Sten 8 Tod eines Unsterblichen
Einschätzung zu korrigieren.
Jetzt war Kenna als Scharfrichter des Imperators nach Seilichi gekommen.
"Es ist schon lange her."
"Viel zu lange", meinte Kenna, während er erstaunlich rasch auf die Füße kam und lächelte. "Ich habe hier gesessen und war völlig in Gedanken über die Wunder von Seilichi versunken." Natürlich sprach Kenna das Wort korrekt aus. Er hegte noch immer diese bedauernswerte Vorliebe für eine blumige Ausdrucksweise, die dem Imperator bereits Vorjahren aufgefallen war. "Ich hätte schon viel früher die Gelegenheit ergreifen und Ihrem Planeten einen Besuch abstatten sollen - besonders jetzt, wo das Imperium wieder in neuem Glanz erstrahlt.
Aber ..." Er zuckte mit den Achseln. "Die Zeit kriecht an uns allen vorbei, und ich war selbst bis über beide Ohren mit meinen eigenen
Angelegenheiten beschäftigt. Wissen Sie, daß ich meine Memoiren vorbereite ?"
"Die dürften sehr interessant ausfallen."
Ecu war mehr als höflich - er wunderte sich immer wieder, warum die Menschen eine solche Vorliebe für die Konvolute unehrlicher Politik hatten, wo doch, aus der Warte seiner Rasse gesehen, eine direkte Ansprache weitaus wirkungsvoller war. Nicht, daß die Manabi diese Überzeugung jemals ihrer Wertschätzung für Weitschweifigkeiten hätten in die Quere kommen lassen - beziehungsweise ihrer Vorliebe dafür, diese Weitschweifigkeiten auch zu praktizieren. Falls also diese Memoiren tatsächlich produziert würden, wäre Ecu bestimmt fasziniert von den vielen Wegen, die Kenna finden würde, um der simplen Tatsache aus dem Weg zu gehen, daß er ein mieser Wahlfälscher war und immer gewesen war, unehrlich bis zum Anschlag.
"Aber jetzt bin ich geschäftlich hier", sagte Kenna mit gespieltem Bedauern. "Die Geschäfte des Ewigen Imperators." Er zog eine Karte aus seiner Tasche, auf der das Emblem des Imperiums aufleuchtete, als es auf Kennas Porenmuster reagierte.
"Wenn ich an Sten denke, kann ich es mir lebhaft vorstellen."
"Ihre Vorstellung ist korrekt."
"Selbstverständlich werde ich tun, was in meiner Macht steht", meinte Sr. Ecu. "Ich sehe kein Problem darin, mit Ihnen zu kooperieren, da mich die Neutralität meiner Rasse keineswegs auf Gedeih und Verderb an Kriminelle bindet - und das ist Sten jetzt wohl, nicht wahr?"
"Einer von der schlimmsten Sorte", stimmte Kenna zu. "Er hat das Imperium verraten - und ganz offensichtlich aus keinem anderen Grund als aus persönlichem Ehrgeiz."
Kenna versuchte fromm auszusehen; ein
lachhaftes Unterfangen. Der Manabi wußte, daß Kenna mit seinem absichtlich dummen
Gesichtsausdruck sein Gegenüber dazu verleiten wollte, ihn selbst als dumm anzusehen, damit er nicht das rasiermesserscharfe Blitzen in seinen Schweinsäuglein bemerkte.
"Ehrgeiz ... eine Leidenschaft, die uns alle zum Narren hält, wie schon die Dichter sagen."
"Sten", grübelte Ecu vor sich hin, als müsse er seine Gedanken erst ordnen. "Ich weiß ehrlich gesagt nur sehr wenig, denn die Zeit, die ich in seiner Gesellschaft verbrachte, war ziemlich...
bewegt, wenn man es so nennen will.
Mehr als alles andere gingen mir das
Privatkabinett und das Tribunal im Kopf herum.
Aber, wie gesagt, ich stehe Ihnen, soweit ich kann, gerne zur Verfügung. Aber offen gesagt bin ich etwas verwirrt. Wenn ich an die vielen Jahre denke, die Sten im Dienst des Imperiums stand, würde ich zunächst davon ausgehen, daß Ihre ... ich meine, die Imperialen Aufzeichnungen wesentlich vollständiger wären, auch wenn man in Betracht zieht, daß er den Großteil seiner Karriere mit ... irregulären Missionen verbrachte."
Kenna runzelte die Stirn, eine, wie es aussah, ehrliche Regung. >Das dachte ich ebenfalls. Aber offensichtlich ist dem nicht so. Oder aber der Imperator hält es für nötig, unter den vorhandenen Aufzeichnungen Querverbindungen herzustellen.
Oder, und das ist am wahrscheinlichsten, er sucht nach jedem Fitzelchen, welches diesen Verräter auf die Anklagebank bringen kann."
"Womit würden Sie dann also gerne anfangen?"
"Würden Sie einem Gehirnscan zustimmen? Eine Maschine und die besten Techniker der Inneren Sicherheit befinden sich an Bord meines Schiffes."
Ecu zuckte zusammen, seine Flügelspitzen vibrierten unwillkürlich. Ein Gehirnscan bedeutete nicht nur eine ultimative geistige Vergewaltigung, ein solcher Eingriff konnte auch zu langfristigen psychischen Schäden oder zum Tod führen, auch wenn er von hervorragend ausgebildeten
medizinischen Techs durchgeführt wurde.
"Nein,
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