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Sterben in Rom

Sterben in Rom

Titel: Sterben in Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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gehört haben. Wie schon erwähnt, schien es ihm nur recht zu sein, daß ihm die Probleme mit Tremor auf diese Weise abgenommen worden waren, und überhaupt interessierte Tinto sich in erster Linie vor allem für eines: sich selbst. Er frönte in vielerlei Hinsicht den dunklen Freuden unseres Daseins und kümmerte sich wenig um die Belange der Sippe, so sie ihn nicht unmittelbar angingen.
    Freiheraus gesagt: Ich hielt Tinto für einen Narren, ein Trottel sogar. Ein weiterer Fehler meinerseits .
    Es war für mich kein Leichtes, soviel Zeit wie nur irgend möglich bei Tremor in dessen Versteck zu verbringen. Oft genug fühlte ich mich von anderen Sippenangehörigen beobachtet, als ahnten sie etwas und würden nur darauf warten, daß ich mich selbst als Lügner entlarvte. So manchen Vorwand mußte ich ersinnen, um mich aus ihren Reihen stehlen zu können.
    Tremor bereitete mir mehr und mehr Sorge. Sein körperlicher Zustand besserte sich nur allmählich, aber es war abzusehen, daß er nie mehr vollends genesen würde. Er war dazu verdammt, sein Dasein fortan als Monstrum zu fristen.
    Sein Dasein .
    Was war das für ein Dasein? fragte ich mich oft. War es noch lebenswert? Eilends verbat ich mir solcherlei Gedanken. Er war und blieb mein Bruder, und ich hatte allein dafür Sorge zu tragen, daß es ihm so gut ging wie nur irgend möglich.
    So ließ ich ihm manchen Bluttrunk zukommen, gelegentlich schleifte ich auch ein Opfer in seine kühle Kammer, das ich, wenn er sich daran gelabt hatte, in einer der zahllosen Grabnischen verschwinden ließ.
    Dennoch fiel mir auf, daß mein Bruder nicht in dem Maße durstig schien, wie ich es erwartet hätte. Es kam sogar vor, daß er ablehnte, wenn ich Nachschub brachte.
    Allen Ernstes dachte ich damals, daß Tremor sich womöglich an Ratten gütlich tat, die er aus der Dunkelheit seiner Kammer fing, vielleicht nur, um der Langeweile Herr zu werden. Mich schauderte bei der bloßen Vorstellung, und so fragte ich nicht danach. Zumal ich wohl ohnehin keine Antwort bekommen hätte. Denn Tremors Verstand hatte in vielleicht noch schlimmerer Weise unter der Folter gelitten als sein Leib .
    In dieser Art vergingen drei, vielleicht auch vier Wochen. Dann geschah etwas, das mich in sehr viel stärkerem Maße erschreckte, als es nötig gewesen wäre - hätte ich nur zur rechten Zeit und gründlicher über alles nachgedacht.
    Tinto berief eine Versammlung ein. Die Sippe scharte sich in einer weitläufigen Kammer um ihn, die er sich nach Art der altrömischen Herrscher eingerichtet hatte, von denen er dem Vernehmen nach viele persönlich gekannt hatte. So gab es in unseren Reihen eine Le-gende, die sich um Kaiser Neros angeblichen Wahnsinn rankte und ganz anders klang als das, was in den Geschichtsbüchern der Menschheit darüber zu lesen stand .
    Entgegen der Gepflogenheiten bei sonstigen Treffen dieser Art lag Tinto heute nicht auf seinem weichen Kissenlager, und auch keinem der unseren wurde ein bequemer Platz angeboten. Einem bis aufs Blut gereizten Raubtier gleich lief Tinto in der Mitte unserer Runde auf und ab, die Züge verkniffen, die Augen flackernd vor mühsam bezähmter Wut und Unruhe.
    Eine Ahnung beschlich mich, nicht konkret genug jedoch, als daß sie mir etwas verraten hätte. So beunruhigte sie mich nur, was fast noch schlimmer war. Ich hatte alle Mühe, mir meine plötzliche Nervosität nicht anmerken zu lassen.
    Lange Zeit machte Tinto keinerlei Anstalten, uns zu verraten, weshalb er die Versammlung anberaumt hatte. Irgend jemand, Tajan, wenn ich mich recht entsinne, brach das Schweigen endlich und fragte nach dem Grund.
    Tinto antwortete nicht, sondern griff stumm nach etwas, das er Ta-jan reichte. Eine Tageszeitung.
    Die Lettern der Schlagzeile waren groß genug, daß ich sie von meinem Platz aus entziffern konnte.
    VAMPIR HAT WIEDER ZUGEBISSEN
    Ich schloß die Augen. Mit Mühe hielt ich ein Stöhnen zurück. Meine vage Ahnung verdichtete sich.
    Tajan reichte die Zeitung weiter, und auch ich kam schließlich an die Reihe, den Artikel zu lesen.
    Darin ging es um den mittlerweile fünften Mord, der auf geradezu bestialische Weise begangen worden war. Der Täter hatte seinen Opfern die Kehle regelrecht zerfleischt, und die Leichen waren fast blutleer aufgefunden worden. Freilich ging man seitens der Polizei und Presse von einem Perversen aus, und seiner Vorgehensweise wegen hatte man ihm den Namen »Vampir« gegeben. Wie richtig man damit lag, wußte zu dieser Stunde wohl niemand

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