Sofas im Wohnzimmer.
Zwei Stunden ...
Mit gezogener, halb verdeckt gehaltener Pistole stahl sie sich aus der Tür.
Sie warf einen Blick auf die Türen zur Bibliothek.
Vielleicht. Den Angaben von Kyes' Computer zufolge, die er aus der Befragung
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