Sten 8 Tod eines Unsterblichen
offensichtlich - sogar wenn man einen Kunstgriff um mehrere Ecken in Betracht zog, was bei einem so gerissenen Iren wie Mahoney durchaus angebracht war.
Also zwang sich Sten dazu, die interstellaren Koordinaten von Vulcan nachzuschlagen und die entsprechenden Befehle zu erteilen. >Selbst wenn wir hier nichts finden, dürfte Vulcan immerhin ein ganz gutes vorübergehendes Versteck für uns abgeben<, dachte er. Bei der Ausschaltung Thoresens hatte es sich um eine geheime Mission auf höchste Anweisung gehandelt, die nirgendwo in die Annalen eingegangen war. Die Wichtigkeit von Vulcan und die Beziehung des Planeten zum Großen Verräter waren also nicht einmal in Stens ziemlich genauen, hochqualifizierten Mantis-Unterlagen nachzuverfolgen. Als erfahrener Soldat ging Sten nämlich davon aus, daß Mahoneys Trickprogramm nicht funktioniert hatte und daß der Imperator ohnehin schon alles wußte.
Andererseits gab es natürlich noch eine andere Möglichkeit, überlegte er weiter und verwickelte sich immer tiefer in das zwei-, drei-oder vierfache Denken, das früher oder später jeden in der Gegenspionage in die Klapse brachte. Wenn der Imperator wirklich über ein so gutes Gedächtnis verfügte und sich seine eigenen, privaten Todeslisten zusammengestellt hatte, dann war es eher wahrscheinlich, daß er sich an den Befehl erinnerte, das geheimnisvolle Projekt Bravo auf Stens Heimatplaneten zu zerstören.
"He, alter Knabe?"
Dankbar kehrte Sten in die Gegenwart zurück, bevor ihn seine fruchtlosen Gedankenschleifen noch weiter abdriften ließen und er am Ende noch versuchte, seinen eigenen Schatten zu jagen.
"Ich will ja hier nicht drängeln, aber die Zeit läuft, und ich glaube nicht, daß ich ein Kandidat für die Auferstehung werden will. Sollen wir mal loslegen?"
Die Mantis-Soldaten, die auf Vulcan den Tod gefunden hatten - Jorgensen, Frick und Frack -, waren auch Freunde von Kilgour gewesen. Alex selbst war bei der Entsicherung einer Atombombe fast ums Leben gekommen.
Sten nickte, dann fiel ihm jedoch ein, daß Alex diese Geste wegen des dicken, hochlegierten Helms nicht sehen konnte.
"Legen wir los."
Er betätigte einige Steuerungstasten und schoß in seinem Anzug nach vorn. Der kurze Flug mit Yukawa-Antrieb brachte ihn zum Hauptklumpen des Wracks, dem zentralen Kern von Vulcan, hinüber.
Wahrscheinlich war es dumm von ihnen, aber anstatt relativ bequeme Vakuum-Arbeitsanzüge anzulegen, bei denen es sich fast um kleine Raumschiffe mit Sitzen wie bei einem Fahrrad handelte - und die obendrein Platz genug boten, um sich dort zu kratzen, wo es unvermeidlich irgendwann immer juckte -, hatten er und Kilgour sich in Kampfanzüge gezwängt.
Vulcan, so seine Überlegung, verfügte
womöglich immer noch über einen intakten McLean-Generator und etwas Schwerkraft; vielleicht sorgte auch die kreiselnde Masse selbst für etwas Gewicht. Jedenfalls war es besser, mit den Kampfanzügen auf die Suche zu gehen, als in den konservenartigen Arbeitsanzügen durch die Korridore zu fliegen.
Hinter ihm hing die Victory mit dem Zerstörer Aoife als Rückendeckung im All. Er hatte der Bennington und der Aisling den Befehl erteilt, direkt zu seinem wahrscheinlichen Endziel zu fliegen.
Zuvor hatte seine Miniflotte einige Schiffstage nach dem Aufstand damit verbracht, komplizierte Fluchtmanöver zu fliegen und so einer Verfolgung zu entgehen.
Hinter der Victory lauerte außerdem eine Flotte Einsatzschiffe in Alarmbereitschaft rings um Vulcan.
Eine Falle war nicht sehr wahrscheinlich.
Aber Sten hatte sein derzeitiges Alter nur deshalb erreicht, weil er ein vorsichtiger Mensch war. Eines seiner Gebote, das in die graue Vorgeschichte der guten alten Erde zurückreichte, stammte von einer merkwürdigen Einheit namens Rogers' Rangers:
"Niemals ein Risiko eingehen, wenn man es vermeiden kann."
Die große Frage lautete jetzt: Wo sollte er in diesem Schrotthaufen mit der Suche beginnen?
"Sten." Das war Freston, von Bord der Victory.
Er hatte sich selbst als Captain abgesetzt, um höchstpersönlich den Funkraum zu besetzen, und jetzt stand er per Direktfrequenz ständig mit Sten in Verbindung.
"Ich empfange hier etwas."
"Woher?"
"Vulcan. Ein sehr schwaches Sendersignal aus dem Kern. Schwach und unregelmäßig. Wie ein Signalfeuer, dem die Puste ausgeht. Ich habe eine Dreieckspeilung von der Aoife. Auf eurer Orientierungskarte befindet es sich auf zwölf Uhr, in der Nähe des äußersten Zipfels."
"Das sogenannte Auge", erinnerte sich
Weitere Kostenlose Bücher