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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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dass er sich auf einem rutschigen steilen Abhang befand und ihm nichts anderes übrig blieb, als hinunterzuschlittern, so gut er konnte.
    »Verdammt noch mal, Giorgio! Über das Geld. Ich weiß ja nicht, wie’s bei dir aussieht, aber ich würde meinen Anteil am Gewinn gern möglichst bald bekommen, je eher, desto lieber.«
    »Anteil wofür?«
    Er hat doch wohl nicht vor, mich kaltzumachen, dachte Mantega, aber im Grunde seines Herzens wusste er, dass Giorgio durchaus dazu in der Lage war und dass er dagegen nichts würde tun können.
    »Wir hatten ein Abkommen, Giorgio!«
    »Hast du eine Kopie dabei?«
    »Du hast mir dein Wort gegeben! Wir haben uns umarmt und geküsst!«
    »Und was hast du für mich getan?«
    Mantega breitete die Arme weit aus. »Was ich getan habe?«, wiederholte er theatralisch. »Die ganze Sache war meine Idee! Wenn ich nicht gewesen wäre, hättest du nie was von diesem reichen Amerikaner erfahren.«
    »Du hast mir erzählt, er wäre Kalabrier. Ein Calopezzati.«
    »Wen interessiert denn, wer er ist? Er ist reich und er ist hier, in einer ihm völlig fremden Umgebung und ganz allein. Ich hab dich auf ihn aufmerksam gemacht und arrangiert, dass er mich an dem Abend besucht, damit du ihn dir schnappen konntest. Ohne mich wäre das alles nicht möglich gewesen! Das kannst du doch nicht abstreiten.«
    Giorgio beugte sich herab, um seine Zigarre auszudrücken, dann schob er den Stummel behutsam in die Tasche. »Lass uns noch einen trinken«, sagte er.
    »Ich will deinen verdammten Schnaps nicht, ich will mein Geld!«
    Doch Giorgio war erneut in einer dunklen Ecke der Scheune verschwunden. Wenige Sekunden später kehrte er mit der Flasche in der Hand zurück.
    »Gib mir dein Glas«, sagte er.
    »Ich will nichts trinken!«
    Giorgio stand reglos da und schien darauf zu lauschen, wie sich das Schweigen im Raum ausbreitete.
    »Ich auch nicht.«
    In einer raschen Bewegung wirbelte er herum und schmiss die Flasche Grappa gegen die Wand. Mantega spürte, dass er in großer Gefahr war, und verhielt sich ganz ruhig. Giorgio griff in seine Jackentasche und zog ein Bündel Fünfzig-Euro-Scheine hervor.
    »Was ist das?«, fragte Mantega.
    »Dein Honorar.«
    »Mein vereinbartes Honorar beträgt zehn Prozent vom Lösegeld, Giorgio. Wir haben doch noch gar nicht angefangen zu verhandeln. Woher willst du wissen, wie viel die Familie überhaupt zahlen wird?«
    »Es gibt keine Verhandlungen. Du kriegst eine Entschädigung von tausend Euro. Nimm sie.«
    »Was soll das heißen, keine Verhandlungen? Was ist passiert? Was soll das alles?«
    »Hinter der Scheune steht eine alte Vespa. Vollgetankt, der Schlüssel steckt im Zündschloss. Bieg nach rechts ab, wenn du an die Straße kommst, dann an der nächsten Kreuzung nach links. Danach folgst du den Schildern nach Cosenza. Lass die Vespa irgendwo am Stadtrand stehen und fahr mit dem Bus in die Stadt.«
    Es folgte ein längeres Schweigen.
    »Und Newman?«, fragte Mantega schließlich.
    »Er ist gestorben.«
    Die beiden Männer starrten sich an. »Was?«, brüllte Mantega. »Du hast deine Geisel sterben lassen, und jetzt willst du mich mit lausigen tausend Euro abspeisen? Du bist wohl verrückt!«
    Giorgio löste die Taschenlampe von der Schlaufe. »Ich werd dir zeigen, wie verrückt ich bin.«
    Er richtete den grellen Lichtstrahl schräg nach oben und ließ ihn auf einem der Querbalken ruhen, die das Dach stützten. An dem Balken war ein silberner Kasten befestigt, aus dem ein glitzerndes Glasauge ragte.
    »Ein digitaler Camcorder«, sagte Giorgio. »Ich hab ihn per Fernbedienung eingeschaltet, als ich den Grappa geholt habe, und wieder ausgeschaltet, als ich die Flasche geholt hab. Einer von meinen cumpagni hat mir das eingerichtet, und er hat auch den Draht für die Taschenlampe angebracht, damit du richtig gut ins Bild kommst.« Er leuchtete Mantega mit der Lampe direkt ins Gesicht, so dass er ihn blendete.
    »Du hast nicht nur deine Mithilfe bei der Entführung zugegeben, sondern sogar behauptet, dass das Ganze deine Idee war. Ohne dich wäre es nicht möglich gewesen, hast du gesagt. Ich habe die ganze Zeit mit dem Rücken zur Kamera gestanden, aber darauf geachtet, dass du hineinsiehst. Wenn man mich verhaftet, weil du gesungen hast, egal ob unter Zwang oder nicht, wird dieses Video bei dem neuen Polizeichef landen, vor dem du solche Angst hast.«
    Er schaltete die Taschenlampe aus und ließ sie beide im Dunklen stehen.
    »Fahr vorsichtig, Nicoletta.«

12
    » I

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