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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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jüngster Fund ganz bestimmt zur Sprache kommen wird, deshalb sollte ich mir die Sachen besser noch mal ansehen, damit ich weiß, wovon ich rede.«
    »Aber natürlich. Marco wird Ihnen zeigen, wo sie zurzeit aufbewahrt werden. Und dann, fürchte ich, werden Sie allein wieder hier rausfinden müssen. Schade, dass Sie es nicht rechtzeitig vor dem Mittagessen geschafft haben.«
    Einer der Arbeiter führte Pancrazi an den Regalen entlang zu dem Bereich, wo die dünnen Terrakotta-Votivtafeln des Persephone-Kults aus der antiken Stadt Locri aufbewahrt wurden.
    »Hören Sie«, flüsterte Pancrazi verschwörerisch. »Das könnte eine Weile dauern, und natürlich darf man hier drinnen nicht rauchen. Kann ich irgendwo hingehen und eine paffen, wenn ich’s nicht mehr aushalte?«
    »Ma certo, professore!«
    Der Mann führte ihn zu einer Tür in der Außenwand, über der sich ein beleuchtetes Schild mit der Aufschrift »Notausgang« befand.
    »Schieben Sie einfach die Stange zur Seite, dann befinden Sie sich im Ladebereich«, sagte der Arbeiter. »Sie sollten allerdings die Tür aufhalten. Sonst müssen Sie um das ganze Gebäude herumgehen, um vorn wieder reinzukommen.«
    »Aber geht denn die Alarmanlage nicht los, wenn die Tür geöffnet wird?«, fragte Pancrazi.
    Der Arbeiter lächelte ihn verständnisvoll an, wie von Raucher zu Raucher.
    »Sollte sie eigentlich, aber wir stellen sie tagsüber ab. Solange man nicht die Tür hinter sich zufallen lässt, während man draußen ist, gibt es kein Problem.«
    Dann kehrte er zu seinen Kollegen zurück, und die ganze Gruppe machte sich auf den Weg zum Mittagessen. Achille Pancrazi verfolgte ihre Stimmen durch die offenen Kellerräume, bis sie im Treppenhaus immer leiser wurden. Danach brauchte er etwa fünfzehn Minuten, um die Regale abzusuchen und die Objekte zu finden, die ihm vorschwebten, und weitere fünf Minuten, um die Stücke, die er als Lösegeld für seinen Sohn Emanuele auswählte, in mehrere Lagen Zeitungspapier und eine Schicht Luftpolsterfolie zu verpacken. Er steckte sie in den großen Aktenkoffer, den er mitgebracht hatte, und verließ das Gebäude durch die Tür, die der Arbeiter ihm gezeigt hatte.

42
    Als seine umgebaute 737 in dem Scheißkaff landete, wo auch immer das war, fühlte sich Jake ziemlich daneben. Das hatte nichts mit dem Flugzeug zu tun. Der Boeing-Businessjet war ein Prachtstück, und ihn ganz für sich allein zu haben war echt cool. Es gab ein breites Doppelbett, einen riesigen Fernseher mit Wraparound-Sound, eine Flugbegleiterin, die zwar nicht Jakes Typ, aber immer da war, wenn man sie brauchte, sowie eine Internetverbindung über Satellit, damit er bei seinen Online-Spielen auf dem Laufenden bleiben konnte. Er hatte sogar eine Weile vorne bei den Piloten gesessen. Doch elf Stunden eingesperrt in einer Röhre mit Druckausgleich fünf Meilen über dem Ozean zu verbringen, das war entschieden zu lang. Gegen Ende hatte Jake eine Broschüre gefunden, die jemand vom Reinigungspersonal in einer Schreibtischschublade im Wohnbereich liegen gelassen haben musste. Sie trug den Titel Mastdarmkrebs und Gottes Pläne mit dir , und mittlerweile langweilte er sich so sehr, dass er das ganze verdammte Ding von vorn bis hinten durchlas. Lineares Lesen! In Form eines Holzprodukts! Das war doch völlig verrückt.
    Dann das Theater mit Madrona. Sobald sie erfahren hatte, wo er hinfuhr, ging es die ganze Zeit: »Iddely? Ich wollte schon immer mal nach Iddely! Das ist so romantisch! Kann ich mitkommen, Jake, bitte, bitte?« Zum Glück hatte er sie mit Hilfe des Passproblems abwimmeln können. Wie zwei Drittel ihrer Mitbürger hatte Madrona keinen Pass, aber es war trotzdem hart, sie davon zu überzeugen, dass sie deshalb nicht mitkommen konnte. Im Grunde musste Jake ihr sogar irgendwie Recht geben. Die Vereinigten Staaten waren die einzige globale Supermacht, die noch im Spiel war. Wenn das nicht hieß, dass Amerikaner überall hinkonnten, wo es ihnen gerade passte, ein Bündel Dollar vorzeigten, und alle freuten sich, sie zu sehen, was sollte der ganze Quatsch dann? Während sein Flugzeug auf einem Platz ein Stück vom Terminal entfernt ausrollte, fragte er sich, was es wohl kosten würde, Italien einfach zu kaufen und es den Italienern dann in Lizenz als Feriengebiet zu vermieten. Das würde eine Menge Probleme lösen.
    Sobald die Metalltreppe an das Flugzeug angedockt war, kam eine noble europäische Limousine angerollt, aus der Martin Nguyen ausstieg. Er sah noch

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