Sten 8 Tod eines Unsterblichen
formbar war und die sich sowohl Materie als auch Antimaterie gegenüber neutral verhielt.
Richards kaute an seiner Unterlippe. Das war das eigentliche Problem. Er grinste, als wäre die Vorstellung von Attentätern und Gehirnwäschern besonders belustigend. Er dachte weiter angestrengt darüber nach und kam schließlich auf den wunderbaren Trick 17, der eigentlich aus einem Dreifachpaket bestand: um Macht in Form von Energie (AM2) nutzbar zu machen, mußte er Macht in Form von Reichtum und politischem Einfluß anhäufen. Was sich am leichtesten und sichersten durch die Pflege der Beziehungen zur Macht erreichen ließ. Trick 1717
Diese dritte Macht bestand aus den Männern und Frauen, deren Egos er schmeichelte, während er mit seiner Geschichte hausieren ging. Das waren die Geschöpfe, die er umformen oder vernichten würde, während er der Menschheit half, ihr Schicksal zu erfüllen. Er erinnerte sich an den alten Spruch: Wenn du nicht Teil der Lösung bist, dann bist du ein Teil des Problems. Aber damit griff er seinem nächsten Schritt voraus.
Ein Job. Er hatte nicht die Absicht, seinen Kontrakt mit SpaceWays/Galiot zu erneuern. Nicht bei den vielen anderen Angeboten, die ihm ins Haus flatterten. Viele Konzerne wollten ihn allein schon seines Heldenfaktors wegen haben, aus dem gleichen Grund, weshalb sie A-Grav-Ball-Stars anheuerten. Man erwartete von ihm, daß er weiterhin Hände schüttelte, diesmal jedoch im Interesse derjenigen, die ihn bezahlten. Das wiederum würde ihm den Zugang zu den Hallen der Macht öffnen.
Sorgfältig prüfte er die vielen Briefe, mündlichen Anfragen und Benachrichtigungen, die an ihn herangetragen wurden - alles Zeugs, das er bislang mehr oder weniger ignoriert hatte.
Eine Nachricht kam von Austin Bargeta. Er sollte ihn anrufen, egal wann, Tag und Nacht, die Privatnummer war beigelegt. Aus einem Reflex heraus knüllte Richards die Nachricht zusammen und feuerte sie in den Papierkorb. Dann fing er sich wieder. Bargeta? Eine bekannte Größe. Jemand, den wiederzusehen er sich nicht gerade gewünscht hatte.
Oder irgendwann einmal, dann aber nach seinen Spielregeln. Trotz seines festen Vorsatzes, sich mit den Bargetas höchstens noch durch das Fadenkreuz eines Zielfernrohrs zu beschäftigen, hatte er davon gehört, daß Austin es geschafft hatte und der große Boß geworden war. Er hatte seinen Vater als Kopf des Bargeta-Kraken abgelöst.
Drei Jahre, nachdem Keas Leben auf dem Mars in Scherben gegangen war oder sich zumindest unwiderruflich verändert hatte, hatte der alte Bargeta Selbstmord begangen. Ein Selbstmord, dessen nähere Umstände die Klatschzeitschriften nur als unvorstellbar widerlich andeuteten.
Richards glättete das Knäuel wieder, starrte es an und dachte nach. Vielleicht... Er suchte eine Bibliothek auf und stellte einige Nachforschungen an. Die Wahrscheinlichkeit stieg.
Bargeta Ltd. gehörte noch immer zu den
Giganten des 22. Jahrhunderts. Ein Gigant, der wankte. Einige unkluge Investitionen waren getätigt worden. Bargeta Transporte, der Baum, aus dem all diese herrlichen Äste und Zweige sprossen, an denen Geld wuchs, kränkelte. Der Alte hatte neue Betriebe bauen lassen, Betriebe, die ihr Produktions-Soll nie erreichten. Er hatte neue Raumschiffsmodelle in Auftrag gegeben, die auf einem bereits gesättigten Markt angeboten wurden und die anstelle echter technischer Verbesserungen nur eine neue Aufteilung der Bereiche
Mannschaft/Passagiere/Antrieb zu bieten hatten.
Dann war er "von uns gegangen", und jetzt hielt Austin das Szepter in Händen.
Austin hatte es nicht besser gemacht als die Generation vor ihm, erfuhr Kea aus den
Wirtschaftsblättern. Er hatte sich so lange gescheut, in den Aufsichtsratsetagen der Aktiengesellschaften mit dem eisernen Besen zu kehren, bis es fast zu spät gewesen war. Dann hatte er die Idee entwickelt, daß in Zukunft weit bessere Geschäfte damit zu machen seien, Menschen statt Frachtgut von einem Planeten zum anderen zu transportieren; er hatte ein Viertel der Bargeta-Flotte zu Linienschiffen umbauen lassen, und das zu einem Zeitpunkt, an dem eine mittelgroße Rezession das Sonnensystem
erschütterte. Austin hatte stolz und höchstpersönlich auf neue Transportrouten gesetzt, Routen, die sich bislang als wenig profitabel erwiesen hatten. Bei diesen Nachrichten hatte Kea leise aufgelacht; ein Lachen, das Bargeta Senior vertraut vorgekommen wäre.
Doch jetzt zu Austin selbst. Natürlich verheiratet.
Mit einer ehemaligen
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