Sten 8 Tod eines Unsterblichen
mehr Bauchklatschen spielen? Was soll das denn.
Ts, ts, ts. Es hat Hunger. Aber Papa ist lieber egoistisch, was?"
Murph gab keine Antwort.
Dann hörte Kea Ruth keuchen. Und einen ... zwei
... drei Herzschläge lang die Geräusche eines wilden, erstickten Kampfes. Dann ein unmißverständliches Knacken.
Kea spürte, wie sich ein Knoten in seinem Inneren löste. Mit einem Mal war der Druck weg.
Ein fürchterlicher Gestank stieg von dem aufgeplatzten Geschwür auf. Ein Schauer überlief ihn. Er begann zu schwitzen. Gut.
Das Fieber war gebrochen.
Als er aufwachte, stand Murph über ihm. "Du siehst besser aus."
Kea gab keine Antwort. Und er sah sich nicht nach Ruth um.
Murph streckte sich. "Ich habe Hunger", sagte er.
"Willst du auch Suppe?"
"Ja", erwiderte Kea. "Ich bin auch hungrig."
"Es dauert länger als gedacht", sagte Murph.
"Ist mir auch schon aufgefallen", antwortete Kea, der sich die neuesten Berechnungen auf dem Monitor ansah.
"Verdammte Vasoovan", sagte Murph. "So eine lausige Navigatorin. Zum Glück hast du ihren Fehler bemerkt und uns wieder auf den richtigen Kurs gebracht."
"Das war reines Glück", sagte Kea. Er humpelte zu seiner Koje zurück und ließ sich vorsichtig nieder.
"Vielleicht wird es nicht ganz so schlimm", meinte Murph. "Vielleicht fischt uns jemand auf, wenn wir näher herankommen und sie unser SOS
hören."
"Gut möglich", sagte Kea.
"Nur eins ist an dieser Kiste faul", wandte Murph ein. "Und zwar dann, wenn wir einen Haufen Zeit verlieren, um diesen kleinen Trick, den du eingebaut hast, wieder klarzukriegen. Wenn die Maschine den Geist aufgibt." Er grinste. "Wie lange, hast du gesagt, dauert diese Reparatur?"
"Davon habe ich nichts gesagt", erwiderte Kea.
Murph sah ihn an. "Nö ... davon hast du nichts gesagt... oder doch?"
Kea krampfte den festgebundenen Arm fester und spürte die Schneide des zurechtgefeilten Kunststofflöffels. Ein alter, vertrauter Freund aus Kindertagen. Murph kam näher heran und stierte ihn mit blutunterlaufenen Augen an. Das Fleisch hing schon recht locker um sein kantiges
Raumpilotengestell. Die Wangen waren eingefallen, das Gesicht totenbleich. "Du siehst nicht so aus, als würdest du dir groß Sorgen darum machen", sagte er. "Um die Verzögerung und das alles. Schon gar nicht über die Verspätung, an der du schuld bist."
"Wir schaffen es", brummte Kea.
"Ich bin vielleicht nicht der Allerschlauste", sagte Murph. "Das weiß ich selbst. Ist mir auch egal. Von mir aus können Jungs wie du schlau sein. Alle Macht für euch, sage ich immer."
Er kam bis an die Kante der Pritsche. Kea konnte die Muskelstränge unter dem losen Fleisch rund um seinen Hals spielen sehen. Er kratzte sich an dem festgebundenen Arm und löste dabei die Knoten.
"Klar hab ich daran gedacht, daß du vielleicht gelogen hast", fuhr Murph fort. "So schlau bin ich noch. Ohne einen guten Riecher bringt man es nämlich auch bei Galiot nicht bis zum Captain."
"Vermutlich", gab Kea zurück. Er kratzte sich wieder. Der Löffel rutschte nach oben.
"Nö. Vermutlich", wiederholte Murph. Kea sah, wie Murph seine Entscheidung traf. Er sah es in diesen triefenden Augen förmlich klicken.
Kea schoß aus der Koje hoch; die Rechte knallte gegen Murphs Kinn, die Linke - der verbundene Arm - kam frei und stieß mit dem Löffel zu. Er erwischte Murph voll in die Luftröhre. Kea sah, wie sich die Augen weiteten, spürte, wie das Fleisch nachgab. Das scharfe Zischen von Luft. Er ließ sich nach hinten fallen, während Murph vor ihm zusammenbrach. Eine Hand schlug gegen sein Bein.
Er horte das schreckliche Pfeifen, mit dem Murph sein Leben aushauchte.
Dann war alles still.
Kea bewegte einen Fuß. Er stieß gegen Murphs Körper. Keine Reaktion. Kea ließ sich von der Schwäche überwältigen. Alle Anspannung wich von ihm. Jetzt konnte er ausruhen. Später würde er aufstehen und den Kurs erneut überprüfen. Seinen Blick über einwandfrei arbeitende Maschinen gleiten lassen.
Und darin würde er Suppe machen.
Jetzt gab es mehr als genug zu essen und zu trinken. Genug Atemluft. Es wäre schon wesentlich knapper geworden, hätte Murph nicht
herausgefunden, daß er gelogen hatte.
Kapitel 24
New York City, A.D. 2194
Die Menschheit war gerade ziemlich knapp an Helden, als Kea Richards, der einzige Überlebende der Destiny I, von Basis Zehn zur Erde
zurückkehrte. Kea wußte nicht, inwiefern ihm der Heldenbonus bei dem ultimativen Vorteil helfen würde, auf den er zufälligerweise
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