Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman
Instruktionen, die zu befolgen waren für den Fall, dass sich ein persönliches Treffen als notwendig erweisen sollte. Mantega hatte diese wortgetreu befolgt, und auch Giorgio war an der vereinbarten Haltestelle auf der Nebenstrecke nach Catanzaro erschienen.
So weit, so gut, doch seitdem war nichts mehr planmäßig verlaufen. Mantega hatte erwartet, von seinem Komplizen freundlich begrüßt und rasch auf den neuesten Stand gebracht zu werden, um dann mit ihm über die geeigneten Mittel zu diskutieren, ihr gemeinschaftliches Unterfangen zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Doch nichts dergleichen. Giorgio war während der zwanzigminütigen Fahrt zu der ehemaligen Scheune, in der sie sich jetzt befanden, äußerst abweisend und schweigsam gewesen und hatte keinerlei Erklärung geliefert, weshalb er überhaupt auf dem Treffen bestanden hatte.
»Wir reden, wenn wir dort sind«, war das Einzige, was er gesagt hatte.
Während er beobachtete, wie sein Gastgeber mit zwei mit einer farblosen Flüssigkeit gefüllten Gläsern zurückkam, wurde Mantega bewusst, dass ein Grund für die primitive Furcht, die ihn ergriffen hatte, darin lag, dass Giorgio körperlich verändert wirkte. Er war zwar immer noch der gleiche wieselhafte, drahtige Mann, doch seine Bewegungen hatten ihre Geschmeidigkeit verloren, ihre naturalezza . Er schien von einer unterdrückten Spannung erfüllt, als stünde er unter Strom, und die Hand, die Mantega das Glas Grappa hinhielt, hätte von einem Roboter sein können.
»Salute . «
Keiner der beiden Männer hatte Lust zu trinken. Dennoch tranken beide. Nachdem diese Zeremonie beendet war, wartete Mantega darauf, dass Giorgio zur Sache kam. Er war sicher, dass Peter Newman irgendwo in der Nähe gefangen gehalten wurde, möglicherweise sogar in einem Kellerraum unter der Scheune, und er wollte über die Mittel und Wege zu dessen Freilassung und die Geldübergabe durch den Sohn reden. Doch Giorgio schien über gar nichts reden zu wollen. Er stand einfach da, mit dem Rücken zum Licht, den Blick ins Leere gerichtet, und lauschte konzentriert dem Schweigen zwischen ihnen. Irgendwann hielt Mantega es nicht länger aus.
»Weißt du, ich bin ziemlich unter Druck gesetzt worden!«
Giorgio bewegte die Augen, aber nicht den Kopf, und sah ihn einen Moment lang teilnahmslos an.
»Von der Polizei, falls es dich interessiert«, fuhr Mantega mit einem Anflug von Sarkasmus fort. »Dieser Fremde, den sie als Vertretung auf Rossis Posten gesetzt haben, scheint sich unbedingt auf meine Kosten profilieren zu wollen. Gestern hat er mich äußerst unangenehm in die Mangel genommen, und er scheint mich als möglichen Helfershelfer sowohl vor als auch nach der Tat anzusehen.«
Giorgio schwieg noch immer.
»Rossi ließ sich zwar nicht kaufen, aber er war träge geworden«, fuhr Mantega fort. »Der neue Mann geht ganz anders an die Dinge heran. Er hat dem Fall höchste Priorität gegeben und leitet persönlich die Ermittlungen, und da das Opfer ein bedeutender ausländischer Staatsbürger ist, erhält er von seinen Vorgesetzten und den Gerichtsbehörden volle Unterstützung. Deshalb muss ich davon ausgehen, dass meine Telefone, zu Hause und im Büro, abgehört werden. Vielleicht stehe ich sogar selber unter Beobachtung.«
»Tust du.«
Mantegas Erleichterung darüber, dass er den anderen Mann endlich zum Reden gebracht hatte, wurde durch den Inhalt seiner Äußerung geschmälert.
»Woher weißt du das?«
Giorgio steckte sein Glas in die Tasche und zündete sich eine kleine Zigarre an. »Reg dich nicht auf, das gehört zum Preis, den man zahlen muss, wenn man Geschäfte macht«, erwiderte er.
»Du hast gut reden! Du wirst ja nicht verdächtigt. Wie solltest du auch, wo du doch absolut nichts mit dem Amerikaner zu tun hattest? Jedenfalls, wie ich dir gestern Abend sagte, ist Newmans Sohn angekommen, also lass uns über das Geschäftliche reden. Den Anruf hab ich übrigens von einer öffentlichen Telefonzelle aus gemacht. Neben mir lag ein besoffener Penner in einem Hauseingang, und auf der Straße brüllten sich ein paar Leute wegen eines Unfalls an. So möchte ich nicht leben, Giorgio, also lass uns mit dem Rumgefackel aufhören und endlich anfangen zu verhandeln.«
Giorgio nahm die Zigarre aus dem Mund und stieß eine dichte Rauchwolke aus. Dann lächelte er. Wenn Giorgio lächelte, wusste man, dass er durch und durch schlechte Neuigkeiten für einen hatte.
»Worüber verhandeln?«
Zu spät merkte Mantega,
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