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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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Benedetto bemerkt. Als der Schaffner herumging, kauften beide Männer Fahrscheine. Bei Mantega war das mit einer längeren Diskussion verbunden, doch wegen des lauten Motorengeräuschs auf dem steilen Anstieg aus dem Tal hinaus konnte Benedetto nicht verstehen, was gesagt wurde. Er selbst kaufte einen einfachen Fahrschein für die gesamte Strecke und verschwand dann in der Toilette, um einige Telefongespräche zu führen.
    Das Unterstützungsteam in der Questura tat sein Bestes, doch es war eine unmögliche Aufgabe. Auf der dreieinhalbstündigen Fahrt durch das zerklüftete Landesinnere von Kalabrien gab es sechsundzwanzig planmäßige Haltestellen, von denen zwölf in der Nachbarprovinz Catanzaro lagen, was die Zusammenarbeit mit den Behörden jener Stadt erforderlich machte, die wohl kaum schnell genug zu organisieren wäre zu einer Zeit, wo die meisten Vorgesetzten entweder auf dem Weg nach Hause zum Mittagessen oder in einem Restaurant sein würden. Die Schmalspurbahn zockelte mit nicht mehr als vierzig Stundenkilometern dahin, doch auf den kurvigen, nicht ausgebauten Straßen dieser Gegend hätte selbst die Moto Guzzi Probleme, eine bessere Durchschnittsgeschwindigkeit zu erreichen. Alle Instinkte sagten Benedetto, dass Nicola Mantega auf dem Weg zu einem heimlichen Treffen mit den Entführern war, dem dringend benötigten Glied in der Beweiskette, um die dahindümpelnden Ermittlungen auf Touren und den ganzen Fall schließlich vor Gericht zu bringen. Doch auf der Gegenseite würde es weitere Finten, Tricks und Ausweichmanöver geben, und allein und zu Fuß, wie er war, konnte er nichts machen.
    Letzten Endes hätte es allerdings sowieso nichts genützt. Denn neben den regulären Bahnhöfen fuhr der Zug noch an zahlreichen fermate facoltative vorbei, unbemannten Haltestellen, wo er auf Anfrage beim Schaffner anhielt. An einer von diesen, die sich am Eingang zu einem entlegenen Tal befand, durch das sich die Bahnlinie gemächlich schlängelte, stieg Nicola Mantega aus. Dort gab es ein stillgelegtes Bahnhofsgebäude, dessen Fenster und Türen zugemauert waren, und einen leer stehenden Rangier-und-Güter-Schuppen. Dahinter lief ein stark überwucherter Trampelpfad den kahlen Hügel hinauf, der vermutlich zu dem Dorf führte, das der Haltestelle ihren Namen gegeben hatte, doch in der mit struppigem Buschwerk bewachsenen Landschaft war weder davon eine Spur zu sehen noch von irgendeinem menschlichen Wesen. Der Triebwagen ließ den Motor aufheulen und zockelte in einer Wolke von Dieselabgasen weiter. Benedetto zog sich auf die Toilette zurück und schaltete sein Handy und sein Funkgerät an, doch auf dem Telefon bekam er kein Signal, und das Funkgerät war außer Reichweite, und im Übrigen war ohnehin alles zu spät.
    Nicola Mantega stand reglos da, bis der Triebwagen außer Sichtweite war, dann begann er mit langsamen Schritten den Trampelpfad hinaufzusteigen. Etwa eine Minute später hörte er von ferne ein Geräusch. Ein schwarzer Jeep, der den festgetretenen Pfad verschmähte, kam den Hügel hinab auf ihn zu. Als er noch fünf Meter von ihm entfernt war, wendete er, so dass seine Nase nun bergauf zeigte, und ein elektrisches Fenster ging surrend herunter.
    »Salve« , sagte Giorgio.

10
    Die Rotorblätter liefen langsam aus, als die drei Männer aus der Bell 412 kletterten. Im Westen, gleich oberhalb der Gebirgskette, zu deren Füßen die Stadt lag, verlor auch die Sonne allmählich an Kraft, doch am Boden betrug die Temperatur immer noch über hundert Grad Fahrenheit. Flankiert von dem Piloten und dem Techniker ging Phil Larson auf den Metallcontainer zu, den Aeroscan als provisorisches Büro gemietet hatte. Dieser stand auf der rissigen Betonfläche, die auch als Landeplatz diente, gleich neben einem skelettartigen Betonbau, der offensichtlich schon seit Jahren vor sich hin gammelte. Es sah so aus, als hätte jemand eine Fabrik oder einen Supermarkt bauen wollen und es sich dann anders überlegt, oder ihm war mittendrin das Geld ausgegangen.
    Keiner der Männer sprach. Alle waren benommen von der Hitze, schmutzig vom Staub, der von den Rotorblättern aufgewirbelt worden war, rappelig von dem ständigen Lärmen und Vibrieren des Hubschraubers und freuten sich darauf, ihre Arbeitskleidung auszuziehen und so bald wie möglich ins Hotel zurückzukehren. Deshalb war Phil nicht gerade glücklich, als sein Handy zu klingeln anfing. Und was noch schlimmer war, auf dem Display erschien statt des Anrufernamens Anonimo .

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