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Sten 8 Tod eines Unsterblichen

Sten 8 Tod eines Unsterblichen

Titel: Sten 8 Tod eines Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bunch Cole
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tief in die Hirnschale der Osiranerin. Der Stiel ragte heraus, die morbide Karikatur einer menschlichen Nase. Rosafarbener Matsch quoll aus dem Spalt und tropfte auf den Boden. Die Fühler zitterten, dann waren sie still.
    Ruth trat einen Schritt zurück und sah Murph an.
    "Und jetzt?" fragte sie.
    "Sie ist mir sowieso auf die Nerven gegangen", sagte Murph. "Dieses ewige Gezwitscher."
    "Die Rationen gehen zur Neige", sagte Ruth.
    "Ist mir auch aufgefallen. Laß uns Suppe kochen."
    Er träumte von Königen. Und großen Reichen.
    Menes war der erste. Ein geschickter alter Teufel, der Ober-und Unterägypten zum ersten Imperium überhaupt zusammenfaßte. Er regierte sechzig Jahre lang. Und wurde dann von einem Nilpferd getötet.
    Die Perser beugten sich Alexanders Schwert. Er starb in einem Sumpf. Kublai Khan hatte es richtig gemacht. Er quetschte die mächtigen Chinesen aus.
    Und starb an Altersschwäche.
    Die Römer weiteten die Grenzen der bekannten Welt immer weiter aus und fielen dann berittenen Strauchdieben zum Opfer.
    Elisabeth war in Ordnung. Die beste von allen.
    Sie war die atemberaubende Artistin unter den Monarchen. Kea fragte sich manchmal, warum sie ihre Schwester nicht früher umgebracht hatte. Statt dessen setzte sie sich der ständigen Bedrohung einer Verschwörung nach der anderen aus. Die
    Romantiker führten diese Schwäche auf tiefe, schwesterliche Zuneigung zurück. Kea glaubte, daß Elisabeth nur nicht wußte, daß es bereits höchste Zeit war.
    Während der langen dienstfreien Stunden hatte er aus der Lektüre sehr viel über diese Menschen gelernt. Sein Interesse war durchaus kein zufälliges.
    Das Wesen der Macht hatte ihn in seinen Bann gezogen. Damals auf dem Mars hatte man ihn auf seiner ignoranten, seiner blinden Seite erwischt. Kea hatte sich dazu entschlossen, alles zu verstehen. Also ging er wie ein Ingenieur an das Problem heran, indem er jeden Monarchen und sein Reich auseinandernahm. Manchmal setzte er die Einzelteile wieder zusammen, um herauszufinden, wie es hätte besser funktionieren können. Er kam zu der Erkenntnis, daß es mehrere Ausformungen des gleichen Imperiums geben konnte. Es konnte eines mit Thron und Krone sein. Oder eines mit Altar und Blutopfern. Ein Militärstaat mit dazugehöriger Geheimpolizei. Ein präsidiales Amt, das auf gestohlenen Stimmen beruhte. Das Logo einer Company auf dem Dach einer Penthouse Suite. Aber ihnen allen war eines gemeinsam: ein Ideal. Eine Vorstellung davon, wie das perfekte Leben aussah.
    In Wirklichkeit oder nur als Versprechen. Und wenn dieses Ideal funktionieren sollte, dann mußte es alle überzeugen, von ganz oben bis ganz unten. Ein verhungerndes Volk jubelt seinem Monarchen am Festtag nicht gerne zu.
    In einem Märchen hatte er von einem König aus grauer Vorzeit gelesen, der sich immer wieder verkleidet unter seine Untertanen mischte, um unverblümt zu erfahren, wo das Volk der Schuh drückte. Der Name dieses Königs war Raschid. In der wirklichen Welt horteten die Bezirksbosse, Kommissare und Priester Lebensmittel und Luxusgüter bis unter die Dächer ihrer Häuser, um sie gegen Stimmen einzutauschen. Und die Robin Hoods - Huey Long, Jess Unruh, Boris Jelzin rissen schwachen Königen die Macht aus den Händen, um sich selbst an ihre Stelle zu setzen.
    Diktatoren setzten andere Prioritäten. Kea nannte es die VGG-Herrschaft: Völkermord, Gulags und Gendarmen.
    Trotzdem ... Ungeachtet der Struktur des Imperiums oder der Mittel, mit deren Hilfe sich sein Regent an der Macht hielt, am Ende hing doch alles von dem Ideal im Herzen des Königs ab, der das Imperium einst gegründet hatte.
    Und Kea hatte AM2.
    Sein Arm tat weh. Das war ein gutes Zeichen.
    Wie der erste Schmerz nach seiner Bewußtlosigkeit zuvor. Schon bald würde er den Arm wieder benutzen können, auch wenn er es vor Murph und Ruth geheimhalten mußte. Er hatte Fieber. Eine Infektion. Ein Geschwür von der Größe einer Untertasse auf seinem Bauch. Auch das mußte er verborgen halten.
    Kea hörte ein Flüstern in dem abgedunkelten Raum:
    "Komm, Schatz. Ich brauche es."
    "Laß mich in Ruhe."
    "Was hast du denn auf einmal? Einmal mehr spielt doch keine Rolle."
    "Du hast unsere Abmachung nicht eingehalten.
    Du hast gelogen."
    "Ich konnte nicht anders, Schatz. Ich hatte Hunger. Fürchterlichen Hunger. Ich gebe dir morgen früh die Hälfte ab. Ich schwöre es."
    "Hol es jetzt", sagte Ruth. "Ich will es jetzt, sofort."
    Stille.
    Ruth lachte. "Was ist denn los? Will Papa nicht

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