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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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perfekt erschienen. Aldobrandini konnte dessen melancholische, merkwürdig zerbrechliche Gestalt, bekleidet mit einem einfachen Umhang, regelrecht vor sich sehen, wie er mit durchgeistigtem Gesicht, dessen Ausdruck zwischen ekstatisch und dämonisch schwankte, zum Himmel blickte. Der El-Greco-Look.
    »Was hat Jeremys Agent denn herausgefunden?«, fragte er schließlich Marcello.
    »Nun ja, das ist die andere Sache, über die wir reden müssen. Ich muss schon sagen, es ist ein wenig beunruhigend. Bisher noch nicht dramatisch, aber wir müssen vorsichtig sein.«
    »Jetzt red auch du keinen Scheiß, Marcello.«
    »Er hat mir nicht alle Details genannt, aber im Wesentlichen geht es um Folgendes. Er war letzte Woche in L. A. und hat natürlich unser Projekt erwähnt. Die Reaktion war, ist ja toll, dass Luciano wieder im Geschäft ist, aber wer ist denn Rapture Works? Von dem Verein hatte noch nie jemand was gehört.«
    »Ich auch nicht.«
    »Die finanzieren die ganze Sache. Hollywood-Leute gucken immer auf das Entscheidende, nämlich dahin, wo das große Geld steckt, für den Fall, dass man einen Prozess anstrengen muss.«
    »Warum wusstest du das denn nicht vorher, Marcello?«
    »Ich wusste es schon, aber es schien mir nicht wichtig. Unsere Produktionsfirma hat einen ausgezeichneten Ruf für leicht schräge Low-Budget-Filme, die weltweit bei einem größeren Nischenpublikum sehr gut ankommen. Die kriegen immer gute Besprechungen, und wir haben noch nie mit einem Projekt Verluste gemacht. Und ehrlich gesagt, Luciano, deine Karriere war nicht gerade auf einem wahnsinnigen Höhepunkt, als dieses Angebot kam. Es hörte sich rundum nach einem guten Deal an.«
    Aldobrandini seufzte theatralisch. »Von diesem ganzen geschäftlichen Scheiß bekomm ich Kopfschmerzen. Das weißt du doch. Schließlich kriegst du deinen Anteil dafür, dass du mir so was vom Hals hältst.«
    »Okay, ich werd mich kurzfassen. Die Leute, die sich für Jeremys Agenten umgehört hatten, haben berichtet, dass die Firma Rapture Works erst vor sieben Monaten gegründet wurde und dass ihre Gelder anscheinend über eine Strohfirma auf den Bermudas fließen. Wie ich bereits sagte, das muss nicht unbedingt ein Grund zur Sorge sein. Du hast deinen Vorschuss erhalten, um den Drehplan zu prüfen und andere Vorbereitungen zu erledigen, und falls es sich als schwierig erweist, einen passenden Ersatz für Jeremy zu finden, kannst du diese Szenen immer noch am Schluss drehen. Doch nachdem ich das gehört hatte, habe ich mir noch einmal den Vertrag angesehen. Finanziell ist jetzt bis zum Beginn der eigentlichen Dreharbeiten alles in der Schwebe. Deshalb würde ich dir raten, die Sache voranzutreiben und so schnell wie möglich anzufangen.«
    »Wozu denn diese Eile? Wenn sie ihre Verpflichtungen nicht einhalten wollen, könnten sie das doch jederzeit tun.«
    »Weil die Möglichkeit bestehen könnte, dass das ganze Projekt ein Schwindel ist.«
    »Was?«
    »Irgendein cleverer Steuertrick oder vielleicht Geldwäsche. Ich hab Gerüchte gehört, dass der Film vielleicht überhaupt nicht zustande kommt. Um das herauszukriegen, solltest du so schnell wie möglich die Kameras zum Laufen bringen. An dem Tag, an dem die Dreharbeiten beginnen, sind sie nämlich vertraglich verpflichtet, eine beträchtliche Summe von einem Anderkonto auf dein Konto zu überweisen. Wenn sie das nicht tun, werden wir uns nach einer anderen Finanzierungsmöglichkeit umsehen. Wenn sie es tun, kannst du dieses Gespräch vergessen und endlich anfangen, das große Kunstwerk zu schaffen, von dem ich weiß, dass es immer noch in dir steckt, Luciano, was auch immer deine Kritiker behaupten. Doch als Profi in diesem Geschäft rate ich dir, den Drehbeginn zu beschleunigen und damit diese Leute zu zwingen, Farbe zu bekennen oder zu verschwinden.«
    Luciano Aldobrandini stellte das Telefon aus und brüllte nach Pippo. »Noch einen Drink, Darling!«
    »Aber der Arzt hat doch gesagt …« »Ich weiß, was der Arzt gesagt hat. Und ich weiß auch, dass ich mich jetzt betrinken muss. Wo ist die Narcisso ?«
    »Zuletzt hieß es, sie kriegt gerade den Hintern geschruppt.«
    »Red nicht so unanständig, Pippo. Ruf im Yachthafen an und sag ihnen, sie sollen sie seetüchtig machen. Dann treib ein paar Matrosen auf. Ich verspüre den Drang nach südlichen Gefilden.«

5
    »Sie wollen mir also nicht sagen, worüber Sie gesprochen haben.«
    »Ich kann mich nicht im Einzelnen erinnern! Außerdem waren das nur geschäftliche

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