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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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Villa verfolgt und berichtet, dass er direkt ins Bett gegangen war. Am Morgen war ihm ein frisches Team in einem dieser allgegenwärtigen Ape-Dreiradwagen, wie sie von Kleinbauern und Händlern gefahren wurden, wieder in die Stadt gefolgt. Nur dass dieses Fahrzeug von einem äußerst leisen 1,5-Liter-Motor angetrieben wurde, der hinten in der abgedeckten Ladefläche eingebaut war. Seitdem hatte das Zielobjekt die ganze Zeit in seinem Büro verbracht, wo im Rahmen eines nächtlichen Besuchs von Angehörigen der technischen Abteilung ein ganzes Sortiment an Abhörgeräten eingebaut worden war. Im Laufe des Vormittags hatte das Motorrad-Duo das Ape-Team auf der Rückseite des Bürogebäudes abgelöst, während Benedetto aus dem speziell ausgestatteten Lieferwagen heraus, der über Nacht grün umgespritzt und mit einem neuen Logo versehen worden war, die Eingangstür im Auge behielt.
    Das Ergebnis all dieser Bemühungen war exakt null gewesen. Mantega hatte sein Haus verlassen und war zur gewohnten Zeit in seiner Kanzlei angekommen. Seine Telefongespräche waren reine Routinesachen gewesen, die die Regelung von Verträgen, Zahlungen und juristischen Problemen für diverse nominell rechtmäßige Unternehmen betrafen, was seine übliche Tätigkeit war. Kurz gesagt, absolut zum Gähnen, und Benedetto gähnte tatsächlich, als Mantega kurz nach zwölf das nüchterne Bürogebäude aus den sechziger Jahren verließ. Das war zwar eine durchaus angemessene Zeit für einen libera professionista , um sich für das Mittagessen zu entspannen, doch zwei Dinge fielen Benedetto sofort auf. Zum einen hatte Mantega sich umgezogen und trug statt des Jacketts mit Pullover und Krawatte, mit dem er zur Arbeit gekommen war, entschieden unelegante Jeans, ein Sweatshirt mit offenem Kragen und Arbeitsstiefel. Zum anderen, anstatt zu seinem Lieblingsrestaurant zu gehen oder mit dem Alfa wegzufahren, mit dem er gekommen war, stieg er in ein Taxi, das seit wenigen Minuten ganz in der Nähe stand. Benedetto startete den Lieferwagen und teilte den anderen per Funk mit, sie sollten ihre Moto Guzzi anschmeißen. Das Taxi fuhr nach Osten, überquerte den Crati und fuhr dann Richtung Süden, wo die Motorradfahrer Lieferwagen und Taxi mit atemberaubender Arroganz überholten. Wenige Minuten später meldete sich die Vorhut über Funk.
    »Er hat das Taxi in Casali bezahlt und ist jetzt in einem Café gegenüber dem Bahnhof.«
    »Verstanden. Ich übernehme.«
    Casali war einst ein kleines, unscheinbares Dorf an der Hauptstraße südlich von Cosenza gewesen, doch diese Hauptstraße war längst durch die autostrada ersetzt worden und die Gemeinde selbst in den Vororten der Stadt aufgegangen. Ihr Zentrum bildete eine bescheidene Piazza, die völlig mit Autos zugeparkt war. Benedetto ließ den Lieferwagen einen Block weiter stehen und ging dann, scheinbar nonstop mit seinem Handy telefonierend, zurück. In Wirklichkeit bewegte er nur lautlos die Lippen, während ein Kollege vom Moto-Guzzi-Team ihn auf dem Laufenden hielt. Mantega war immer noch in der Bar und trank einen Cappuccino, den er bereits bezahlt hatte, was in einem so einfachen Lokal ein wenig ungewöhnlich war. Anscheinend war er bisher mit niemandem in Kontakt getreten.
    Nachdem er einen kurzen Blick in die Bar geworfen hatte, bezog Benedetto auf dem inoffiziellen Parkplatz Stellung, zu dem die ursprüngliche piazzetta , eine bloße Verbreiterung der Hauptstraße, geworden war. Die Bar war leer bis auf Mantega und drei ältere Männer, die aussahen, als säßen sie schon dort, seit das Lokal aufgemacht hatte. Als Benedetto das nächste Mal hinsah, indem er sich beiläufig umdrehte wie einer dieser trägen Jugendlichen, die ständig telefonieren, hatte das Zielobjekt das Café verlassen und schlängelte sich nun rasch zwischen den parkenden Autos hindurch, überquerte die Straße und lief in den Bahnhof, als dort gerade ein Dieseltriebwagen von rechts einfuhr und anhielt. Das war schlecht. Laut Vorschrift hätte in diesem Moment einer der anderen übernehmen müssen, doch dazu war keine Zeit. Benedetto raste hinter ihm her, wäre beinahe von einem Lkw angefahren worden und erreichte den Bahnsteig, als die Türen des Triebwagens gerade zugingen. Er drückte den Hebel der hinteren Tür herunter und stieg ein.
    In dem Wagen waren etwa ein Dutzend Fahrgäste. Benedetto setzte sich auf einen Platz ganz hinten. Zum Glück saß Nicola Mantega mit dem Gesicht nach vorn und hatte anscheinend nichts von

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