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Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman

Titel: Sterben auf Italienisch - Ein Aurelio-Zen-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Dibdin
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keinen Hals und ein ziemlich rowdyhaftes Benehmen, was durch die unrasierten Wangen und das Banditenbärtchen noch unterstrichen wurde. Zen selbst begann sich nach zwei Monaten in Kalabrien nackt im Gesicht zu fühlen.
    »Das ist gerade gekommen, Sir«, sagte Arnone und legte ein Blatt Papier auf den Schreibtisch. Es war ein Fax vom amerikanischen Konsulat in Neapel, mit dem sich Zen gleich nach dem Mittagessen in Verbindung gesetzt hatte, und enthielt Folgendes:
     
    PETER NEWMAN Pass-Nr.: 733945610 Geburtsdatum: 28. 11. 1944 Geburtsort: Spezzano della Sila, Italien Bemerkungen: Geburt beurkundet unter dem Namen PIETRO OTTAVIO CALOPEZZATI. Name am 30. 5. 1966 in San Francisco gesetzlich geändert. US-Staatsangehörigkeit am 19. 4. 1968 erworben, Bürge: Roberto Marcantonio Calopezzati, VS-NfD, Aktenzeichen 48294/AVP/0006
     
    Daran angehängt waren mehrere Passfotos von Newman sowie eine digitalisierte Aufnahme seiner Fingerabdrücke, die ihm abgenommen worden waren, als er die amerikanische Staatsangehörigkeit erhielt. Zen reichte die Dokumente kommentarlos Arnone. Der junge Mann las sie durch und stieß einen leisen Pfiff aus.
    »Das ändert die Sache erheblich, nicht wahr?«, bemerkte Zen.
    Der junge Beamte brach in ein flegelhaftes, arrogantes Lachen aus, das er sofort unterdrückte. »In mehr als einer Hinsicht.« Arnone klopfte auf das Blatt Papier. »Bis zu der Bodenrechtsreform in den fünfziger Jahren waren die Calopezzatis die reichste Familie in dieser Provinz und weit darüber hinaus. Denen gehörte halb Kalabrien.«
    Die beiden Männer beäugten sich schweigend.
    »Lassen Sie alles stehen und liegen, was Sie gerade tun, und besorgen Sie mir eine beglaubigte Kopie von dieser Geburtsurkunde«, sagte Zen.
    Nachdem Arnone gegangen war, rief er beim Konsulat in Neapel an und bat um eine Erklärung der Abkürzung VS-NfD vor dem Aktenzeichen von Peter Newmans Einbürgerungsvorgang.
    »Verschlusssache, nur für den Dienstgebrauch«, lautete die Antwort.
    »Also kann ich keine weiteren Details von Ihnen erwarten?«
    »NfD-Daten sind auch immer NAUST. Nicht für ausländische Staatsbürger. Weitergabe auf US-Bürger beschränkt. Tut mir leid, dass wir Ihnen nicht helfen können.«
    »Das haben Sie bereits getan«, erwiderte Zen.

6
    Jake und Martin trafen sich im SooChic, einem japanisch-peruanischen Crossover-Lokal mit Akzenten aus dem tiefen Süden. Die Einrichtung war fünfziger Jahre skandinavisch, angenehm fürs Auge, aber hart für den Hintern. Ein Kellner erschien am Tisch und verabreichte ihnen eine intensive kulinarische Redetherapie.
    »Also?«, sagte Jake.
    »Yeah«, sagte Martin.
    Martin Nguyens Vater war einer der größten Folterknechte des südvietnamesischen Diem-Regimes gewesen, und sein Sohn hatte von ihm das maskenhaft starre Gesicht und die kratertiefen Augen geerbt, die einen in Todesängste versetzten, noch bevor der Strom eingeschaltet wurde.
    »Grundsätzlich sind wir im grünen Bereich«, sagte Martin. »Newman ist ein unabhängiger Unternehmer, der mit Rapture Works absolut nichts zu tun hat. Wenn man ihn entführt hat, ist das ein Problem der Familie. Der Sohn ist inzwischen auf dem Weg nach Kalabrien. Pete wusste, worauf er sich da einließ. Schließlich stammt er von dort, verdammt noch mal.«
    Das Essen kam. Jake spießte ein Stück Sushi auf und tunkte es in das höllisch scharfe Maispüree.
    »Pete Newman?«
    Martin nickte. »Typischer Fall von Analphabetismus auf Ellis Island, nehm ich an. Der Papa hieß vermutlich Novemano oder irgend so’n Scheiß.« Er kaute mürrisch auf seiner Kutteln-Tamale herum. »Ich hasse Italiener.«
    »Ausländer sind echt scheiße«, bemerkte Jake.
    Martin sah ihn scharf an. Obwohl er den größten Teil seines Lebens in den Staaten verbracht hatte, kam er sich häufig immer noch ziemlich fremdländisch vor. Seit Jake ihn für das Unternehmen Rapture Works als Projektmanager engagiert hatte, hatte er gelernt, den Jargon der Software-Community der Stadt zu entschlüsseln und sogar zu sprechen, in der Geeks Nerds heirateten und die höchste Autismusrate im ganzen Land herrschte. Jake war nicht unbedingt ein Autist, auch wenn er vielleicht an einem leichten Asperger-Syndrom litt. Allerdings war Martin schon der Gedanke gekommen, dass Jake durchaus im CAPTCHA-Test versagen könnte, der entwickelt worden war, um menschliche von künstlicher Intelligenz zu unterscheiden, vielleicht sogar in beiden Kategorien. Zu blöd, um ein Mensch zu sein, und zu

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