Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman
Auflagen vorläufig in die Freiheit entlassen worden. Man hatte ihm ein Handy gegeben, das rein äußerlich wie sein eigenes Nokia-Modell aussah, bei dem man allerdings das Innenleben entfernt und nur die zum Telefonieren notwendigen Teile wieder eingesetzt hatte, ohne Kamera und sonstige Spielereien. Der dadurch gewonnene Platz wurde zum Einbau eines GPS-Chips und für eine Reservebatterie benutzt. Mantega wurde angewiesen, das Telefon die ganze Zeit bei sich zu tragen und ausschließlich damit zu telefonieren, sowohl privat als auch beruflich. Einmal pro Minute meldete der Chip der Polizei seinen Standort, und alle Gespräche, die mit diesem Handy geführt wurden, hereinkommende wie hinausgehende, wurden automatisch abgehört.
»Bisher hat er keinen falschen Schritt getan«, berichtete Arnone. »Er ist auf direktem Weg nach Hause gefahren, dann hat er seine Frau angerufen, die zurzeit in Deutschland in Ferien ist, und ihr gesagt, sie soll bis auf weiteres dort bleiben. Das wollte sie nicht - sie meinte, sie und die Kinder hätten die Gastfreundschaft ihrer Schwägerin schon zu lange in Anspruch genommen -, doch der Verdächtige forderte sie auf, in ein Hotel zu gehen, wenn sie es nicht länger aushalten könnte. Egal was passierte, er wollte bis auf weiteres auf keinen Fall zu Hause gestört werden.«
Zen lächelte matt. Wenn er geschickt taktierte, konnte Mantega immer noch mit einer kurzen Gefängnisstrafe für Beihilfe bei der Entführung von Peter Newman davonkommen, doch seine Frau würde ihm nie verzeihen, dass er sie auf diese überhebliche Art herumkommandiert hatte.
»Den restlichen Vormittag hat er in seinem Büro verbracht und diverse Telefongespräche geführt, um Besprechungen abzusagen oder Termine für Aufträge aufzuschieben, an denen er anscheinend gerade arbeitet. Einige der Männer, die er anrief, hatten offenbar von seiner Verhaftung gehört, doch er erklärte ihnen, das wäre ein riesiger Irrtum und eine große Peinlichkeit für die Polizei gewesen und er hätte das alles in kürzester Zeit klären können.«
»Keine Anrufe bei Giorgio?«, fragte Zen.
»Doch, einen nach dem Mittagessen zu dem Haus, das wir in San Giovanni überwachen. Mantega hat eine kurze Nachricht hinterlassen und seine neue Telefonnummer durchgegeben, hat gesagt, sie wäre clean, und Giorgio gebeten, ihn so bald wie möglich anzurufen.«
»Und hat er?«
»Bisher nicht. Aber er hat einen Anruf von dem jungen Signor Newman erhalten, der ihm mitteilte, dass irgendein Paket angekommen wäre. Mantega wollte sich mit ihm für heute Abend zum Essen verabreden, aber Newman hat gesagt, er könne nicht weg, weil er für diesen Asiaten arbeiten muss, der die amerikanische Filmgesellschaft vertritt. Ich kann mir seinen Namen nicht merken …«
»Ich auch nicht, und ich weiß auch nicht, wie man ihn ausspricht. Nennen wir ihn einfach Fu Manchu.«
»Wer ist das denn?«
»War vor Ihrer Zeit. Fahren Sie fort.«
»Nun ja, Newman hat ihm erzählt, dass Signor Manchus Boss aus den Staaten angereist wäre und er deshalb nicht wegkönnte, also haben sie sich für morgen Vormittag in Mantegas Büro verabredet. Das war jedoch gelogen. In Wirklichkeit hat unser junger Amerikaner ein Date mit der Digos-Agentin Kodra. Das hat sie Ihren Anweisungen gemäß eingefädelt.«
Zen nickte vage. »Gut, gut. Sie braucht natürlich nicht mit ihm zu schlafen, aber … Ich habe das Gefühl, dass hier irgendwas vorgeht, wovon ich nichts weiß und das ich schon gar nicht verstehe. Mehrere Dinge, würde ich sagen. Vielleicht sogar viele.« Er sah den jungen Beamten an. »Um ganz ehrlich zu sein, Arnone, ich habe nicht den geringsten Schimmer, was da vorgeht.«
»Ja, Sir.«
»Aber das habe ich natürlich nicht gesagt.«
»Nein, Sir. Und ich habe es nicht gehört.«
»Bravo . «
Hinter dem Fenster aus Panzerglas, das man nicht öffnen konnte, erstreckte sich, so weit das Auge reichte, eine durchgehende eintönige Wolkenbank, die fest wie Beton wirkte.
»Es sieht ja verdächtig so aus, als würde Mantega kooperieren«, bemerkte Zen schließlich. »Andererseits würde ich ihm durchaus zutrauen, dass er versucht, nebenbei etwas für sich herauszuschlagen. Ich habe außerdem das Gefühl, dass das Gewitter gleich losbricht, und wenn auch meine Fähigkeit, logisch zu denken, nachlassen mag, kann ich mich immer noch auf meine Intuition verlassen oder auf meine Erfahrung oder wie immer man das nennen will. Worauf sonst sollte ich mich verlassen?«
Es war
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